In Sachsen hat es im vergangenen Jahr deutlich mehr registrierte Fälle von sexualisierter Gewalt und rechtsmotivierten Straftaten gegeben. Das geht aus der Polizeilichen Kriminalstatistik hervor, die Innenminister Armin Schuster am Dienstag vorgestellt hat. Allgemein hat sich die Zahl der Straftaten kaum verändert, allerdings gibt es immer mehr Kinder und Jugendliche unter den Tatverdächtigen.
Die Polizei hat im vergangenen Jahr insgesamt 297.985 Straftaten in Sachsen registriert. Das sind knapp 1.600 Fälle mehr als 2023. Die Aufklärungsquote liegt unverändert bei rund 61 Prozent.
Als „alarmierend“ bezeichnet die sächsische Polizei den Anstieg der Gewaltkriminalität: 9.151 Fällen im Jahr 2023 folgten 9.703 Fälle im Jahr 2024. Besonders bei sexualisierten Gewalttaten gibt es einen großen Anstieg von 285 Fällen in 2023 auf 418 Fälle in 2024. Das entspricht einem Plus von fast 50 Prozent.
Bei der Gewaltkriminalität zählt die Polizei 653 Kinder und 1.442 Jugendliche als Tatverdächtige. Das sind 35 beziehungsweise 17 Prozent mehr als im Vorjahr. Bei Ladendiebstählen ist die Zahl solcher Verdächtiger hingegen deutlich zurückgegangen.
Rekordzahlen bei rechtsmotivierten Straftaten
Auf einem „Allzeithoch“ befindet sich laut sächsischer Polizei die politisch motivierte Kriminalität. Mit rund 8.000 Straftaten im Jahr 2024 wurden die circa 5.700 Straftaten im Jahr 2023 deutlich übertroffen. Verantwortlich für den Anstieg sind vor allem rechtsmotivierte Straftaten: Auf 2.704 Fälle im Jahr 2023 folgten 4.216 Fälle im Jahr 2024. Bei Linken zählt die Polizei einen Anstieg von 1.089 auf 1.395 Straftaten.
Auffallend ist die zunehmende Gewaltbereitschaft von Rechtsradikalen. Diese lag mit 124 Fällen deutlich über den 75 Fällen des Vorjahres. Bei Linken hat sich die Gewaltkriminalität von 199 auf 100 Fälle halbiert.
Sachsens Innenminister Schuster fordert angesichts der Zahlen eine Verschärfung im Strafrecht. 18- bis 21-Jährige sollten in der Regel nicht mehr nach Jugend-, sondern nach Erwachsenenstrafrecht verurteilt werden. „Der Erziehungsgedanke des Jugendstrafrechts greift bei Volljährigen immer weniger“, so Schuster. Im Bereich der Kinder- und Jugendkriminalität würde die Polizei generell an ihre Grenzen stoßen. Gesellschaft und Familie seien in der Verantwortung.
Schuster fordert Konsequenzen für ausländische Mehrfachstraftäter
Zum starken Anstieg ausländischer Tatverdächtiger sagt Schuster: „Eine sehr kleine Gruppe der Zuwanderer mit Asylhintergrund ist für nahezu die Hälfte aller Straftaten dieser Gruppe verantwortlich. Wenn wir strikt und fokussiert bei dieser Gruppe die rechtlichen Konsequenzen voll ausschöpfen, können wir viel für den gesellschaftlichen Frieden erreichen.“
Albrecht Pallas, innenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im sächsischen Landtag, spricht sich gegen „reflexhafte Strafverschärfungen“ für junge Menschen aus. Hilfreich seien stattdessen „kluge Investitionen in Jugendhilfe, Sozialarbeit und Bildung“. Die Grünen kritisieren geplante Kürzungen in der Demokratiearbeit. CDU und SPD würden im Doppelhaushalt 2025/26 falsche Prioritäten setzen.
Das BSW hingegen fordert mehr Personal und bessere Ausstattung für die Polizei, vor allem im IT-Bereich. Die Linksfraktion stellt die Aussagekraft der Kriminalstatistik infrage. Es würden sowohl Dunkelfeldstudien als auch Informationen über den Ausgang der Ermittlungsverfahren vor Gericht fehlen, um politische Schlussfolgerungen zu ziehen.
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