Fordern kann man ja. Es wird nur nichts nützen. Denn die teilweise Sperrung der B2-Brücke über dem Agra-Gelände in Markkleeberg kommt zu einer Zeit, in der sowohl den Kommunen als auch dem Freistaat Sachsen die Gelder fehlen, um ein Tunnelprojekt für geschätzte 140 Millionen Euro starten und auch noch zeitnah umsetzen zu können. Trotzdem meldet sich jetzt Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung zu Wort und fordert, an der vor vier Jahren vereinbarten Tunnellösung festzuhalten.
Nach dem jüngst festgestellten dramatischen Schadensbild an der Agra-Brücke in Markkleeberg soll diese so schnell wie möglich ersetzt werden. Sachsens Infrastrukturministerin Regina Kraushaar hat sich am Montag, dem 17. November, für einen neuen Brückenbau ausgesprochen, eine Tunnellösung sei aufgrund der langen Planungsvorläufe nicht zu verantworten.
Denn dem aktuellen Brückenbauwerk aus den 1970er Jahren geben die Sachverständigen keine zehn Jahre mehr, bis die Standfestigkeit nicht mehr gewährleistet ist. Eine Fahrbahnverengung wurde schon angewiesen, eine Tonnagebeschränkung für Fahrzeuge wird in den nächsten Tagen folgen.
Weil ein Brückenbau jedoch unmittelbar dem denkmalgeschützten Agra-Park zusetzt, machen sich Oberbürgermeister Burkhard Jung wie auch die Stadt Markkleeberg weiter für einen Tunnel stark.
Burkhard Jung sagte am Dienstag, 18. November: „Es rächt sich jetzt, dass in den letzten Jahren mit nur wenig Nachdruck seitens des Freistaats die Option eines Tunnels geplant wurde. Jetzt stehen wir unter Zeitdruck und ein Brückenneubau anstelle eines Tunnels scheint die vom Freistaat favorisierte Lösung zu sein. Wir vergeben eine große Chance, wenn wir den Fehler der 1970er Jahre wiederholen und den Agra-Park erneut durchschneiden.“
Die Agra-Brücke wurde zwischen 1970 und 1976 erbaut und führt im Zuge der B2 über den Agra-Park. Rund 30.000 Fahrzeuge nutzen die Querung täglich. In der vergangenen Woche hatte eine Sonderprüfung durch das Sächsische Staatsministerium für Infrastruktur und Landesentwicklung gravierende Schäden im Spannstahl der Brücke ergeben. Dieser stammt in Teilen aus Hennigsdorfer Produktion, der in 19 Brückenbauwerken verbaut wurde, die seit dem Einsturz der Dresdner Carolabrücke unter strenger Beobachtung stehen.
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Es gibt 4 Kommentare
Mal eine naive Frage: könnte man eigentlich einen Brückenersatzbau bewerkstelligen, bei dem die Pfeiler bestehen bleiben?
Ich fahre oft durch den Herfurthschen Park mit dem Rad, eine besondere Lärmbelastung durch die Brücke ist nicht festzustellen – der Schall breitet sich nicht in der Weise aus, wie bei einer Troglösung oder gar ebenerdig.
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Klar, schön ist die Brücke nicht, aber solche “unter der Brücke” Situationen finden sich allerorten. Und es gibt wesentlich besser erhaltene und gepflegte gründerzeitliche Parkensembles. Warum regt sich niemand auf, daß die B2 den Auwald zerschneidet und zerlärmt, und welche Zerstörung die Rampen eines Tunnels/Troges bewirken würden?
Ich gebe Gerd in so fern recht, das die B 2 eine Bundesstraße ist und der Bund den Großteil der Kosten tragen müsste. Aber diese Brücke ist nicht Bestandteil des Bundesverkehrswegeplanes. Da der Freistaat Sachsen lange Zeit das Problem ausgesessen hat, macht er (in dem Fall Infrastrukturministerin Frau Kraushaar) es sich leicht und bevorzugt eine Brückenlösung, als kostengünstigste Variante. Aber in der Diskussion vor 4 oder 5 Jahren wurde eine Tunnellösung oder als Kompromiss eine Trogvariante vereinbart, aber eben keinen Brückenbau wieder. Jetzt, in Zeiten des wirtschaftlichen Stillstandes, relativ leerer Kassen und fehlender Baukapazitäten, wird es ernst – wieder eine Zerschneidung des Agra-Parkes durch eine Autobahn mit Ansicht-, Lärm- und Schmutzbelastungen oder eine zwar teuere Lösung aber eine, um die geschundene Landschaft mittels Tunnel oder Trog einigermaßen verträglich wieder herzustellen und für die Bürger wieder erholsam zu gestalten. Wohin geht also die Reise?
Zwei entscheidende Fehler im Artikel. Weder der Freistaat noch die Kommunen bezahlen Brücke oder Tunnel. So kann Herr Jung auch nur von Dritten fordern, er muss ja als Stadt Leipzig nichts bezahlen.Zweiter Fehler,im Jahr 1976 war die Brücke schon lange gebaut.