Politik ist selten rational. Sie findet über Emotionen statt. Emotionen, die oft auch mit falschen Argumente genährt werden. Aber das funktioniert. Insbesondere populistische Parteien haben das längst verstanden. Sie nutzen gezielt Narrative über soziale Ungerechtigkeit, um Klimapolitik als unsozial und von Eliten getrieben darzustellen. Eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) bestätigt die Wirkungen der Narrative jetzt anhand einer Umfrage.
Sie entstand auf Basis eines Umfrageexperiments mit rund 1.600 Personen: Alle drei untersuchten Narrative – wonach durch klimapolitische Maßnahmen vor allem ärmere Haushalte belastet werden, Unternehmen sich ihrer Verantwortung entziehen und die deutsche Volkswirtschaft geschwächt wird – verstärken klimapopulistische Haltungen. Besonders das Einkommensnarrativ wirkt zudem negativ auf die Zufriedenheit mit der Demokratie.
„Narrative können die politische Einstellung stark beeinflussen – vor allem, wenn sie Verteilungsfragen zuspitzen“, sagt Lorenz Meister, Doktorand im Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) im DIW Berlin. Er hat die Studie gemeinsam mit Matilda Gettins von FiscalFuture, einer Nichtregierungsorganisation, erstellt. Klimapopulismus wurde im Rahmen der Studie erstmals konkret definiert: Als eine Rhetorik, derzufolge Klimapolitik ein Projekt der Eliten sei, das auf Kosten der einfachen Menschen gehe.
Die Effekte unterscheiden sich je nach sozialer Lage und politischer Orientierung. Frauen sowie einkommensschwache, ostdeutsche und rechte Wähler/-innengruppen reagieren besonders stark auf das Einkommensnarrativ. Das Unternehmensnarrativ wirkt hingegen vor allem unter Männern, in ostdeutschen Regionen und in linken Wählermilieus.
Das Wirtschaftsnarrativ, wonach Klimapolitik die deutsche Volkswirtschaft schwächt, findet besonders in der rechten Wählerschaft Resonanz. „Politische Debatten basieren nicht allein auf Fakten – vereinfachende Geschichten haben große Macht, gerade wenn sie markant und leicht zu merken sind“, so Meister.
Klimapolitik braucht soziale Verankerung und klare Kommunikation
Die Studie unterstreicht, dass es nicht nur auf die Narrative selbst, sondern auch auf die Ausgestaltung der Klimapolitik ankommt. Werden Maßnahmen als gerecht wahrgenommen – etwa durch sozial ausgewogene Ausgleichsmechanismen wie das Klimageld – verlieren polarisierende Narrative an Wirkung. E
ntscheidend ist zudem eine transparente Kommunikation, die Verteilungskonflikte nicht umgeht, sondern offen adressiert. „Klimapolitik muss sozialpolitisch eingebettet sein und Sorgen ernst nehmen. Nur so lässt sich klimapopulistischer Vereinnahmung wirksam begegnen“, betont Gettins.
Die Studie findet man im DIW Wochenbericht 38 + 39/2025.
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