Wenn eine Pandemie dafür sorgt, das Menschen weniger wandern können, sorgt das in einem Bundesland wie Sachsen natürlich dafür, dass die Einwohnerzahl stärker sinkt als in den Vorjahren. Aber tatsächlich schrumpft der Freistaat ja seit 2016 wieder, auch wenn das Corona-Jahr 2020 sowohl dadurch auffiel, dass sich die Übersterblichkeit auch in der Bevölkerungsstatistik bemerkbar machte.

Zum 31. Dezember 2020 lebten 4.056.941 Menschen im Freistaat Sachsen, meldete das Landesamt für Statistik am 9. Juli. Gegenüber 2019 ging die Bevölkerung um 15.030 Personen bzw. 0,4 Prozent zurück. Im Vergleich zur Entwicklung in den Jahren 2016 bis 2019 mit einem durchschnittlichen Rückgang von 0,1 Prozent pro Jahr bedeutet dies einen deutlichen Anstieg der Bevölkerungsverluste.Vom Bevölkerungsrückgang war ausschließlich die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter von 20 bis unter 65 Jahren betroffen, die gegenüber 2019 um rund 20.800 Personen bzw. 0,9 Prozent abnahm, betonen die Statistiker. Aber das Schrumpfen der Bevölkerung wurde besonders durch die höhere Sterblichkeit der älteren Sachsen und Sächsinnen angetrieben.

Wobei in den 2020er Zahlen ja noch gar nicht alle Corona-Sterbefälle enthalten sind. Die zweite Welle sorgte ja gerade zum Jahresbeginn 2021 für viele weitere Sterbefälle, sodass offiziell 10.099 Bewohner/-innen des Freistaats durch SARS-CoV-2 gestorben sind.

Aber im Vergleich der Sterbezahlen aus den Vorjahren sieht man schon, dass die Übersterblichkeit in Sachsen, ausgelöst durch COVID-19, im Jahr 2020 bei über 6.000 lag, den durchschnittlichen Sterbezahlen um die 55.000/56.000 aus den Vorjahren standen 2020 dann 62.000 Verstorbene gegenüber.

Und so betont auch das Statistische Landesamt: „Die Bevölkerungsabnahme gegenüber 2019 resultierte aus einem hohen Überschuss der Gestorbenen bei gleichzeitig geringeren Wanderungsgewinnen. Das Statistische Landesamt registrierte 33.383 Lebendgeborene (-3,2 Prozent), 62.092 Gestorbene (+13,0 Prozent), 72.559 Fortzüge (-14,1 Prozent) sowie 86.958 Zuzüge (-13,1 Prozent). Somit starben im Jahr 2020 rund 28.700 Personen mehr als lebend geboren wurden. Ein Gestorbenenüberschuss in dieser Höhe war letztmalig im Jahr 1996 verzeichnet worden. Gegenüber 2019 erhöhte sich der Gestorbenenüberschuss 2020 um fast 8.300 Personen. Auch die Wanderungsgewinne gingen erneut leicht auf rund 14.400 zurück.“

Was übrigens viel damit zu tun hat, dass sich deutlich weniger Studierende aus dem Ausland in Sachsen zu einem Studium anmeldeten.

Im Ergebnis stagnierte das Durchschnittsalter der sächsischen Bevölkerung bei 46,9 Jahren.

Und noch ein Trend setzte sich fort: „Mütter waren bei der Geburt ihres Kindes durchschnittlich 31,5 Jahre alt. Die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau mit 1,54 ging erneut zurück. 2019 hatte sie noch bei 1,56 gelegen.“

Was ja im Klartext heißt, dass sich die Bedingungen für eine Familiengründung weiter verschlechtert haben. Viele Frauen entscheiden sich immer später dafür, Kinder bekommen zu wollen. 2015 lag das Durchschnittsalter der Frauen bei Geburt ihres Kindes noch bei 30,5 Jahren. Die verringerte Geburtenzahl um über 1.000 gegenüber 2019 könnte zwar darauf hindeuten, dass viele junge Eltern in dieser unsicheren Zeit lieber auf ein weiteres Kind verzichtet haben.

Aber seit 2017 sinken die Geburtenzahlen in Sachsen. 2016 lagen sie noch um über 4.000 Geburten höher. Das hatte nichts mit Corona zu tun, sondern erzählt von den erschwerten Bedingungen, unter denen junge Menschen in den Arbeitsmarkt eintreten und die Basis zur Gründung einer Familie schaffen können.

Das durchschnittliche Sterbealter lag bei 80,5 Jahren und war gegenüber 2019 deutlich gestiegen, so die Statistiker. Wobei auch das durchschnittliche Sterbealter seit Jahren steigt. 2015 lag es noch bei 79 Jahren. Und dazu kommt, dass durch Covid-19 vor allem hochbetagte Menschen gestorben sind.

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