Kaciaryna Andrejeva (Bachváłava) ist eine belarussische Journalistin; im Jahr 2020 wurde sie als politische Gefangene anerkannt.

Kaciaryna wurde 1993 in Minsk in einer Familie von Journalisten, Historikern und Philologen geboren. Als Journalistin begann sie ihre Arbeit 2014.

Von 2015 bis 2017 arbeitete sie als Journalistin des belarussischen Dienstes von Radio Liberty, seit 2017 als Korrespondentin des belarussischsprachigen unabhängigen Fernsehsenders „Belsat“.

Ihre Beiträge wurden in ukrainischen, russischen und anderen ausländischen Massenmedien veröffentlicht. Kaciarny Andrejeva sitzt auch im Lukaschenko-Gefängnis.

Kaciaryna Andrejeva, Autorin bei #FreeAllWords. Foto: privat
Kaciaryna Andrejeva, Autorin bei #FreeAllWords. Foto: privat

Kaciaryna Andrejeva

Über dem weißen Feld
dem Wintermeer
in der Stille
inmitten der Sorgen
um mein Glück
und meinen Schmerz
fliegt, zittert,
strahlt ganz unbeschreiblich
auf dem schwarzen Laken
des ach so vertrauten Himmels
manchen Monat schon
manches Jahr
mein einsamer
stummer
mein einziger
Schicksalsstern.

Ich bete zu ihm, ich
fürchte ihn
versuche ihn
nicht zu sehen.

Ist dann die Zeit heran
halte ich inne, für immer
um unter dem Blick dieses Sterns
meine Ruhe zu finden.

Noch aber irre ich
auf gottverlassenen Pfaden,
auf den Fußspuren
wilder Tiere.

Es schreckt mich nicht mehr,
es ist nicht mehr komisch
es ist schon gar nicht
mehr schlimm,
dass ringsumher
die Lieder verstummt sind
dass statt der Lieder
Rückgrate krachen.

In dem geliebten Land
wo du mich
schon ehe der Frühling beginnt
durch das Gitterfenster
anstrahlst.

(Übersetzung ins Deutsche durch Christine Hengevoss)

Zum Hintergrund

Der Text- und Übersetzungsfonds #FreeAllWords ist ein gemeinsames Unterstützungsprojekt für belarussische und ukrainische Autor/-innen aller Genres, und wird unter dem Dach des European Writers’ Council (EWC) organisiert.

Bisher sind 12 Autoren/-innen, 71 Übersetzer/-innen aus 24 Ländern am Projekt beteiligt und 64 berührende und großartige Texte entstanden.

Im Rahmen von #FreeAllWords werden kurze, aktuelle, bestehende als auch originale Texte, Interviews, Reportagen, Essays, Gedichte und andere literarische Formen in europäische und internationale Sprachen übersetzt und auf vielfältigsten Kommunikationswegen – digital, Print, in Blogs, Medien verbreitet.

Ziel sind mindestens eine Million veröffentlichter Worte für Frieden und Freiheit der Meinungsäußerung, für die Verständigung zwischen Kulturen und Nationen, sowie als zentraler Beitrag bei der Überzeugungsarbeit für eine freie, demokratische, friedliche und integrative Gesellschaft.

Zu den Zielen und der Entstehung des Projekts haben wir mit der Initiatorin Nina George gesprochen.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Redaktion über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar