Am Samstag, 1. Dezember, veranstaltete die Grünen-Fraktion im Sächsischen Landtag ihren mittlerweile 12. Sächsischen Klimakongress in Dresden: Mehr als 300 Besucherinnen und Besucher folgten den Vorträgen und diskutierten in verschiedenen Foren. Und mit dem Astrophysiker Harald Lesch hatten sich die Grünen auch einen Prominenten Redner eingeladen. Einen, der die Warnungen der Grünen teilt: Wir sind die letzte Generation, die den Laden noch retten kann. Er kam via Skype.

Wolfram Günther, Vorsitzender der Grünen-Fraktion, erinnerte zur Eröffnung des Kongresses daran, dass Deutschland die Klimaziele für das Jahr 2020 absehbar nicht erreiche und so mit Klimaschulden zur internationalen Klimakonferenz nach Katowice fahre. Er warf Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer einen Boykott der Kohlekommission vor.

„Setzen sich die Ideen des Ministerpräsidenten und seiner Kollegen in den anderen Kohleländern zu den Laufzeiten der Kraftwerke und Braunkohletagebaue durch, dann wird Deutschland auch die Klimaziele des Jahres 2030 nicht erreichen können“, so Günther. „Internationale Institutionen und Verträge werden also nicht nur von Populisten aller Couleur infrage gestellt. Auch die CDU/SPD-Regierung in Sachsen reiht sich dabei ein.“

Es passe leider wie die sprichwörtliche „Faust aufs Auge“, dass Wirtschaftsminister Martin Dulig mit dem versprochenen neuen Schub für die Erneuerbaren Energien in Sachsen in vier Jahren nicht vorangekommen sei.

„Wir sind die erste Generation, die die Klimakrise richtig spürt, und die letzte, die sie noch verändern kann“, appellierte Günther. „Unsere Generation hat die Klimafrage in der Hand. Wir können uns entscheiden. Unsere Entscheidungen haben Konsequenzen. Appelle, die allein an uns als Verbraucherinnen und Verbraucher und unsere Moral gerichtet sind, sind nicht der entscheidende Hebel, um hinreichend umzusteuern.

Denn die Klimakrise ist eine politische Frage. Und politische Probleme brauchen politische Lösungen. Saubere Luft, gesundes Essen, ein gemäßigtes Klima, eine intakte Umwelt und Natur – wenn all das politische Priorität erhält, folgen daraus Handlungen. Kraftwerke und Kohlegruben zu schließen heißt, dass Menschen neue, zukunftsfähige Arbeitsplätze brauchen.“

Und egal, welches Thema er ansprach: Es klemmt in der Staatsregierung. Nichts kommt wirklich voran. Günther: „Wir brauchen bessere Bus- und Bahnverbindungen, damit weniger Auto gefahren wird. Wer will, dass weltweit Wälder erhalten bleiben, muss dafür streiten, dass tropische Länder einen besseren Zugang zum europäischen Markt bekommen, und das jenseits von Soja.“

Prof. Harald Lesch, Astrophysiker, Naturphilosoph und Wissenschaftsjournalist, warnte dann in seinem Vortrag „Mögliche Welten in 30 Jahren“ vor der Heißzeit, die einsetzen wird, wenn die Treibhausemissionen nicht endlich deutlich gesenkt werden würden. Dann wären weite Gebiete um den Äquator unbewohnbar, was entsprechende Migrationsbewegungen auslösen würde.

Aber das Jahr 2018 habe auch uns in Deutschland einen Vorgeschmack gegeben, wie sich der Klimawandel auswirken kann. Mit negativen Folgen für die Landwirtschaft, ja für unser ganzes Leben und auch für unsere Gesundheit. Und was würde eigentlich passieren, wenn es nicht wie in diesem Jahr in Kalifornien großflächig brennen würde, sondern in Brandenburg? Den Vorgeschmack gab es ja schon.

Lesch empfahl einen möglichst schnellen Umstieg auf Erneuerbare Energien und funktionierende öffentliche Verkehrsnetze. Ansonsten sehe er schwarz. Der Professor der Ludwig-Maximilians-Universität München konnte wegen Glatteis nicht anreisen und hielt seinen Vortrag per Skype.

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