Bürgerbeteiligung, darunter verstehen die meisten Menschen Initiativen und Vereine, die irgendetwas Kompliziertes tun. Aber auch die Arbeit im Förderverein einer Schule gehört zur Bürgerbeteiligung und ist für manche Menschen die direkte Beteiligungsform. Am Leipziger Leibniz Gymnasium gibt es den Verein der Freunde und Förderer der Leibnizschule Gymnasium e. V. schon seit 30 Jahren. Wir waren zum Tag der offenen Tür, am 19. Januar 2024, im Leibniz Gymnasium und haben Heike Meichsner, die stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins, getroffen.

Motivation

Frau Meichsner, seit wann sind Sie im Förderverein und was hat Sie motiviert? Als ich den Förderverein kennengelernt habe, damals war ich noch Elternvertreter, war eine ganz wichtige Aufgabe der Fördervereine, die Eigenmittel für die GTA einzuwerben. Ohne den Eigenanteil hätte man die Angebote damals nicht machen können. Aber auch heute noch spielen sie eine wichtige Rolle, können manchen Wunsch schnell und unbürokratisch erfüllen, für den die Mittel des Schulhaushaltes einfach nicht ausreichen oder die Beschaffung zu kompliziert wäre. Als Elternsprecher lernt man auch schon vieles über die Zuständigkeiten in der Stadt und er Austausch im Kreiselternrat hat auch aufgezeigt, was an anderen Schulen möglich war. Diese Erfahrungen waren eine gute Basis für meinen Wechsel in den Verein. Ein Beispiel ist die Bühne, die wir jetzt in der Aula haben. Eine ähnliche Bühne gab es schon im Kantgymnasium, damals wurde dann ein Treffen mit Vertretern aus dem Amt dort organisiert und gesagt, das möchten wir auch. Das hat die letztliche Genehmigung erleichtert.
Heike Meichsner und Sandra Wiesemüller. Foto: Thomas Köhler

Projekte

Die Bühne ist ein Projekt, welches der Förderverein initiiert hat, welche weiteren Projekte gab es? Wir haben uns damals auch für einen Trinkbrunnen in der Schule eingesetzt, bei Sanierungen ist das inzwischen Standard an den Schulen. Der Stadtrat hatte ein Budget beschlossen, dass auch an einigen Schulen im Jahr Trinkbrunnen nachgerüstet werden konnten, das konnten wir damals für unsere Schule nutzen. Auch für die Weiterführung der Schulbibliothek haben wir uns damals eingesetzt, das ist nach wie vor ein aktuelles Thema in der Stadt. Auch die Schülerratsfahrt war anfangs eine Initiative des Elternrates, die der Förderverein finanziell unterstützt hat, zeitweise waren wir selbst auch in die Organisation sehr involviert, mittlerweile hat das die Schule zu großen Teilen selbst übernommen, das freut uns sehr.  Wir unterstützen die Fahrt aber noch immer finanziell. Das für den Verein wichtigste jährliche Projekt ist der Spendenlauf, bei dem sich jeder Schüler einen oder mehrere Sponsoren sucht – zum überwiegenden Teil sind das Eltern oder Großeltern, also Familienmitglieder. Das ist unsere Haupteinnahmequelle, ohne dieses Engagement der Schüler und ihrer Familien hätten wir viel weniger finanzielle Möglichkeiten. Zu Corona-Zeiten konnten wir den Lauf nicht durchführen, da haben wir für ein Stadtradelteam an der Schule geworben und dafür Sponsoren gewonnen – seitdem hat die Schule jedes Jahr am Stadtradeln teilgenommen und es auch unter die Top 50 geschafft – nur das Losglück bei der Preisvergabe fehlte noch. Weiterhin organisieren wir jährlich ein Absolvententreffen im Januar, unterstützen das Hoffest und die Abiturzeugnisausgabe mit kleinen Auszeichnungen.

Mitglieder

Wie viele Mitglieder hat der Förderverein und sind das alles Eltern von Schülerinnen und Schülern? „Wir haben ca. 180 Mitglieder, das sind meist Eltern, aber inzwischen sind auch wieder knapp 20 Lehrerinnen und Lehrer dabei. Das freut uns sehr, das ist auch gut für die Kommunikation, so wissen auch die Lehrer, was Thema im Verein ist und wofür die Gelder ausgegeben werden. Auch einige wenige ehemalige Schüler sind noch im Verein.“

Hausmeisterwohnung

Ich habe da etwas von einem Projekt „Umbau der Hausmeisterwohnung“ gehört, was ist das?
Cover Leipziger Zeitung Nr. 121, VÖ 02.02.2024. Foto: LZ
Cover Leipziger Zeitung Nr. 121, VÖ 02.02.2024. Foto: LZ
Der Hausmeister ist im letzten Jahr altersbedingt ausgezogen. Es ist nicht mehr üblich in Leipzig, dass die Hausmeister in der Schule wohnen. Deshalb können die Räume künftig von der Schule genutzt werden – wir haben bislang kein Zimmer für den Schülerrat, auch keinen Aufenthaltsraum für Freiblöcke oder ein Zimmer für eine Schulsozialarbeiterin. Dafür muss die Wohnung umgebaut und neu ausgestattet werden. Die Renovierung sollte durch die Stadt erfolgen, aber nachdem nach 3 Monaten noch nichts passiert war, haben Mitglieder des Schülerrates und 2 Lehrer schon mal angefangen und wir haben die Materialien finanziert. Damit wollen wir keinesfalls die Stadt ermutigen zu warten bis das andere für sie erledigen.  Aber klar, was man selber macht, wird auch mehr wertgeschätzt, aber die schnelle und unkomplizierte Bereitstellung der Materialien wäre schon trotzdem wünschenswert gewesen. Aber wir sind ja froh, dass es überhaupt möglich war.

Letzte Frage

Sie ja nun im Vorstand vom Förderverein. Was bedeutet das eigentlich, wie viel Zeit und Nerven kostet Sie und die anderen Vorstandsmitglieder das? Also wie in jedem Ehrenamt, man setzt seine Zeit, man setzt seine Nerven, man setzt seine Energie ein, aber es ist durchaus befriedigend, denke ich. Ja genau, zumal wir derzeit auch ein gutes Team sind, jeder bringt das ein, was er kann – ich die IT, Frau Rahmen die ganze Buchhaltung, Frau Lange, die Vorsitzende, ganz viele repräsentative Termine – das ist ja auch nicht jedermanns Sache und Gestaltung von Urkunden, Plakaten, Flyern und Frau Wiesemüller die Protokolle und die Kommunikation mit Eltern – und Schülerrat. Wir haben auch einen kleinen Pool an Unterstützern, die wir für die eine oder andere Aufgabe aktivieren können – nicht zuletzt ist auch immer eine Vertreterin der Schulleitung im Vorstand und unterstützt uns keinesfalls nur formal – es ist zu den Sitzungen auch wirklich immer jemand aus der Leitung oder die GTA Koordinatorin da. Das schätzen wir auch sehr, es ist ja alles neben dem Job. Frau Meichsner, ich bedanke mich für das Gespräch. Vielleicht erreicht es ja jemanden und macht Lust zum Mitmachen im Förderverein.

Die Schulleiterin

Nach einigen Jahren der Vakanz der Stelle als Schulleiter und kommissarischer Leitung hat das Leibniz Gymnasium seit September 2023 mit Diana Schneider eine hauptamtliche Schulleiterin. Wir haben sie nach ihren Erfahrungen mit Fördervereinen gefragt. Welche Bedeutung hat für Sie als Schulleiterin ein Förderverein, ist der gut oder nerven die? Nein, die nerven überhaupt nicht. Ich bin ganz dankbar, dass wir den Förderverein haben, die Mitglieder sind oftmals die Mütter oder die Väter von Schülerinnen und Schülern, aber auch von Ehemaligen und die haben natürlich auch eine ganz emotionale Bindung zum Leibniz. Sie sind uns eine ganz große Stütze, zum einen, was Veranstaltungen angeht, die sie also mit organisieren, mitgestalten. Da will ich auch nicht verschweigen, der Förderverein stellt natürlich auch Fördermittel zur Verfügung, unterstützt zum Beispiel beim Abiball mit einer Finanzspritze, damit wir die Saalmieten bezahlen können und so was. Das ist aber nur ein ganz kleiner Anteil, die finanzieren uns wirklich unheimlich viel und sind sehr, sehr entgegenkommend, was diesen Teil angeht. Den Förderverein gibt es ja schon etwa 30 Jahre, da ist die Zusammenarbeit schon eingespielt, vermute ich. Absolut, wir haben einen ganz kurzen Draht, wir sind über WhatsApp verbunden. Ich bin ja selber auch Mitglied, wir treffen uns immer regelmäßig und tauschen uns einfach auch aus und so geht auch ganz vieles über den sogenannten kurzen Dienstweg, dass wir uns absprechen können und voneinander hören. Also von Ihrer Warte aus ist ein Förderverein für eine Schule eine tolle Sache? Eine tolle Sache und auch absolut notwendig. Ich wüsste gar nicht, wie wir es ohne den Verein machen sollten. Ich finde, es ist eine ganz tolle Tradition und kenne ich das auch von anderen Schulen, wo ich bisher gearbeitet habe, so und habe es immer nur positiv erlebt. Vielen Dank Frau Schneider für Ihr Statement. Fazit: Ein Förderverein ist für eine Schule ein wichtiger Partner, nicht nur bei der Finanzierung zusätzlicher Angebote. Die ehrenamtliche Mitarbeit im Förderverein ist ein wichtiger, oft unterschätzter, Aspekt in der Bürgerbeteiligung. „Förderverein als Bürgerbeteiligung“ erschien erstmals im am 02.02.2024 fertiggestellten ePaper LZ 121 der LEIPZIGER ZEITUNG. Sie wollen zukünftig einmal im Monat unser neues ePaper erhalten? Hier können Sie es buchen

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