LeserclubIrgendwie liegt er falsch: zu weit vom Strand entfernt, zu weit auch vom nächsten Restaurant - der Parkplatz an der Brückenstraße. Auch die Wege, die ihn mit dem Cospudener See verbinden, sind nicht wirklich attraktiv. 2014 beantragte Leipzigs CDU-Fraktion deshalb eine Verlegung der Parkplätze an den Lauerschen Weg.

Das goss sie in einen Stadtratsantrag, der am 16. Juli 2014 dann auch – ergänzt um eine Stellungnahme der Verwaltung – vom Leipziger Stadtrat so beschlossen wurde. “Nach fast 15 Jahren, in denen die umgesetzten Teile des Verkehrskonzeptes gelebt wurden, erscheint dessen Evaluierung als sinnvoll. Der Oberbürgermeister von Markkleeberg, Herr Schütze, und der Bürgermeister von Zwenkau, Herr Schulz, teilen diese Auffassung”, heißt es in der Stellungnahme des Dezernats Umwelt, Ordnung, Sport.

Aber diese Evaluierung des Verkehrskonzeptes wird Zeit brauchen. Im Sommer werden noch keine Ergebnisse vorliegen, außer für ein Teilstück des von der CDU aufgeführten Prüfkataloges.

Und das betrifft eventuell die Frage, wie man künftig mit dem ruhenden Verkehr umgehen will.

Auf Grundlage des Stadtratsbeschlusses “Eine Zukunft für den Nordstrand des Cospudener Sees” vom 16. Juli 2014 wird das Verkehrskonzept für das Erholungsgebiet Cospuden jetzt evaluiert.

“In diesem Zusammmenhang wird auch der ruhende Verkehr betrachtet”, bestätigt das Umweltdezernat auf Nachfrage. “Erste Ergebnisse werden zum Ende des 1. Halbjahres 2015 vorliegen und werden dann ausgewertet. In der Zwischenzeit ist eine Ausschreibung des Parkplatzes unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht zielführend. Wir haben uns deshalb entschlossen, die Verkehrssicherungspflicht zu übernehmen und im Sinne der Ergebnisse des angeführten Evaluierungskonzeptes eine Ausschreibung für die Folgejahre zu prüfen.”

In der Saison 2015 werden auf dem Parkplatz an der Brückenstraße also keine Gebühren erhoben. Den Fahrgastverband Pro Bahn animierte das ja schon zu der burschikosen Forderung, dann auch die Linie 9 in Markkleeberg kostenlos fahren zu lassen.

Parken am See umsonst = Straßenbahn fahren zum See umsonst?

Tatsächlich hängen beide Probleme miteinander zusammen. Denn als in den 1990er Jahren das Verkehrskonzept für den Cospudener See entwickelt wurde, standen die Probleme schon genauso wie heute: Wie kann man verhindern, dass alle Welt mit dem Pkw zum See fährt und dort für ein Parkchaos sorgt? Und wie kann man das Neuseenland mit dem ÖPNV besser erschließen?

Eigentlich gehört auch noch die bessere Erschließung durch Radwege dazu.

Aber schon damals wurden viele Entscheidungen getroffen, die so nicht funktionieren konnten. Leipzig versuchte die Autofahrer möglichst weit weg vom See zu halten und baute den Parkplatz quasi in die Wildnis. In den Sommermonaten erschließt ein Bus das Nordufer. Doch die wichtigsten Attraktionen, die gerade das Ausflugspublikum anziehen, befinden sich alle am Ostufer. Das führte dazu, dass Markkleeberg das Parkplatzproblem bekam, welches der ferne Parkplatz an der Brückenstraße eigentlich verhindern sollte. Man hatte wieder gegen die Gewohnheiten der Menschen gedacht, die – wenn sie schon mal eine Ausflugstour machen – gern direkt vor Ort parken, nicht ein, zwei Kilometer entfernt.

Klammer auf: Damals war auch noch angedacht, das Nordufer wesentlich stärker mit Konzerten und Sommerkino zu bespielen, ein Vorhaben, das vor allem aufgrund der hohen Lärmbelastung eingestellt wurde. Klammer zu.

Was damals nicht gewollt wurde, erweist sich heute als Bumerang, denn ein kleiner Bus – die Linie 65 – die den See anbindet, indem sie zwischen Großzschocher und Markkleeberg pendelt, ersetzt keine leistungsstarke Anbindung an die Großstadt Leipzig. Und von dort kommen nun einmal die meisten Seengäste.

Tommy Penk, Sprecher der Markkleeberger Grünen, bringt die damalige Denkverweigerung, die mit der heutigen übereinstimmt, auf den Punkt: „Wir benötigen ein Verkehrskonzept, mit der Beteiligung beider Städte. Fakt ist, dass ein Großteil der Besucher der Seen aus Leipzig kommt, Verkehrspolitik kann daher nicht an der Stadtgrenze enden. Jedoch ist die Wahlkampfpolemik von Bürgermeister Jung über eine Eingemeindung von Markkleeberg dahingehend sicherlich alles andere als förderlich.“

Doch 2013 verweigerte der Markkleeberger Stadtrat, völlig auf sein kleines Städtchen fixiert, die durch die LVB angebotene Verlängerung der Linie 11 zum Markkleeberger See. Und 2015 steht auch noch die Streichung der Linie 9 in Markkleeberg auf der Agenda, Busse sollen dafür fahren. Was den alten Unsinn, den Penk kritisiert, einfach fortsetzt. Die Leipziger haben es ja im letzten Jahr erst lang und breit mit der Straßenbahntrasse zum Herzklinikum in Probstheida diskutiert: Sinn machen solche ÖPNV-Anbindungen nur, wenn sie vom Zentrum der Großstadt ohne Umsteigen zum Ziel führen. Niemand steigt am Connewitzer Kreuz mit Sack und Pack noch mal um, um in Markkleeberg dann trotzdem noch ein paar 100 Meter laufen zu müssen.

Begriffen haben die meisten regionalen Politiker die Funktionsweise des ÖPNV bis heute nicht.

Und nach bisherigen Auskünften haben die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) bis heute keinen Prüfauftrag bekommen für den Vorschlag des Ökolöwen, die Linie 9 direkt zum Cospudener See (oder wenigstens in seine Nähe) zu führen.

Man steckt noch mitten in den jahrelang geübten Denkmustern zum Mitteldeutschen S-Bahn-Netz, mit dem ja Markkleeberg nun besser an Leipzig angebunden ist. Markkleeberg-Mitte schon. Nur macht die S-Bahn für die Seenanbindung keinen Sinn, weil sie keine Station in direkter Seenähe hat.

Das Thema einer sinnvollen ÖPNV-Erschließung der Seen ist bis heute nicht durchdacht. Und auch die Markkleeberger sind mit dem, was sich die politischen Instanzen da ausgedacht haben, unzufrieden, was ja die Umfrage im letzten Jahr zeigte. Und gerade die sehr akzeptierte Linie 9 will man durch eine Buslinie ersetzen.

Im Ergebnis könnte dann tatsächlich das passieren, was die CDU-Fraktion 2014 beantragt hat:

Der Parkplatz wird in die Nähe des Nordstrandes verschoben. Ein paar Poller sollen den Durchgangsverkehr im Lauerschen Weg verhindern. Sozusagen die “Sparvariante”, mit der eine große, wirklich sinnvolle Lösung auf Sanktnimmerlein verschoben werden kann. Jedenfalls will das Leipziger Umweltdezernat die CDU-Vorschläge in die Evaluation einbeziehen. Man kann wirklich gespannt sein, ob wenigstens die beteiligten Städte einmal schaffen, ein gescheites ÖPNV-System fürs Neuseenland zu denken. Bislang gibt es schlichtweg keins.

CDU-Antrag zum Nordufer des Cospudener Sees.

Verwaltungsstandpunkt zum CDU-Antrag.

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