Es war ein Deal, eigentlich auch so eine Art Erfolg für Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, als er RWE dahin brachte, den Kohleausstieg auf das Jahr 2030 vorzuziehen. Aber zu einem Preis, der seitdem zunehmend Proteste auslöst: der Bestätigung, dass dafür das Dorf Lützerath abgebaggert werden dürfe. Ein Zugeständnis, das auch die Mediziner-Initiative „Health for Future“ nicht akzeptabel findet.

280 Millionen Tonen sollen mit diesem Kompromiss in der Erde bleiben. Fünf Ortschaften und drei Höfe, die bislang vom Tagebau Garzweiler bedroht waren, bleiben erhalten. Nur „Lützerath muss weichen“, wie es die NZZ formulierte.

Und die Landesregierung von NRW und Tagebaubetreiber RWE machen Ernst – seit Montag, dem 2. Januar. An dem Tag wurde damit begonnen, das besetzte Dorf Lützerath im rheinischen Braunkohlerevier zu räumen. „Health for Future Deutschland“ fordert ein Ende der Räumung und ein Abrissmoratorium für Lützerath. Denn selbst mit dem Kompromiss gefährdet Deutschland noch immer sein 1,5-Grad-Ziel.

Die Stellungnahme von „Health for Future“

Kohle macht krank – Health for Future fordert ein Abrissmoratorium für Lützerath

Seit Montag wurde damit begonnen, das besetzte Dorf Lützerath im rheinischen Braunkohlerevier zu räumen. Health for Future Deutschland fordert ein Ende der Räumung und ein Abrissmoratorium für Lützerath.

Die Bewegung, in der sich Angehörige verschiedenster Gesundheitsberufe für Klimagerechtigkeit und eine gesunde Zukunft einsetzen, hält es für fatal, dass in Lützerath die Konzerninteressen von RWE über die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens und wissenschaftliche Erkenntnisse gestellt würden.

„Im Gesundheitssystem sind wissenschaftliche Erkenntnisse unabdingbare Grundlage für die Gesundheit unserer Patient/-innen – in der Klimapolitik sind sie unabdingbar für die Gesundheit aller Menschen. Schon heute fordern die Folgen der Klimakrise und der Verbrennung fossiler Energieträger auch bei uns in Deutschland jedes Jahr hunderttausende Todesopfer. Es macht uns fassungslos, dass sich die Politik entgegen den wissenschaftlichen Erkenntnissen für die Zerstörung des Dorfes entschieden hat“, so Sonja Schmalen von Health for Future.

Die Verbrennung der Kohle unter Lützerath würde dazu führen, dass Deutschland keinen gerechten Beitrag mehr zur Einhaltung der in Paris vereinbarten 1,5 Grad-Grenze leisten kann, zudem zeigt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), dass die Kohle trotz der aktuellen Energiekrise für die Versorgungssicherheit nicht gebraucht wird.

„Die Zerstörung von Lützerath und die Verbrennung der Kohle wäre nicht nur katastrophal für die Klimapolitik, sondern auch für unsere Gesundheit. Jede Tonne CO₂, die ausgestoßen wird, führt dazu, dass mehr Menschen unter Hitzewellen, Extremwetter, Dürren, Hunger und sich ausbreitenden Krankheiten leiden. Jede Tonne CO₂ macht die Lebensbedingungen der Zukunft ungesünder – deshalb muss die Kohle unter Lützerath im Boden bleiben!“, so Katharina Kewitz von Health for Future.

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