Ikea und Nova Eventis sind in Sichtweite, doch die zunächst 150 Flüchtlinge werden davon nichts haben. Sie sind in der Erstaufnahmeeinrichtung im Gewerbegebiet Dölzig an die Residenzpflicht gebunden. Handwerker bauten am Freitag noch eine Fluchttreppe, auch im Inneren wurde eifrig gearbeitet. Vertreter von Maltesern, Sächsischem Immobilien- und Baumanagement (SIB) und Landesdirektion führten Pressevertreter durch das Gebäude, das kurzfristig hergerichtet wurde.

“Die Landesdirektion Sachsen wird beginnend ab 11. September 2015 bis zu 150 Asylbewerber in einem Gebäude des Akzent Office Center Leipzig-West, Westringstraße 51, 04435 Schkeuditz/OT Dölzig unterbringen. Es wird zudem geprüft, ob in nächster Zukunft auch weitere Gebäude des Centers für die Erstaufnahme von Asylbewerbern genutzt werden können.” So erfährt man auf den Seiten der Landesdirektion Sachsen.

Eine Unterkunft für zunächst 150 Flüchtlinge wurde hier innerhalb von einer Woche eingerichtet. Bislang war das ein Bürogebäude. In der Nachbarschaft werden die Bauten auch noch so genutzt. Doch es ist bereits daran gedacht, auch dort Flüchtlinge einzuquartieren, sobald die Mieter raus sind. Noch kurz vor der Ankunft der ersten Asylsuchenden wurde am dreigeschossigen Haus eine Fluchttreppe gezimmert. An der Decke wurden einfache Rauchmelder angebracht. Die Elektrizität und die Türen wurden überarbeitet. Toiletten und Duschen sind draußen in Containern: 4 Duschcontainer mit 24 Duschen und zwei Toilettencontainer. Die wenigen Toiletten im Haus sind für das Personal. Später soll ein Gebäude als zentrales Sanitärgebäude eingerichtet werden. Alles ist vorbereitet, auch die Malteser, die hier für die Menschen zuständig sind. Bis zum Ende des Jahres soll alles für 400 Asylsuchende bereit sein. Letztlich sollen bis zu 700 hier leben, wobei viele Details noch offen sind.

Der Hauptunterkunftsraum für Männer hat XXX Betten. Foto: Sebastian Beyer
Der Hauptunterkunftsraum für Männer hat XXX Betten. Foto: Sebastian Beyer

Nahes Einkaufzentrum bleibt unerreichbar

Im zweiten Stock stehen in einem großen Saal Feldbetten für 100 alleinreisende Männer. Falls allerdings der Platz für Familien gebraucht wird, ist bereits über Trennwände nachgedacht. Ansonsten gibt es für Familien kleinere Räume im ersten Obergeschoß. Letztlich wird die tatsächliche Aufteilung sich ständig wandeln. Noch wenige Stunden vor dem ersten Eintreffen der Geflüchteten wusste hier noch keiner, wer da tatsächlich kommen wird. Im Gewerbegebiet selbst ist nichts los, wie auch die Vertreterin der Malteser festhält. Da wäre es natürlich verführerisch, wenige Kilometer nach Westen zu laufen. Dahin, wo eine große schwedische Möbelkette sitzt und ein großes Einkaufszentrum lockt. Das Problem ist nur: dazwischen ist nicht nur die Landkreisgrenze, sondern zusätzlich die Grenze zwischen Sachsen und Sachsen-Anhalt. In den ersten drei Monaten des Aufenthalts der Flüchtlinge aber herrscht Residenzpflicht. Die Menschen bleiben auf das Gewerbegebiet beschränkt. Im ersten Obergeschoß sind Sozialräume vorgesehen. Auch ein Kinderspielzimmer ist da. Unterrichtsräume dienen dem Erlernen der deutschen Sprache. Kleine Räume ermöglichen es, Müttern mit kleinen Kindern einen Rückzugsraum zu geben.

Das umgebende Gewerbegebiet bietet wenig Erholungsgelegenheiten Foto: Sebastian Beyer
Das umgebende Gewerbegebiet bietet wenig Erholungsgelegenheiten Foto: Sebastian Beyer

Die Malteser arbeiten im Dreischichtsystem 24 Stunden. Die Frühschicht und die Tagschicht sind mit fünf Personen besetzt. In der Nachtschicht sind vier Personen anwesend. Hinzu kommen Dolmetscher und Mitarbeiter in der Küche und der Sicherheitsdienst. Eine Krankenstation ist Montag bis Freitag mit einer Krankenschwester und einer Rettungsassistentin besetzt. Eine 24-Stunden-Rezeption dient als fester Anlaufpunkt, um Fragen zu beantworten und Hilfe zu vermitteln. Abgetrennt vom großen Saal finden sich in einem hellen, kleinen Raum Sofas und Tischkicker. Zwei neutral gestaltete Räume dienen als Andachtsraum, getrennt für Männer und Frauen. Ob diese muslimisch oder christlich genutzt werden oder ob es feste Zeiten für bestimmte religiöse Gruppen gibt, entscheidet sich erst, wenn klar ist, welche Personen konkret kommen.

Gekochte Eier sind der Renner

Neben den Sanitäranlagen ist derzeit auch das Essen in die Außenanlagen verlagert. Ein größeres Zelt mit Biertischen und Bänken bietet die Möglichkeit, im Schichtverfahren mittags eine warme Mahlzeit einzunehmen. Angeboten werden fleischlose Gerichte. Morgens und abends gibt es kleine Lunchpakete, die ohne feste Zeit abgeholt werden können. Gekochte Eier seien “der Renner”, erklärt Einrichtungsleiter Matthias Domke vom Malteser Hilfsdienst. Daneben gibt es Schafkäse, Oliven und Weißbrot.

Montag, 14.09. um 18 Uhr, findet in der Diskothek Sax im Gewerbegebiet Dölzig, Döbichauer Str. 67,  ein Informationsabend statt. “Vertreter der Landesdirektion Sachsen, des Sächsischen Staatsministeriums der Finanzen, der Stadt Schkeuditz, der Polizeidirektion Leipzig, des Landratsamtes Nordsachsen und der Malteser werden über das Vorhaben der Erstunterbringung in Dölzig informieren und für Fragen der Anlieger zur Verfügung stehen”, heißt es auf der Seite der Landesdirektion.

Im beheizbaren Verpflegungszelt werden Mahlzeiten in Schichten ausgeteilt. Foto: Sebastian Beyer
Im beheizbaren Verpflegungszelt werden Mahlzeiten in Schichten ausgeteilt. Foto: Sebastian Beyer

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