Der leere Glockenturm steht noch an der Emil-Fuchs-Straße, aber von der ehemaligen Propsteikirche, die 1978 bis 1982 an der Emil-Fuchs-Straße gebaut und 1982 eingeweiht wurde, gibt es nur noch einen Trümmerhaufen. Das durchaus faszinierende Zwischenkapitel der katholischen Propsteigemeinde geht damit wirklich zu Ende.

Faszinierend ist es, weil es von der Unbeugsamkeit der katholischen Gemeinde in Leipzig erzählt, die im Zweiten Weltkrieg durch die Bombardierung auch ihre Kirche St. Trinitatis an der Weststraße gleich gegenüber dem Neuen Rathaus verlor. Jahrzehntelang kämpfte sie um den Wiederaufbau ihrer Kirche – aber die Stadt wollte das nicht, plante die Westvorstadt und die Weststraße (heute Friedrich-Ebert-Straße) völlig um.

Ein Bagger beim Zerkleinern der Betontrümmer. Foto: Ralf Julke
Ein Bagger beim Zerkleinern der Betontrümmer. Foto: Ralf Julke

Erst in den 1970er Jahren fand sich die Stadt bereit, der Gemeinde ein neues Grundstück außerhalb der Innenstadt zu geben – das war das im Grunde sehr sumpfige Gelände direkt am Elstermühlgraben am Rosental, wo dann (mit Unterstützungsgeldern aus der Bundesrepublik) der moderne, kubische Kirchenbau mit dem frei stehenden Glockenturm entstand. Dass der Grund unbeständig war, machte sich gerade in den letzten Jahren immer stärker bemerkbar, der Bau wies Risse auf. Eine Rettung des Gebäudes wäre viel zu teuer gekommen, sodass die Propsteigemeinde St. Trinitatis eine deutschlandweite Sammelaktion startete, um sich eine neue Kirche zu bauen. Diesmal stellte ihr die Stadt tatsächlich ein attraktives Grundstück direkt am Martin-Luther-Ring zur Verfügung. 2013 begann der Bau, 2015 wurde die neue Trinitatiskirche geweiht.

Der Glockenturm an der Emil-Fuchs-Straße erzählt noch von der Kirche. Foto: Ralf Julke
Der Glockenturm an der Emil-Fuchs-Straße erzählt noch von der Kirche. Foto: Ralf Julke

Im Sommer 2017 vermeldete dann die Gemeinde den Verkauf des alten Grundstücks. Und kurz flammte im Herbst noch einmal eine Debatte darüber auf, ob der durchaus einmalige moderne Kirchenbau nicht doch gerettet oder unter Denkmalschutz gestellt werden könnte. Denkmalschutzmittel hätte der Freistaat durchaus bereitgestellt.

Aber das war nicht das Interesse des Käufers. Es gibt viel zu viele andere Interessen für so ein attraktiv gleich am Waldstraßenviertel gelegenes Grundstück. In den letzten Wochen wurde der Betonbau Stück für Stück niedergelegt. Die Trümmermasse liegt noch auf dem Grundstück, der Bagger ist dabei, die Betonplatten für den Abtransport zu zerkleinern. Und der Blick auf die Uferböschung zeigt, mit welchem Aufwand hier der Grund befestigt werden musste, damit die Kirche überhaupt gebaut werden konnte.

Nur der Turm an der Straße erinnert noch daran, dass hier mal eine Kirche stand.

Könnte die alte Propsteikirche mit Denkmalmitteln stabilisiert und gerettet werden?

Könnte die alte Propsteikirche mit Denkmalmitteln stabilisiert und gerettet werden?

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