Die zunehmende Enge auf dem Leipziger Wohnungsmarkt hat auch eine Folge, die 2023 noch überraschte. Denn da sank die in der Bürgerumfrage abgefragte durchschnittliche Wohnfläche pro Kopf erstmals. Das hätte ein statistischer Ausrutscher sein können, war es aber nicht. Auch 2024 ging die Wohnfläche weiter zurück. Betrug der Median der Wohnfläche pro Kopf 2022 mit einem 10-Jahres-Hoch noch 48,5 Quadratmeter pro Person, so sank er 2023 auf 46,1 Quadratmeter und 2024 mit 45,1 Quadratmeter auf den niedrigsten Wert seit 2016. Die Zeit, in der Leipziger „auf großem Fuß lebten“, ist vorbei.
Wohnen wird inzwischen zu einer echten Einkommensfrage. Wohnfläche muss man sich leisten können. Und so überrascht auch nicht, dass Leipziger mit den niedrigsten Einkommen auch in den kleinsten Wohnungen leben.
Eine Ausnahme bilden freilich die Rentner: „Auffällig ist, dass insbesondere alleinstehende Rentnerinnen und Rentner mit 60,9 Quadratmetern pro Kopf über den meisten Wohnraum verfügen.“
Aber das hat mindestens zwei Gründe. Der eine ist natürlich, dass man auch im Rentenalter nicht unbedingt umziehen möchte, wenn die Kinder aus dem Haus sind. Man ist ja auch in seinem Wohnviertel verwurzelt. Der zweite ist die oft noch gute Miete aus unbefristeten Mietverträgen, die das Wohnen in der größeren Wohnung preiswerter macht als den Umzug in eine kleinere, nach aktuellem Mietangebot aber meist teurere Wohnungen.
Wenn der alte Mietvertrag deutlich preisgünstiger ist
„Auch die größtenteils jüngeren und erwerbstätigen Singles wohnen mit 53 Quadratmetern relativ großzügig“, liest man im Bericht zur Bürgerumfrage.
„Demgegenüber fällt die Wohnsituation bei Familien und Alleinerziehenden wesentlich beengter aus. Paare mit Kindern verfügen mit lediglich 28,6 Quadratmetern pro Kopf über die geringste Wohnfläche. Auch Alleinerziehende liegen mit 33 Quadratmetern deutlich unter dem Gesamtdurchschnitt. Paare ohne Kinder (38 Quadratmeter) und Rentnerpaare (39 Quadratmeter) bewegen sich im Mittelfeld, jedoch ebenfalls unter dem Durchschnittswert der Gesamtbevölkerung.
Insgesamt wird deutlich, dass Haushalte ohne Kinder, insbesondere ältere Menschen, pro Kopf deutlich mehr Wohnfläche beanspruchen. Ein möglicher Grund könnte darin bestehen, dass ältere Menschen häufig weiter in größeren Familienwohnungen wohnen, auch wenn diese nach dem Auszug der Kinder nicht mehr voll ausgelastet sind. Familienhaushalte hingegen teilen sich den vorhandenen Wohnraum mit mehreren Personen, wodurch die Wohnfläche pro Kopf entsprechend geringer ausfällt.“
Warum Rentner da lieber in der alten Wohnung bleiben, zeigt auch der Blick auf die Tabelle mit den durch die Bürgerumfrage ermittelten Mieten. Danach zahlen Rentner im Schnitt 5,81 Euro je Quadratmeter (Rentnerpaare) bzw. 5,92 Euro (alleinstehende Rentner).
Ein Wert, der sich deutlich von dem unterscheidet, was etwa Singles (7,92 Euro) oder Paare ohne Kinder (8,18 Euro) an Grundmiete zahlen. Was nun einmal auch daran liegt, dass die jüngeren Mieter in der Regel erst in den letzten Jahren in ihre neue Wohnung zogen und entsprechend die deutlich höheren Angebotsmieten zahlen müssen.
Aber es gibt noch einen Aspekt, an dem deutlich wird, wie sehr Einkommen über die Wohnungsgröße entscheidet.
Deutlich mehr Platz im Eigentum
„Insgesamt liegt der Median der Wohnungsgrößen über die befragten Haushalte bei 63 Quadratmeter, wobei sich dieser Wert stark zwischen Miet- und Eigentumshaushalten unterscheidet“, heißt es im Bericht. „Wahrscheinlich bedingt durch den Anteil an Eigenheimen in der Gruppe der Haushalte mit Wohneigentum
lässt sich festhalten, dass diese im Median 110 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung haben, wohingegen es im Mietbereich lediglich 63 Quadratmeter pro Haushalt sind.“
Glücklich, wer sich da Wohneigentum leisten kann. Wer zur Miete wohnen muss, wird nicht nur mit höheren Angebotsmieten konfrontiert, das Angebot ist auch drastisch zusammengeschmolzen.
Was der Bericht zur Bürgerumfrage so erklärt: „Seit 2014 sind die Bestands- und Angebotsmieten (Grundmieten) in Leipzig deutlich angestiegen – von 5,38 Euro auf 7,14 Euro (Bestandsmiete) beziehungsweise von 5,36 Euro auf 9,26 Euro (Angebotsmiete) pro Quadratmeter. Die Schere zwischen den Angebots- und Bestandsmieten lässt sich nicht nur mit einer dynamischen Preisentwicklung auf dem knappen Angebotsmarkt begründen.
Im Zeitverlauf hat sich auch die Struktur der über Inserate angebotenen freien Wohnungen stark verändert. Insgesamt nimmt die Zahl der Inserate stark ab. Schaut man auf die relative Zusammensetzung der angebotenen Wohnungen, werden am aktuellen Rand – relativ betrachtet – deutlich mehr Wohnungen im Neubausegment angeboten. Im Jahr 2024 waren 14 Prozent der angebotenen Wohnungen in Inseraten Neubauwohnungen.“
Und diese Neubauwohnungen sind insgesamt deutlich teurer als (sanierte) Altbauwohnungen. Das heißt aber auch, die Forderung nach „Bauen, Bauen, Bauen“, die von Teilen der Politik erhoben wird, bringt den einkommensschwächeren Mietern gar nichts, weil sie sich die aufgerufenen Mieten im Neubau (inzwischen 12,22 Euro je Quadratmeter selbst bei den Bestandsmieten) gar nicht leisten können.
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