In der Ratsversammlung am 27. August ging es ja bei mehreren Tagesordnungspunkten um den immer knapper werdenden bezahlbaren Wohnraum in der Stadt. Dabei wird in Leipzig so viel gebaut wie in wenigen anderen Großstädten des Landes. Was sind also die aktuellen Zahlen? Das wollte die SPD-Fraktion im Stadtrat gern wissen und hat einmal ausführlich nachgefragt. Das Amt für Wohnungsbau und Stadterneuerung nannte in seiner Antwort die harten Zahlen.
Zahlen, die natürlich all das bestätigen, was in den Diskussionen am 27. August zur Sprache kam. Die wichtigste Aussage dabei: „Insgesamt beläuft sich der Bestand an belegungsgebundenen Wohnungen im Stadtgebiet Leipzig zum 15.08.2025 auf 2.044 Wohneinheiten“, gibt das Amt Auskunft.
Das ist für eine Stadt mit offiziell 354.259 Wohnungen (Stand 2024) verdammt wenig. Und dabei wurden in Leipzig seit 2020 9.726 Wohnungen neu gebaut oder dem Markt wieder zur Verfügung gestellt. Man sieht schon an dieser Zahl: Das Verhältnis stimmt nicht.
Die meisten neuen Wohnungen sind nicht im Bereich des für Normalhaushalte bezahlbaren Wohnens. Gleichzeitig fallen Sozialwohnungen, die vor 15 oder 20 Jahren fertiggestellt wurden, aus der Bindung, auch wenn die Vermieter dann oft weiter niedrige Mieten beibehalten.
Dass eine Wohnung nicht in der Bindung ist, heißt ja nicht unbedingt, dass sie gleich unbezahlbar wird. Aber gleichzeitig ist der Bedarf an Sozialwohnungen deutlich höher als das, was an neuen Wohnungen mit Mietpreisbindung fertiggestellt wird. Leipzig meldet auch regelmäßig einen deutlich höheren Bedarf an neuen Sozialwohnungen. Die SPD-Fraktion wollte dann schon gern wissen, wie sich dieser eigentlich berechnet.
1.150 Wohnungen mit Mietpreisbindungen werden jedes Jahr gebraucht
„Die Bedarfe an bezahlbarem, preisgünstigem Wohnraum wurden mithilfe von Daten der Kommunalen Bürgerumfrage und einer Einwohner- und Haushaltsprognose ermittelt und in der Wohnungsbauförderkonzeption der Stadt Leipzig 2025 dargestellt“, erklärt das Amt für Wohnungsbau und Stadterneuerung.
„Für die kommenden drei Jahre liegen die Bedarfe bei jährlich ca. 2.730 Wohnungen für Haushalte unterhalb der Einkommensgrenzen §1 und ca. 720 Wohnungen für Haushalte unterhalb der Einkommensgrenzen gemäß § 2 Sächs. Einkommensgrenzenverordnung. Für diese Haushalte besteht demnach Bedarf nach bezahlbaren Wohnraum und sie sind berechtigt für die Anmietung von Sozialwohnungen über einen Wohnberechtigungsschein. Ein Teil dieser Haushalte ist versorgt, z.B. aufgrund von günstigen Bestandsmietverträgen.“
Damit käme man auf eine Zahl von 1.150 mietpreisgebundenen Wohnungen, die in Leipzig jedes Jahr fertiggestellt werden müssten.
„Da der benötigte bezahlbare Wohnraum über den freien Markt im Bestand oder im Neubau nur in geringem Maße angeboten wird, bleibt der Weg über die Schaffung neuen Wohnraums über die Förderung von miet- und belegungsgebundenem Wohnraum wesentlich“, betont das Amt für Wohnungsbau und Stadterneuerung.
1.461 Sozialwohnungen in drei Jahren
Und was wird nun tatsächlich gebaut? „In der Stadt Leipzig werden planmäßig zwischen dem 01.09.2025 und dem 31.12.2028 weitere 1.461 Sozialwohnungen bezugsfertig (Stand 15.08.2025). Die Anzahl der Wohnungen kann durch etwaige neue Förderzusagen ansteigen. Durch Vertragsänderung oder -auflösung kann es auch zu einer Reduzierung der Anzahl kommen.“
Das sind dann weniger als 500 Wohnungen pro Jahr. Und das hat wieder mit den zur Verfügung gestellten Fördergeldern zu tun, nach denen die SPD-Fraktion natürlich auch gefragt hat.
Wie viel Förderung für mietpreisgebundenen Wohnraum müsste denn Leipzig eigentlich bekommen?
„Ausgehend von der im Punkt 2 beschriebenen alleinigen Deckung des Bedarfs an bezahlbaren Wohnraum über die Förderung von mietpreis- und belegungsgebundenen Wohnungen würde dies landesseitig einen jährlichen Fördermittelbedarf von ca. 61,25 Mio. € für Wohnraum im ersten Förderweg bedeuten. Zur Erreichung einer Anfangsmiete von 6,90 €/m² würden zusätzlich ca. 6,75 Mio. € im Jahr kommunale Ergänzungsförderung benötigt. Für Wohnraum im zweiten Förderweg wären weitere 12,5 Mio. € im Jahr an Landesmitteln notwendig“, so das Amt für Wohnungsbau und Stadterneuerung.
Das wären dann 73,75 Millionen Euro, die der Freistaat bereitstellen müsste. Der also die Bundesmittel deutlich aus eigenen Mitteln aufstocken müsste, was er aber nicht tut. Das Ergebnis ist eine viel zu geringe Förderung, mit der nun einmal nicht genug Sozialwohnungen gebaut werden können.
Oder mit den Worten des Amtes für Wohnungsbau und Stadterneuerung: „Tatsächlich bewilligt der Freistaat Sachsen für Leipzig jährlich ca. 25 Mio. € Wohnraumförderung aus der Förderrichtlinie miet- und belegungsgebundener Wohnraum. Dies entspricht in den letzten Jahren auch in etwa der tatsächlichen Nachfrage nach Fördermitteln durch die Wohnungs- und Bauunternehmen in Leipzig.
Eine Erhöhung der Fördermittel stünde im Widerspruch zur tatsächlichen Bautätigkeit im geförderten Segment. Der Engpass besteht folglich derzeit nicht bei der Bereitstellung von Fördermitteln, sondern bei der Umsetzung dieser Mittel in Bautätigkeit.“
Mehr scheint also gar nicht zu gehen. Aber auf diese Wiese ist das Wohnungsproblem in Leipzig in absehbarer Zeit ganz offensichtlich nicht zu lösen.
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