Der Jugendhilfeausschuss wollte es dieses Jahr mal anders machen: Anstatt allen Offenen Jugendtreffs nach „Gießkannenprinzip“ ein bisschen Geld zu geben, sollten im Sinne einer strategischen Planung ausgewählte Treffs gefördert werden. Das passt jedoch wahlweise den Fraktionen, in diesem Fall dem Ortschaftsrat Böhlitz-Ehrenberg nicht. Schon im Mai demonstrierten sie für den Erhalt des Treffs unter dem Träger Springburg e. V.

Die Weiterförderung des „Kinder- und Jugendtreff Böhlitz-Ehrenberg“ in der Leipziger Straße 124 war bereits in der Stadtratssitzung am 18. Oktober beschlossen worden. Der lapidare Ansatz des Antrags griff jedoch zu weit in die Befugnisse des Jugendhilfeausschusses ein. Der Beschlussvorschlag lautete:

„Die Förderung des Jugendclubs Böhlitz-Ehrenberg, Träger Springburg e. V., wird im bisherigen Umfang oder dem darüber hinaus benötigten Umfang fortgesetzt und gewährleistet. In jedem Planungsraum sollten mindestens vier Treffs vorgehalten werden.“

Auf Widerspruch des Bürgermeisters wurde heute eine Neufassung des Antrags verhandelt. Es war schon spät, die Stadträt*innen wollten nach Hause und dementsprechend kurz verlief die Diskussion. Am Ende stand eine einstimmige Entscheidung für den Verwaltungsstandpunkt mit acht Enthaltungen (der AfD).

Was heute beschlossen wurde

Die Stadt soll das „generationsübergreifende Nachbarschaftszentrum in der Liegenschaft Leipziger Straße 81 in Böhlitz-Ehrenberg im Jahr 2024 konzeptionell weiterentwickeln“. Der Schwerpunkt soll dabei auf Angeboten für junge Menschen liegen. Der Ortschaftsrat soll in der Entwicklung einbezogen werden.

In der Begründung des Antrags heißt es: „Eine Betreibung und Finanzierung des OFT ‚Springburg e. V.‘ in Böhlitz-Ehrenberg kann aus rechtlichen und tatsächlichen Gründen nicht weiter erfolgen. Es wird deshalb vorgeschlagen, vorhandene Angebote in der Leipziger Straße 81 zu qualifizieren und sie verstärkt auf den absehbar weiterhin bestehenden Bedarf insbesondere junger Menschen auszurichten. Dieser Bedarf ergibt sich unter anderem daraus, dass die Liegenschaft Leipziger Straße 83 künftig als Gebäude mit Wohnungen zur sozialen Nutzung für Familien vorbereitet wird.“

Orientieren soll sich das Konzept des Treffs am gemeinwohlorientierten Stadtteilzentrums Dölitz-Dösen-Lößnig. Als Kosten werden 100.000 Euro angesetzt. Im Jahr 2024 soll das Konzept entwickelt werden, die Umsetzung nach dem neuen Konzept soll 2025 starten. Besonders wichtig war dem Ortschaftsrat auch die Zusammenarbeit mit dem geplanten Mehrgenerationenhaus in der Leipziger Straße 83.

Petition für ein Mehrgenerationenhaus in Böhlitz-Ehrenberg

Die „Petition Große Eiche“, die noch im Ortschaftsrat und im Petitionsausschuss beraten werden muss, schließt an diesen Entschluss thematisch an. „Zur Erreichung und Sicherstellung des vorliegenden Stadtentwicklungskonzeptes 2030 ist die Nutzung des Objektes Leipziger Str. 83 als Mehrgenerationenhaus ein unabdingbarer Schritt“, heißt es in der Petition.

1,8 Millionen Euro sind für die Nutzbarmachung des Objekts bereits im Doppelhaushalt 2023/24 verankert.

Der „Kinder- und Jugendtreff Böhlitz-Ehrenberg“ des Springburg e. V. hat seinen bisherigen Sitz in der Leipziger Straße 124. Gegen die geplante Schließung hatten sie ein Crowdfunding gestartet. Der Treff bietet unter anderem ein Schülercafé, Tischtennis, Billard, Kicker und Hausaufgabenhilfe an.

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