Den Elberadweg kennt jeder. Der gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Radwegen in Deutschland. Auch in Leipzig zeigen die Wegweiser gern in Richtung Elbe, wenn sie schon mal ins Weite zeigen. Noch hängt Leipzig bei der Einbindung in internationale Radwanderwege hinterher. Und auch die Vernetzung der beliebtesten touristischen Radrouten in Westsachsen kommt erst so langsam in die Gänge.

Was auch daran liegt, dass die Kommunen das Thema Rad in den vergangenen Jahren eher stiefmütterlich behandelt haben. Sie haben viel Tamtam um einen Wassertourismus gemacht, den es in der Region so nie geben wird – aber die tatsächlich großen Potenziale des Radtourismus hat man sträflich liegen gelassen. Es ist irgendwie wie im Leipziger Stadtverkehr: Wer nicht mit dickem Motor daher kommt, der wird von den Vermarktern einfach nicht ernst genommen. Obwohl sich eine Region wie Westsachsen geradezu anbietet für eine radtouristische Vernetzung.

Einen der schönsten Radwege wollen die Touristiker jetzt endlich ordentlich vermarkten.

Am Montag, 3. August, fand in Grimma die Auftaktveranstaltung der “Koordinierungsstelle Mulderadweg” statt. Das Projekt wird auch vom Freistaat Sachsen gefördert. Der etwa 400 km lange Radfernweg hat großes touristisches Potential, das stärker kommuniziert werden soll, so stellt es jetzt auch die Leipzig Tourismus und Marketing GmbH fest, die seit einiger Zeit ja auch das Leipziger Neuseenland touristisch vermarktet.

Zentraler Bestandteil der Arbeit soll für den Anfang die Einrichtung einer Arbeitsgruppe sein. Ihr Ziel ist es, den gesamten Mulderadweg von seinem Beginn im Erzgebirge und im Vogtland bis nach Dessau-Rosslau einheitlich zu vermarkten. Aus diesem Grund trafen sich Verantwortliche von Landkreisen, Tourismusverbänden und überregionalen Organisationen, wie zum Beispiel dem ADFC Sachsen und der Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen mbH. Für jeden Streckenabschnitt nahm mindestens ein Vertreter am Treffen teil.

Neben der Vorstellung des Projektes wurde die Infrastruktur entlang des Weges thematisiert. Es standen sowohl die Aspekte Wegequalität, Beschilderung und Möblierung als auch Sehenswürdigkeiten und die touristische Infrastruktur an der Strecke im Mittelpunkt. Eines der ersten wichtigen Projekte der Arbeitsgruppe ist die Erstellung einer Internetpräsenz für den gesamten Radweg. Die Adresse www.mulderadweg.de hat man sich zwar schon gesichert, aber sie führt bislang noch auf eine Unterseite der Marketingpräsenz von “Mehr Region”. Aber so ein bisschen wird der Besucher dort schon auf das eingestimmt, was es auf dem Mulderadweg zu erleben gibt: “Die Mulde: Einer der schnellsten Flüsse Deutschlands schlängelt sich durch wildromantische Landschaften! Dabei passiert er Seen, Burgen und Schlösser, tiefe Wälder sowie sonnenverwöhnte Aussichtpunkte, die man gesehen haben muss! Begleiten Sie ihn dabei! – Historisch gewachsene Städtchen laden mit ihren verträumten Gassen sowie liebevoll gestalteten Marktplätzen zum Erholen und Eisessen ein: Genau das Richtige nach einer anstrengenden Radtour! – Aber auch Freunde kultureller Highlights kommen in den Ortschaften und größeren Städten entlang des Mulderadweges voll auf ihre Kosten.”

Marketing-Deutsch eben. Und vier überflüssige Ausrufezeichen. So etwas interessiert Radfahrer erst, wenn sie wirklich da sind. Vorher wollen sie wissen, wo man an der Strecke übernachten kann, wo es Werkstätten gibt, wie gut die Strecke beschildert ist und wie gut sie ausgebaut ist. Und natürlich will man den Schwierigkeitsgrad wissen.

Solche Dinge erzählt zumindest der ADFC. Denn der Beginn der Tour, der tatsächlich an drei Flüssen (der Zwickauer, der Freiberger und der Vereinigten Mulde) entlang führt, ist auch aus Sicht des ADFC sportlich. Immerhin geht’s in Schöneck auf 800 Meter überm Meeresspiegel los. Das ist schon Mittelgebirge und man hat ein paar hübsche Hügel unterwegs, bevor es so langsam abwärts geht an die Freiberger Mulde, wo man schon auf 600 Meter über Normalnull ist, um dann über Freiberg, Döbeln, Klosterbuch hinunterzuradeln in die Region Grimma, Schmölen, Hohenprießnitz, wo die Landschaft tatsächlich nur noch hügelig ist.

Wer von Leipzig aus nicht über die lokalen Radwege hinradeln möchte, kann mit der S-Bahn zum Beispiel nach Wurzen oder Eilenburg fahren, wo man direkt auf den Mulderadweg kommt. Machbar ist auch die Zugfahrt nach Grimma oder – bei intensiverer Planung – auch zu Stationen flussaufwärts. Entsprechende Tipps findet man auf der Website des ADFC.

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