130 Menschen sind in Sachsen mittlerweile positiv auf das Coronavirus noch ohne einen Todesfall getestet, 31 davon in Leipzig und weitere 16 im Umland. Für ganz Deutschland meldete das Robert Koch Institut am Sonntagabend (15. März) 4.838 Erkrankungen bei 12 Todesfällen. Noch steht Deutschland vor der großen Erkrankungswelle im Versuch, diese möglichst in die Länge zu ziehen. Seit Montagmorgen kann man nach den praktisch vollständigen Absagen aller Veranstaltungen auch in Leipzig dabei zuschauen, wie die größte Stadt Sachsens in einen etwas gebremsten Modus übergehen wird. Die L-IZ.de berichtet über die aktuellen Entwicklungen.

Update Montag, 16. März 2020, ab 15:30 Uhr

Alle folgenden Entwicklungen ab 15:30 Uhr finden Sie hier. Unter anderem zu den Schul- und Kitaschließungen ab Mittwoch, den Ausnahmeregeln und die Formulare.

Coronavirus in Leipzig (2): Sachsen macht dicht + Updates ab 15:30 Uhr

Update Montag, 16. März 2020, 13:30 Uhr

Uni-Bibliotheken für Besucher geschlossen

Ab hier beginnen sich die Ereignisse ein wenig zu gleichen. Nachdem die städtischen Bibliotheken ihre Regelungen zu den Schließungen ab heute bekannt gegeben haben, folgen nun alle Standorte der Universitätsbibliothek ab heute 19 Uhr nach. Die Bibliothek Medizin/Naturwissenschaften und die Bibliothek Rechtswissenschaft sind bereits geschlossen.

Ab dem 17. März ist die Ausleihe und Rückgabe von Medien noch in der Bibliotheca Albertina, der Campus-Bibliothek und der Bibliothek Erziehungs- und Sportwissenschaft möglich. Auch Präsenzliteratur kann ab sofort an den Automaten ausgeliehen werden. Alle Ausleihen und Rückgaben erfolgen ausschließlich über die Automaten.  Hier gelten für alle drei Standorte geänderte Öffnungszeiten: Montag–Freitag 10–18 Uhr. Die Mahngebühren werden auch hier bis auf Weiteres ausgesetzt.

Weitere Hinweise unter anderem zu Onlinenutzungsmöglichkeiten finden sich hier bei der Uni.

Kontakt gibts nur noch übers Telefon (und im Netz)

Auch das Finanzamt Sachsen stellt an den Standorten Dresden, Chemnitz und Leipzig den Besucherverkehr ein. Bedienstete können sich telefonisch, schriftlich oder per E-Mail an das Landesamt wenden. Die Kontaktdaten konkreter Ansprechpartner und Bearbeiter können der Internetseite des Landesamtes sowie den entsprechenden Bescheiden entnommen werden.

Hier stehen auch Vordrucke, Anträge und auch weitere Informationen zum Herunterladen bereit. Außerdem können diese schriftlich, per E- Mail oder telefonisch beim Landesamt angefordert werden. Besucher, die Unterlagen persönlich im Landesamt abgeben wollen, werden gebeten diese per Post an das Landesamt zu übersenden oder direkt in den Briefkasten der jeweiligen Dienststelle zu werfen.

Ministerpräsident Kretschmer räumt ein: da sind wir noch nicht so weit

Ab morgen soll es bei weiteren Gesprächen mit der Bundesregierung auch darum gehen, wie man vor allem der kleinteiligen Wirtschaft in Sachsen unter die Arme greifen kann. Bereits am Wochenende war klar geworden, dass unzählige Gastronomien, Clubs und Bars, aber auch freie Bühnen in Sachsen und Leipzig die Phase der „Corona-Krise“ kaum ohne Hilfen in Form von Zuschüssen überstehen werden.

Gegenüber dem MDR räumte Michael Kretschmer am heutigen Vormittag in einem Interview (Text/Video) ein: „Wir haben ein paar Instrumente, die auch die Bundesregierung ergriffen hat, die schon auch sehr weitreichend sind, Liquiditätshilfe, Bürgschaften für Unternehmen. (…) Wir haben natürlich viele kleine Unternehmen, die möglicherweise von Liquiditätshilfen jetzt nicht soviel haben, die direkte Zuschüsse brauchen.” Und “wir sind noch nicht so weit, muss man sagen. Wir sind im Gespräch mit der Regierung in Berlin und versuchen, da etwas hinzubekommen.“

Update Montag, 16. März 2020, 10:50 Uhr

Das Sächsische Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, verantwortlich für die Registrierung der Erkrankungszahlen beim Covid-19-Virus auf Sächsischer Ebene, hat am heutigen Morgen die Zahlen angepasst. Vom Sonntagabend bis heute, Montag 8 Uhr, sind vier weitere Fälle von in Tests nachgewiesenen Erkrankungen bekannt geworden.

Damit steigt die Zahl in Sachsen auf 134 Fälle, in Leipzig um keinen Fall, doch die Dunkelziffer der Erkrankten und ungetesteten Personen ist unbekannt. Genau diese stellt derzeit aber das größte Problem dar, wollte man eine wirklich exakte Zahl der mit überwiegend milden Symptomen Erkrankten haben.

Update Montag, 16. März 2020, 10:10 Uhr

Offenbar funktioniert die sächsische Idee, zwar die Schulen geöffnet zu halten, aber die Schulpflicht auszusetzen. Zumindest lassen dies erste Zahlen vom „Montessori Schulzentrum” in Grünau ahnen. Von rund 700 Schüler/-innen aus den Klassenstufen 1. bis 12. sind heute nach Angabe ganze 18 Kinder und Jugendliche in der aus Grundschule, Oberschule und Gymnasium bestehenden Schule in der Schule erschienen.

Auch in der Schillerschule in Gohlis-Süd sieht es ganz nach einem aufgehenden Plan aus. Nur knapp über 10 Schüler sind auch hier von sonst über 700 erschienen.

Wenn diese Quoten an anderen Schulen Leipzigs nur annähernd erreicht würden, wäre es einerseits ein Zeichen für die seitens der Eltern rasch gefundenen Möglichkeiten der Betreuungen zu Hause. Und andererseits ein gutes Zeichen für den notwendigen Versuch, so wenige Menschen wie möglich in gemeinsamen Räumen zu haben.

Die Lehrer hingegen haben nun die Aufgabe, neben der Betreuung der verbliebenen Schüler, weiter Lernaufgaben für die Schüler zu Hause zu erstellen, per Mail oder Messangerdienste zu versenden und so zu versuchen, einen Teil des Lehrbetriebes aufrecht zu erhalten. Bis mindestens 18. April 2020, also zum Ende der gut einwöchigen Osterferien, soll kein Präsenzunterricht mehr stattfinden.

Ob danach die anstehenden Abiturprüfungen wirklich reibungslos verlaufen werden, kann dennoch aktuell wohl niemand vorhersagen.

Und für alle, die sich mit Ängsten wegen der Nahrungsmittelversorgung herumplagen: es wurden Lieferwagen in Leipzig gesichtet. Hier einer vor der Konsum-Filiale an der inneren Jahnallee. Ganz nebenbei zeigt es auch: der ÖPNV in Leipzig rollt derzeit, wie gewohnt.

Ein LIeferfahrzeug mit Alkohol und weiteren Waren vor der Konsumfiliale. Foto: L-IZ.de
Ein Lieferfahrzeug mit Alkohol und weiteren Waren vor der Konsumfiliale. Foto: L-IZ.de

Alle Bibliotheken geschlossen

Das Dezernat Kultur informiert derweil (noch einmal): Die Leipziger Städtische Bibliotheken sind ab sofort für die täglich rund 5.000 Besucher geschlossen. Das betrifft die Leipziger Stadtbibliothek, alle Stadtteilbibliotheken sowie die Fahrbibliothek bis voraussichtlich 11. April 2020. „Alle zurzeit ausgeliehenen Medien bleiben auf dem Leserkonto bis eine Rückgabe wieder möglich ist. Es entstehen keine Versäumnisgebühren.“

Die Online Angebote seien jedoch weiterhin unter www.stadtbibliothek.leipzig.de nutzbar und telefonisch sind die Leipziger Städtischen Bibliotheken von Montag bis Freitag von 10:00 bis 17:00 Uhr unter 0341 1235343 oder per E-Mail: stadtbib@leipzig.de zu erreichen.

Die wichtigsten Informationen für Bibliotheksbenutzer in Kurzform: Rückgabetermine werden „eingefroren“, die Entleiher müssen dafür nichts weiter veranlassen, zusätzliche, neue Säumnisgebühren entstehen keine. Es wird gebeten, ausgeliehene Medien nicht per Post zurückschicken. Vormerkungen und Bestellungen bleiben erhalten; die Bereitstellung der Medien erfolgt jedoch erst ab Wiedereröffnung. Neue Vormerkungen sind während der Schließung nicht möglich.

Stand Montag, 16. März 2020, 6:15 Uhr

Bis Mittwoch, 18. März, haben die Schulen wohl weitgehend alle Kinder und Jugendlichen – soweit irgend möglich – nach Hause in „Lernzeit“ geschickt. Fest steht: bis zum Ende der Osterferien (10. bis 18. April 2020) werden der Großteil der Oberstufenschüler/-innen zu Hause lernen und anschließend ebenso zu Hause Ferien machen.

Die Stadtverwaltung wurde auch während des Wochenendes nicht müde zu betonen, dass trotz der Aussetzung der Schulpflicht die Betreuung der Kinder in den Kitas und Horten gesichert werden soll. Man hofft gleichzeitig, dass natürlich die Familien in Leipzig Stück um Stück private Lösungen finden, um ihre Kinder zu Hause zu betreuen.

Dennoch wurden nun am Wochenende die ersten Fälle von Erkrankungen bekannt. Nach der Schließung des Leibniz-Gymnasiums meldete die Stadtverwaltung: „In EINER Kita ist eine Infektion aufgetreten. DIESE Kita bleibt Montag geschlossen. Die Eltern werden informiert. Wegen eines Verdachtsfalls in EINEM Pflegeheim werden die Schutzmaßnahmen dort verstärkt.“ Die Großbuchstaben sollen signalisieren – wir entscheiden weiterhin von Fall zu Fall, eine flächendeckende Schließung von Schulbetreuung soll vermieden werden.

ÖPNV, Krankenhäuser, Polizei, Ämter

Logisch, denn mit dem Schließen all dieser Einrichtungen wäre das halbwegs öffentliche Leben erledigt. Eltern, die beispielsweise bei Polizei, Security-Firmen, Feuerwehren, in Krankenhäusern, als Lehrer- und Erzieher/-innen, Journalist/-innen oder bei den Leipziger Verkehrsbetrieben oder im Handel arbeiten, wären relativ schnell gezwungen, selbst zu Hause zu bleiben.

Lebensnotwendige Strukturen, die es zu schützen gilt, könnten kollabieren – eines der wichtigsten Ziele ist also neben dem Ausbremsen der Neuinfektionen die Aufrechterhaltung dieser Bereiche.

Coronavirus: Darum sollten wir jetzt zuhause bleiben

 

In Pflege- und Altenheimen gelten seit Freitag so oder so bereits eingeschränkte Besuchsmöglichkeiten – vor allem, um (wie überall in Leipzig) den Besucherverkehr weitgehend einzuschränken und gleichzeitig vor allem Ältere und körperlich Schwache zu schützen. In Bussen der LVB gilt ab sofort: hinten einsteigen, ein Fahrscheinverkauf in den Bussen findet nicht mehr statt, alle Türen werden automatisch an den Haltestellen geöffnet.

Weitere Einschränkungen haben die Leipziger Verkehrsbetriebe noch nicht bekanntgegeben.

Als am stärksten von Nachfragen betroffenes Amt bitte das Leipziger Amt für Jugend, Familie und Bildung sowie das Sozialamt der Stadt darum, soweit irgend möglich Fragen und Probleme bis mindestens 9. April 2020 telefonisch abzuklären. Dazu sind hier für alle Bereiche entsprechende Telefonnummern bekanntgegeben worden.

Auch das Jobcenter Leipzig und die Arbeitsagentur haben für Nachfragen und Beantragungen von Geldleistungen hier noch einmal alle Links für elektronische Anträge angegeben, wie auch bei Finanzämtern sind weitgehende Kulanzregelungen vorgesehen.

Optimistischer äußerte sich übers Wochenende noch die Leipziger Sportbäder GmbH: „Nach derzeitigem Wissensstand können Grippe- und auch Coronaviren nicht über das Badewasser übertragen werden. Damit besteht im Schwimmbad kein erhöhtes Infektionsrisiko. Es gelten dieselben Vorsichtsmaßnahmen, die auch in allen anderen öffentlichen Gebäuden angezeigt sind.“

Man darf allerdings gespannt sein, wie intensiv die Leipziger/-innen dieses Angebot wahrnehmen wollen. Grundsätzlich gilt, größere Menschenansammlungen zu vermeiden, um sich und andere zu schützen.

Der Handel & Wirtschaft

Ebenfalls „optimistisch“ ist wohl auch die Lage im Handel. Nachdem es noch in der vergangenen Woche (etwas irrational) vor allem bei Toilettenpapier und Konservendosen zu hamstereien kam, zeigt der Blick in weit stärker betroffene Länder wie Italien, wie leistungsfähig die europaweite Lebensmittelindustrie letztlich ist. Wirklich Notstände sind hier also eher nicht zu erwarten, auch nicht in Leipzig, wo die Supermärkte im Laufe des heutigen Montags neu beliefert werden.

Derzeit klagt der Handel eher darüber, mit dem Auffüllen der Regale nicht rechtzeitig nachgekommen zu sein. Das Unterlassen von Hamsterkäufen hilft also nicht nur anderen Kunden, sondern auch den Angestellten im Handel, welche bei gleichzeitigem Krankheitsausfall von Kolleg/-innen weiterarbeiten werden.

Gleichzeitig werden – so Wirtschaftsminister Martin Dulig bereits am Freitagabend – in Sachsen derzeit weitere Lösungen erarbeitet, um vor allem kleineren und mittleren Gewerbebetrieben zu helfen. Allgemein klar ist bereits, dass Zurückstellungen von Gewerbesteuerzahlungen an das Finanzamt und „Kredite“ hier nicht weit genug gehen werden. Hier finden sich alle bisherigen Angaben seitens des Freistaates dazu.

Eine Idee, die am Wochenende bereits kursierte: Ein Zettel für die Hausgemeinschaft. Anklicken, Ausdrucken, aufhängen, helfen. Screen Hogesa
Eine Idee, die am Wochenende bereits kursierte: Ein Zettel für die Hausgemeinschaft. Anklicken, Ausdrucken, aufhängen, helfen. Screen Hogesa

Bereits am Wochendende tauchten erste Forderungen und Ideen zum Beispiel aus der Leipziger Club- und Kulturindustrie auf, deutlich direkter und neben eventuellen Steuererleichterungen vor allem mit finanziellen Unterstützungen vonseiten des Freistaates und der Stadt Leipzig zu reagieren. (Ein gesonderter Artikel zu diesem Bereich folgt in Kürze auf L-IZ.de).

Darüber hinaus veröffentlichte das Bündnis der Leipziger Szenekultur “Leipzig plus Kultur” eine Umfrage, um am valide Zahlen zu den Auswirkungen im Kulturbereich zu gelangen sowie Informationen für Freiberufler.

Erste private Initiativen

Erste Initiativen, beispielsweise für schwächere Nachbarn mit einkaufen zu gehen, sind bereits im Netz gestartet. Hier finden Sie einen Zettel, welchen man im Haus aushängen kann, damit vor allem ältere Mitmieter auf Wunsch ihren Namen eintragen können und so in den kommenden Tagen Hilfe beim Einkauf erhalten.

Gleichzeitig wird sich nun täglich die Frage stellen, welche Zahlen das Robert Koch Institut jeweils gegen Abend auf seiner zentralen Informationsseite zu melden hat.

Die L-IZ.de wird weiterhin über die aktuelle Entwicklungen in Leipzig und Sachsen berichten.

Wichtige Informationsquellen (wird laufend erweitert)

Alle auf L-IZ.de verfügbaren Informationen unter l-iz.de/?s=Corona

Das Robert Koch Institut

Die L-Gruppe (Wasserwerke, Stadtwerke, LVB, Sportbäder) Leipzigs

Die Seite der Stadt Leipzig unter Leipzig.de

Die Sonderseite auf Leipzig.de zum Corona-Virus

Das Leipziger Amt für Soziales, Kinder, Jugend (Telefonnummern, Kontakte)

Informationen für ganz Sachsen beim Ministerium für Soziales

Die Seiten des Sächsischen Wirtschaftsministeriums mit ersten Regelungen (Arbeitnehmer/Arbeitgeber)

Informationen und Tipps für Clubs und Mitarbeiter bei der Hamburger “LiveMusikKommission”

Hinweis der Redaktion in eigener Sache

Natürlich werden auch die L-IZ.de und die LEIPZIGER ZEITUNG in den kommenden Tagen und Wochen von den anstehenden Entwicklungen nicht unberührt bleiben. Ausfälle wegen Erkrankungen, Werbekunden, die keine Anzeigen mehr schalten, allgemeine Unsicherheiten bis hin zu Steuerlasten bei zurückgehenden Einnahmen sind auch bei unseren Zeitungen L-IZ.de und LZ zu befürchten.

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Corona-Virus in Sachsen: Verschärfung bei Veranstaltungen, Schwimmbäder dicht, Schulnotbetrieb

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