Wir leben in einer Zeit, in der viele Menschen auf die allgegenwärtige Präsenz von Internet nicht mehr verzichten können. Und die dann verzweifeln, wenn sie selbst an öffentlichen Orten keinen Zugriff haben. Das geht gerade jungen Menschen so. Und so beantragte das Leipziger Jugendparlament kurzerhand WLAN in allen Ämtern und Außenstellen der Stadt. Ein Antrag, der Verwaltungsbürgermeister Ulrich Hörning so gar nicht überraschte.

„Der Stadtrat beschließt bis Ende des Jahres 2020 alle Ämter, Behörden, Dezernate der Stadt Leipzig und deren Außenstellen, welche öffentlich zugänglich und im Allgemeinen auch besucht werden, mit frei zugänglichem WLAN auszustatten. Zudem werden alle Stellen, an denen dieses WLAN zugänglich ist, entsprechend durch Hinweisschilder oder ähnliches eindeutig gekennzeichnet. Es wird darauf geachtet, dass an allen Stellen eine ausreichende WLAN-Qualität vorhanden ist“, hatten die Jugendparlamentarier beantragt.

Auf den Endzeitpunkt will sich Ulrich Hörning freilich nicht festlegen lassen. Denn so eine Ausrüstung der ganzen Verwaltung mit funktionierendem WLAN braucht Zeit.

Aber drauf hinarbeiten, das wollte er eh: „Im Konzept Moderne Verwaltung (vgl. Vorlage VI-DS-05136-DS-01 beschlossen am 26.02.2018) ist im Handlungsfeld 4 ‚IT-Infrastruktur und Steuerung‘ die Maßnahme ‚Die Stadt Leipzig stellt in Verwaltungsräumen und in Bereichen mit Besucherverkehr WLAN für mobiles Arbeiten und für Bürger bereit‘, wie folgt definiert und wird aktuell schrittweise umgesetzt:

‚Der WLAN-Ausbau verfolgt zwei Ziele. Er bildet die technologische Grundlage für die mobile Arbeit der Beschäftigten und darüber hinaus als Serviceangebot für die Bürgerinnen und Bürger. Mobiles Arbeiten wird so verstanden, dass keine Kabelverbindungen mehr erforderlich sind. Grundlegende Voraussetzung ist daher der Ausbau des WLAN-Zugangs mit zeitgemäßen Bandbreiten in den Verwaltungsgebäuden, schwerpunktmäßig in Beratungsräumen. Als Serviceangebot für den Bürger soll WLAN in Bereichen mit hohen Bürgerkontakten eingerichtet werden (bspw. in Bürgerämtern und in den Städtischen Bibliotheken).‘“

Und die ersten Schritte habe man sogar schon getan, teilt der Verwaltungsbürgermeister in der Stellungnahme zum Antrag des Jugendparlaments mit.

„Bereits im Jahr 2016 erfolgte durch die Lecos GmbH die Voruntersuchung für die WLAN-Versorgung innerhalb von Gebäuden der Stadtverwaltung. Dieses WLAN-Konzept bildet die Grundlage für den Ausbau seit 2017“, erklärt Hörning. „Im Zuge des flächendeckenden Ausbaus von WLAN in den Verwaltungsobjekten wurden in 2017 das Neue Rathaus und das Stadthaus sowie in 2018 schrittweise die Stadtteilbibliotheken und die Bürgerämter ausgestattet. Parallel dazu werden neue Verwaltungsstandorte im Zuge der Baumaßnahmen per se mit WLAN ausgestattet, wie bspw. das Objekt Otto-Schill-Straße und neue Standorte auf der Alten Messe (Stadtarchiv, Amt für Jugend Familie und Bildung).“

Man bekommt also in vielen Leipziger Bürgerämtern und Bibliotheken schon kabelfreien Zugang zum Internet. Wahrscheinlich nur in denen nicht, in denen die jungen Leute beim Warten danach suchten.

Und es werde weiter am Projekt gearbeitet, betont der Verwaltungsbürgermeister: „Zudem ist die Fortführung des WLAN-Ausbaus in bestehenden Objekten beabsichtigt. In 2019 wird begonnen, das Objekt Technisches Rathaus flächendeckend mit WLAN auszustatten. Somit sind die größeren Verwaltungsobjekte voraussichtlich bis Ende 2020 mit WLAN ausgestattet.“

Bleiben nur noch die kleineren dezentralen Verwaltungsobjekte. Hier sei für die Ausstattung mit WLAN ein Mehraufwand an Organisation, Abstimmungen und Anschlusskosten zu erwarten, so der Verwaltungsbürgermeister. „Dies begründet sich u. a. auch im Ausbau der infrastrukturellen Voraussetzungen (Breitbandanschluss, Sicherheitsvorkehrungen für den Zugang zum Stadtnetz, etc.).“

Spürbares Problem: „Aufgrund der parallelen Nutzung des Gäste-WLANs und des Mitarbeiter-WLANs und zur Sicherstellung des Verwaltungshandelns ist die Bandbreite des Gäste-WLANs begrenzt. Demzufolge könnte es bei erhöhter Nutzung des WLANs durch Bürgerinnen und Bürger zu Qualitätseinschränkungen kommen.“

Na ja, und Schilder, die den wartenden Bürgern mitteilen, dass WLAN anliegt, habe man bisher auch noch nicht aufgehängt, so Hörning. Das soll jetzt auch noch kommen: „Die Kennzeichnung in den Wartebereichen mit WLAN sollte geprüft werden und wenn möglich umgesetzt werden.“

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Datenvolumen war vor 10 Jahren teuer – ok. Aber mittlerweile bekommt man unter 10 Euro gigabyteweise Daten hinterher geworfen, sodass mir die angebliche WLAN-Abhängigkeit unverständlich ist.

Es sei denn, man befindet sich in einem dicken Betonbauwerk.

Und zudem: wozu benötige ich eine dicke Internetverbindung, wenn ich mich in einem Amt befinde?

Das ist gehört für mich die Kategorie “Gesellschaftskrankheiten”.
Bleibt die Frage: Warum unterstützt die Stadt so etwas noch?

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