Seit dem Morgen berichtete die L-IZ.de zu den aktuellen Entwicklungen an Leipzigs Schulen, Bibliotheksschließungen und ersten Solidaritätsaktionen in Leipzig rings um die Frage: wie umgehen mit dem Coronavirus. Zur Stunde läuft noch eine OBM-Runde zur aktuellen Lage im Leipziger Rathaus, danach wird es weitere Informationen auf Stadtebene geben. Seit 15:30 Uhr möchten Sozialministerin Petra Köpping und Kultusminister Christian Piwarz in Dresden der dortigen Presse auf Landesebene rings zu den neuen sachsenweiten Entwicklungen Rede und Antwort stehen.

Update 16:15 Uhr: Sachsen macht dicht

Das Video von der Pressekonferenz bei Facebook (via MDR Sachsen)

Was Kultusminister Christian Piwarz zum Beginn der kurzfristig anberaumten Dresdner Pressekonferenz zu sagen hatte, kommt nun einem „wir machen alles dicht“ gleich. Alle Schulen und alle Kitas sind ab Mittwoch praktisch geschlossen. Unter der dann angebotenen „Notbetreuung ist dann auch nur noch eine Notbetreuung“, so Piwarz. Gemeint ist dann ab dem 18. März bis 17. April 2020 also nur noch ein ganz kleiner Kreis aus jenen Kindern, deren Eltern in Berufen arbeiten, welche am Arbeitsplatz unabdingbar sind.

Das Formular für einen Antrag auf eine solche Notbetreuung ab Mittwoch kann man sich hier herunterladen.

Die Branchen, für die es ab Mittwoch (auf Antrag) noch eine Notbetreuung geben wird. Screen Allgemeinverfügung Freistaat Sachsen
Die Branchen, für die es ab Mittwoch (auf Antrag) noch eine Notbetreuung geben wird. Screen Allgemeinverfügung Freistaat Sachsen

Bereits heute versuchte der DJV für die Journalisten zu erreichen, zu diesem Kreis gezählt zu werden, offenbar mit Erfolg „Rundfunk, Presse“ finden sich hier neben sicherheitsrelevanten Branchen, dem Handel und der Gesundheitsversorgung ebenso wieder, wie weitere Bereiche.

Dies sei die „zweite Stufe“, welche damit geschalten wird, so Piwarz. Hierzu wird eine Allgemeinverfügung (Link) erlassen, welche auch die Sperrung von Spiel- und Sportplätzen enthalten könnte. Auch weitere Regeln für Gastronomien seien vorgesehen. Im Handel sollen Malls schließen und nur noch Lebensmittelhändler weiter geöffnet bleiben.

Derzeit gehe es mit allen Mitteln darum, die Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen, so die Runde in der heutigen Pressekonferenz.

Petra Köpping mahnte dringend an, weiterhin Blut zu spenden – hier seien die Zahlen aktuell dramatisch heruntergegangen, hier könnten sich also neue Probleme ergeben.

Wichtige Links

Aktuelle Infos rings um das Corona-Virus beim Freistaat Sachsen

Die Allgemeinverfügung des Freistaates Sachsen in der heutigen Fassung (16. März 2020, PDF zum Download)

Das Antragsformular zur „Notbetreuung“ auf den Seiten des Kultusministeriums (PDF, zum Download)

15:30 Uhr

Dann soll es vor allem um „neue Informationen zur Schließung von Kitas und Schulen in Sachsen“ gehen. Aus Leipzig ist unterdessen bekannt, dass „Tag 1“ der Schulschließungen offenkundig sehr gut gelungen ist (siehe Corona-Virus in Leipzig (1)).

Am Schillergymnasium trafen von sonst über 700 Schülern nur noch knapp über 10 ein, die von Lehrern betreut werden mussten oder einfach Fragen hatten. Alle anderen, wie auch an anderen Schulen, blieben mehrheitlich zu Hause. Offenbar haben die Eltern über die Wochenendtage ausreichende Lösungen gefunden, die Kinder und Jugendlichen zu Hause zu betreuen. Fraglich wird das natürlich erst, wenn es dann Woche um Woche so weitergehen sollte.

Derzeit läuft eine Übertragung der Dresdner Pressekonferenz, Bericht folgt im Nachgang. Ein Katalog mit weiteren Maßnahmen wird dann ebenfalls Thema sein. Es ist derzeit sogar die Rede von der Sperrung von Spiel- und Sportplätzen in Form einer neuen Allgemeinverfügung.

Kartoffeln, Dosen, Klopapier

In den Supermärkten Leipzigs fehlen an manchen Standorten tatsächlich auch am Nachmittag des heutigen Montages noch immer genau drei Dinge, da an vielen Stellen erst gegen späten Nachmittag aus zentralen Lagern nachgeliefert werden wird: Toilettenpapier, Konservennahrung und Kartoffeln. Während in Frankreich nach ersten Medienberichten die Kondome knapp werden, scheint sich so mancher auch in Leipzig auf eine Art Krieg an der Klosettschüssel einzurichten.

In ersten Bauanleitungen im Netz wird empfohlen, wie man aus den unbenutzten Rollen Möbel baut oder das Papier als Kaffeefilter benutzen kann.

Im Leipziger ÖPNV gibt es derzeit ebenso wenige Einschränkungen, wie in vielen anderen Lebensbereichen. Interessant dürfte hingegen in den kommenden Stunden werden, wie stark das Leben – bis auf die notwendigen Branchen Sicherheit, Gesundheit, Handel und Verkehr – im Interesse einer Verlangsamung der Virenausbreitung noch heruntergefahren wird. So ist seit heute morgen auch die Frage aufgekommen, was eigentlich mit großen Betriebsstätten wie beispielsweise dem BMW-Werk und den dort insgesamt über 8.000 Menschen werden soll. Noch arbeitet man in Seehausen weiter, unklar ist, wie lange noch.

Im Porsche Werk Leipzig hat man unterdessen heute zumindest die „Erlebnisprogramme“ stark zurückgefahren, um unnötigen Besucherverkehr zu vermeiden. Von einer Werksschließung ist jedoch auch hier noch keine Rede. Es heißt lediglich: „Reine Werksbesichtigungen und alle Programme von Porsche Leipzig „Gourmet“ und „Co-Pilot“ können leider bis einschließlich 19.04.2020 nicht durchgeführt werden.“

Seit heute wird nun sogar debattiert, die kommende Plenarsitzung des Sächsischen Landtages abzusagen. Was der AfD nicht gefiel und weshalb sie es blockierte. Der Vorsitzende der Fraktion Die Linke, Rico Gebhardt, weist deshalb heute auf eine merkwürdige Kreuzung der Interessen bei der AfD hin.

„Sie setzt damit – offenbar aus parteitaktischen Erwägungen – die Gesundheit der Abgeordneten und Beschäftigten im Landtag unnötig einem Risiko aus. (…) Gleichzeitig will die AfD am Mittwoch im Landtag beantragen, dass die Staatsregierung darauf hinwirken möge, dass in Sachsen, alle Veranstaltungen untersagt‘ werden. Eine Landtagssitzung ist eine Veranstaltung mit einer dreistelligen Zahl an Beteiligten. Ein solches Vorgehen spricht für sich.“

Nützt nichts, auf Wunsch der AfD geht’s also am Mittwoch für alle Abgeordneten in den Landtag nach Dresden zum fröhlichen Abstandhalten im Plenarsaal.

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