Während man sich in Leipzig längst daran gewöhnt hat, dass sich hier auch die politische Landschaft zunehmend großstädtisch verändert hat, bleiben die Veränderungen jenseits der Stadtgrenzen fast unbemerkt, obwohl die dortigen Städte aufs Engste mit Leipzig verknüpft sind. Tausende Menschen pendeln dort jeden Tag zur Arbeit nach Leipzig. Viele sind gerade in den letzten Jahren extra dort hinausgezogen, um ein bisschen mehr Grün vorm Haus zu haben. Das würfelt gerade in Markranstädt die Politik gerade kräftig durcheinander.

In Markkleeberg war am 20. September schnell alles klar. Die 24.000-Einwohner-Stadt im Leipziger Süden wird seit 26 Jahren von markanten SPD-Oberbürgermeistern regiert, erst von Bernd Klose, seit 2013 von Karsten Schütze, der damals mit 67,7 Prozent der gültigen Stimmen gewann.

Und so richtig wollte ihn auch 2020 niemand wirklich herausfordern. Die Markkleeberger hatten also am Wahlsonntag eine recht einfache Wahl zwischen dem Amtsinhaber und dem Herausforderer der CDU, Karsten Tornow. Die CDU hat zwar bei der letzten Kommunalwahl mit 25,7 Prozent die meisten Stimmen (knapp vor der SPD) geholt, aber ebenso wie die SPD über 8 Prozent gegenüber der Vorgängerwahl verloren.

Beide Parteien leiden auf lokaler Ebene auch unter den Problemen der Großen Koalition in Berlin. So richtig differenzieren viele Wahlbürger nicht zwischen dem, was in Berlin nur schwer und mit ächzen zustande kommt, und dem, was vor Ort gelingt. Bürgermeister in kleineren Städten sind regelrecht darauf angewiesen, ihr Handeln sehr eng mit den Bewohnern der Kommune abzustimmen.

Das Rathaus Markkleeberg. Foto: Matthias Weidemann
Das Rathaus Markkleeberg. Foto: Matthias Weidemann

Ergebnis am Sonntag: Karsten Schütze konnte sein Ergebnis von 2013 fast bestätigen.

Und SPD-Landeschef Martin Dulig war glücklich: „Ich gratuliere Karsten Schütze persönlich und auch im Namen der SPD Sachsen sehr herzlich zur Wiederwahl in Markkleeberg. Am heutigen Abend ging er ganz klar mit 66,6 Prozent als Sieger hervor. Als Amtsinhaber hat er in den letzten Jahren hervorragende Arbeit für seine Stadt geleistet und die Wählerinnen und Wähler mit seinem Konzept einer nachhaltigen Stadtentwicklung, bei der der Charakter der Stadt erhalten bleibt, überzeugt. Dieser erfolgreiche Weg kann nun fortgesetzt werden.“

Völlig anders das Ergebnis in Markranstädt, wo es dem von einem breiten Bündnis getragenen Arzt Jens Spiske 2013 gelungen war, die langjährige CDU-Bürgermeisterin Carina Radon aus dem Amt zu drängen. Doch es ist ihm in den sieben Jahren nicht wirklich gelungen, zu einem volksnahen Bürgermeister zu werden. Auch wenn sich auch in Markranstädt zeigte, dass die Zeiten von automatischen CDU-Mehrheiten dort vorbei sind, auch wenn die CDU dort zur Kommunalwahl 2019 mit 41 Prozent unangefochten als Erste durchs Ziel ging.

Peter Bär, der für die CDU antrat, kam nun zur Oberbürgermeisterwahl nur auf 25 Prozent der Stimmen und wurde damit nur Dritter – hinter Jens Spiske, der mit 32,9 Prozent zumindest Zweiter wurde. Aber lachende Dritte war die unabhängige Kandidatin Nadine Stitterich, die unter anderem auch von den Grünen unterstützt wird. Sie hat die Chance, im zweiten Wahlgang am 11. Oktober zu gewinnen, auch wenn noch nicht feststeht, ob alle drei Kandidierenden noch einmal antreten.

Weitere Ergebnisse aus dem Leipziger Umland:

In Borsdorf gewann Birgit Kaden (CDU) mit 88 Prozent der Stimmen. In Brandis gewann Anna-Louise Conrad (CDU) mit 52 Prozent das Mandat.

In Regis-Breitingen gewann Jörg Zetsche mit 54 Prozent für die Freien Wähler und in Machern Carsten Frosch mit 52 Prozent für die CDU.

Nadine Stitterich und Peter Bär fordern Amtsinhaber Jens Spiske heraus

Nadine Stitterich und Peter Bär fordern Amtsinhaber Jens Spiske heraus

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