Es sind nicht nur die Leipziger Teile der Tagebauseen und Fließgewässer, die von immer neuen touristischen Großprojekten bedroht sind. Im Neuseenland betreibt praktisch jede Kommune ihre eigenen touristischen Zukunftspläne – ohne Rücksicht auf gewachsene Biotope und eine zunehmend von Dürre und Artenverlust bedrohte Landschaft. Das trifft auch auf den Bockwitzer See zu, an dem eigentlich überhaupt noch nicht gebaut werden darf. Nur in nächster Zeit vielleicht offiziell gebadet.

Der Bockwitzer See zwischen Borna und Kitzscher entstand aus dem Tagebau Borna-Ost. Ein Großteil dieses Gebietes ist durch das Regierungspräsidium Leipzig im Jahr 2003 als Naturschutzgebiet ausgewiesen worden. Darüber hinaus liegt der Bockwitzer See im Natura-2000 Gebiet „Bergbaufolgelandschaft Bockwitz“ (europäisches Vogel- und FFH-Schutzgebiet).

Nur am Nordstrand wird es künftig eine Nutzung geben. Dort aber will die Stadt Borna sogar einen regelrechten Surfpark errichten lassen. Der Stadtratsbeschluss zum Flächenverkauf fiel dazu 2021.

Wenn der Surfpark errichtet werden sollte, wird das nicht nur enormen Nutzungsdruck auf den Nordstrand des Sees ausüben, sondern absehbar auch das den größten Teil des Sees umfassende Vogelschutzgebiet beeinträchtigen.

Da wird allein schon durch die Zahl der prognostizierten Anreisenden für den Surfpark geschehen. Sofern dieses Projekt überhaupt genehmigungsfähig wird, denn es wird enorme Flächen versiegeln und einen riesigen Wasserbedarf mit sich bringen.

Heimat für Sperbergrasmücke, Heidelerche und Gänse

Dabei ist es am Bockwitzer See Ziel, einen strukturreicher Abschnitt der Braunkohlefolgelandschaft im Südraum Leipzig und die natürlichen Lebensraumtypen des Gebietes zu erhalten sowie deren Entwicklung zu unterstützen, betont das Landratsamt des Landkreises Leipzig. „Für bestimmte Vogelarten (Sperbergrasmücke, Heidelerche) ist das Gebiet sachsenweit bedeutungsvoll und ein wichtiges Rastgebiet für Gänse.“

Und weil schon heute der Nutzungsdruck für den noch lange nicht freigegebenen See hoch ist, betont das Landratsamt: „Aus diesen Gründen ist es im Naturschutzgebiet ‚Bockwitzer See‘ generell verboten, die Wege zu verlassen, zu zelten oder den See zum Baden oder für diverse Wassersportarten zu nutzen.“

Das Umweltamt des Landratsamtes Landkreis Leipzig bittet deshalb alle Bürgerinnen und Bürger darum, dies zu beachten und die geschützten Lebensräume für die Tier- und Pflanzenwelt zu respektieren.

„Damit leisten alle einen wichtigen Beitrag zum Schutz und zur Erhaltung von Natur- und Artenvielfalt. Durch die Untere Naturschutzbehörde finden im Schutzgebiet regelmäßig Kontrollen statt. Bei festgestellten Verstößen werden Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet.“

Verfahren zum Nordstrand läuft

Allein der nördliche Teil des Sees, der nicht im Naturschutzgebiet liegt, soll perspektivisch zum Baden zugelassen werden. Voraussetzung dafür ist aber die sogenannte Zulassung des Gemeingebrauchs. In den Gemeingebrauch wird der See aber erst entlassen, wenn die Ufer als stabil genug eingeschätzt werden können, dass hier beim Baden und Bootfahren keine Gefahr mehr besteht.

Und so betont das Landratsamt: „Erst wenn dieses Verfahren abgeschlossen ist, kann am Nordstrand des Bockwitzer Sees gebadet werden. Gegenwärtig ist das Baden dort noch nicht öffentlich zugelassen.“

Noch prüfe man. Einen Termin für die Freigabe des Badestrandes gibt es noch nicht.

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Keine Kommentare bisher

…und warum durfte das Grundstück dann von der Stadt Borna verkauft werden ? Das LAndratsamt redet mit gespaltener Zunge ! Genau dasselbe passiert ja gerade am Störmthaler See “östl. Grunaer Bucht” mit dem Campingplatz/Strandbad/Wassersportzentrum-Projekt. Das Grundstück ist nun gekauft bzw verkauft an SEB, Leipzig. Das Artenschutzgutachten ist eine Verhöhnung des Artenschutz. Aber es wurde verlautbart durch die Gemeindeverwaltung, man habe sich mit der UNB des LK Leipzig bereits abgestimmt. Es bleibt sehr spannend !

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