Lange genug hatte die Diskussion um den sogenannten "Masterplan" für das Naturkundemuseum Leipzig gedauert (den es bis heute nicht gibt - dafür zwei Gutachten über die möglichen Bauvarianten). Doch seit klar ist, dass der alte Standort auch bei einer Erweiterung nicht wirklich teurer wird als der alte Favorit Bowlingtreff, sind immer mehr Ratsfraktionen der Meinung: Jetzt werden auch, bitteschön, Nägel mit Köpfen gemacht.

Waren es im Januar noch die Grünen allein, die vorgeprescht sind, damit der Umbau und die Erweiterung auch Eingang finden in den Doppelhaushalt 2015/2016 der Stadt (die Planungen müssen ja finanziert werden, auch wenn erst im nächsten Doppelhaushalt gebaut wird), so sind es jetzt schon drei Fraktionen, die beantragen: Jetzt aber los!

Die CDU-Fraktion hat einen eigenen Antrag vorgelegt, der sich nicht nur zum bisherigen, etablierten Standort des Museums an der Lortzingstraße bekennt, sondern auch die baldige Berufung einer Museumsdirektorin/eines Museumsdirektors fordert. Da nimmt der Antrag auf, was auch die Grünen schon gefordert hatten: Es braucht eine verantwortliche Person an der Spitze des Museums, die nicht nur dem neuen, moderner zu denkenden Museum Gestalt und Inhalt gibt, sondern auch Netzwerke knüpft und und Kontakte herstellt. Denn wenn das Museum mal etwas Gescheites werden soll, dann muss es ein in Mitteldeutschland verankertes modernes Museum sein, das auch heutige wissenschaftliche Standards und Erkenntnisse vermitteln kann. Stichwort: modernes Museumskonzept.

Sanierung und Neubau oder Neubau und Sanierung?

Bei der Forcierung des Neubaus ist die CDU-Fraktion noch etwas zurückhaltend und will für eine bauliche Erweiterung erst einmal ein neues Museumskonzept sehen, das der neue Direktor/die neue Direktorin erarbeiten soll: “Das  Museumsgebäude wird saniert und – unter der Bedingung, dass es gelingt, hierfür Förder- und Drittmittel zu akquirieren – erweitert. Die im Doppelhaushalt 2015/2016 für die Planung der Sanierung und eventuellen Erweiterung bereits berücksichtigten Planungsmittel in Höhe von insgesamt 400.000 Euro werden tatsächlich bereitgestellt.”

Grüne und Linke haben sich jetzt für einen gemeinsamen Antrag entschieden. Darin wollen sie auch gar nicht offen lassen, ob es einen neuen Anbau gibt oder nicht – allein um attraktive neue und vor allem größere Ausstellungsflächen zu bekommen, scheint eine Erweiterung des alten Gebäudes unverzichtbar. Sie sehen auch die Reihenfolge anders: erst der Neubau, dann die Sanierung des Bestandsgebäudes.

“Der jetzige Standort Lortzingstraße 3 wird um einen modernen Neubau erweitert, welcher dann zwischenzeitlich Interimsfunktionen übernimmt und anschließend die bestmögliche Wirtschaftlichkeit des Museums sicherstellt”, schreiben sie in ihrem Antrag. “Anschließend wird das bestehende Museumsgebäude saniert und ertüchtigt. Dazu legt die Verwaltung im 3. Quartal einen Planungsbeschluss vor.”

Und auch diese beiden Fraktionen beantragen die sofortige Ausschreibung der Direktorenstelle. Auch sie sehen die größten Chancen für das Museum und seine wertvollen Bestände in der Erschließung der möglichen Synergien, die es in Mitteldeutschland gibt.

Der Antrag der CDU-Fraktion zum Naturkundemuseum als pdf zum Download.

Der Antrag von Linksfraktion und Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zum Naturkundemuseum als pdf zum Download.

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