Die Linksfraktion hatte nachgefragt. Denn eigentlich müsste es an Leipzigs Straßenrändern ja immer öfter blühen und summen. Am 14. Oktober 2020 wurde mit dem Antrag „Blühstreifen“ (VII-A-00634-NF-01), der in enger Zusammenarbeit von Jugendparlaments, Ökolöwen sowie der Fraktion Die Linke entstand, eine jährliche Zielmarke von 5 Prozent für ökologisch zu bewirtschaftendes Straßenbegleitgrün festgesetzt. Bis 2026 soll ein Drittel des Straßenbegleitgrüns ökologisch gepflegt werden.

Doch: „In ihrer Antwort auf die Anfrage VII-F-07054 führte die Verwaltung im Jahr 2022 aus, dass die Umsetzung des Beschlusses zumindest in der vom Stadtrat geforderten Art und Weise aufgrund verschiedener Faktoren bislang nicht erfolgen konnte. Voraussetzung für die Umsetzung wäre die Erstellung eines gesamtstädtischen Pflegekonzeptes auf Basis eines digitalen Verkehrsgrünflächenkatasters“, merkte die Linksfraktion in ihrer neuen Anfrage zum Thema an.

Hat sich nach einem Jahr etwas zum Besseren verändert?

Vier Straßen konnte die Verwaltung 2021 benennen, an denen schon mit insektenfreundlichem Straßenbegleitgrün experimentiert wurde:

Pilotprojekt Straßenbegleitgrün Mittelstreifen Semmelweisstraße, seit 2018
Anlage Blühwiesen Möckernscher Markt, seit 2020
Verkehrsgrünabschnitt Alte Tauchaer Straße
Verkehrsgrünabschnitt Muldentalstraße, südlicher Streifen, Anlage Blühstreifen Herbst 2021

Antwort von 2022 auf die Anfrage „Grüne Straßen und Wege“ der Linksfraktion.

Inzwischen sind zehn weitere Straßen dazugekommen, teilt das Verkehrs- und Tiefbauamt (VTA) auf die Anfrage der Linken hin mit:

Permoserstraße  8.000 m² Extensivrasen
Schongauerstraße  2.400 m² Extensivrasen
Braunstraße   15.000 m² Extensivrasen
Essener Straße  2.300 m² Extensivrasen
Torgauer Straße  1.500 m² Extensivrasen
Heiterblickallee  4.800 m² Extensivrasen
Prager Straße   5.000 m² Extensivrasen
Lützner Straße  5.000 m² Extensivrasen
Saturnstraße   1.100 m² Extensivrasen
Plovdiver Straße  1.000 m² Extensivrasen

Die Antwort des VTA auf die Nachfrage der Linksfraktion zu Blühstreifen im Verkehrsraum.

„Dies ergibt eine Gesamtsumme von ca. 46.100 m² als neue ökologisch bewirtschaftete Fläche im Jahr 2023. Im Verhältnis zur bereits bis Ende 2022 extensiv gepflegten Flächenanzahl von 148.000 m2 bedeutet dies eine Steigerung um ein Drittel“, so das VTA.

Aber wo bleibt das versprochene Verkehrsgrünflächenkataster, damit auch die Bürger der Stadt nachschauen können, wo überall mehr insektenfreundliches Grün entstanden ist?

„Das Grünflächenkataster befindet sich in Erarbeitung durch das Amt für Stadtgrün und Gewässer (ASG) und umfasst die öffentlichen Grün- und Parkanlagen. Im Rahmen eines digitalen Grünflächenmanagements werden kontinuierlich umfassend die Daten der Grün- und Parkanlagen, Stadtbäume und Spielplätze erfasst“, teilt das VTA mit.

Und erklärt auch, warum das so schnell nicht geht: „Die Verkehrsgrünflächen wurden partiell bisher separat durch das Verkehrs- und Tiefbauamt (VTA) bzw. durch die Stadtreinigung aufgenommen und sind noch nicht mit dem Grünflächenkataster verknüpft. Eine auskömmliche Datenlage und Aufbereitung existiert hier nicht. Langfristig ist jedoch eine Zusammenführung der Daten für ein gesamtstädtisches Grünflächenmanagement zielführend.“

Aktuell könne nur punktuell durch die Straßenunterhaltung des VTA im Rahmen der Jahresvertragsgestaltung eine Umwandlung von intensiv gemähten Flächen in eine extensive Bewirtschaftung erfolgen. Bei der Neuanlage von Infrastrukturmaßnahmen (Brücken, Straßen, Wege, Plätze) werde der Einsatz von Wiesenkräutern, insbesondere in Hinblick auf die Insektenvielfalt, verstärkt vorgesehen.

Parallel erfolge durch das Amt für Stadtgrün und Gewässer (ASG) eine Überarbeitung der „Standards für Straßenbegleitgrün“, bei dem auch Grundsätze für die Anlage von Blühstreifen an Verkehrsflächen integriert werden können. Aufgrund aktuell zahlreicher neuer Erkenntnisse im Bereich Gehölze und der Entwicklung des Schwammstadt-Themas sei diese Überarbeitung aber mittelfristig noch nicht abgeschlossen.

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