Der 1. FC Lok Leipzig kann auch in der Regionalliga noch gewinnen. Nach dem Sieg im Ortsderby gegen die BSG Chemie vor Wochenfrist, schlugen die Leipziger am Sonntag den FSV Union Fürstenwalde mit 3:1 (1:1). Bei Lok brillierten mal wieder Paul Schinke und Daniel Becker gemeinsam und machten mit ihren drei Toren den Unterschied. Vor 2.468 drehten beide die Partie und sorgten für den erst zweiten Heimsieg der Saison und den ersten Lok-Sieg in der Regionalliga seit über zwei Monaten.

Es kam in dieser Saison bisher nicht vor, dass Lok einen Elfmeter zugesprochen bekam. Am Sonntag in der 75. Minute war es soweit. Eines von Nils Gottschicks zahlreichen Dribblings endete abrupt im Strafraum. Und nun tat sich einiges im Plache-Stadion. Daniel Becker überließ Paul Schinke generös den Ball, Zickert sprach noch ein paar salbungsvolle Worte gen potentiellen Torschützen und Trainer Heiko Scholz suchte das Gespräch mit einem Balljungen in seiner Nähe.

Über was die beiden sich wohl unterhalten haben? „Er sollte mir nur sagen, ob er reingeht“, erläuterte Scholz nach dem Spiel. „Bei Elfmetern habe ich noch nie hingeguckt.“ Schinke traf, Lok führte im siebten Heimspiel, nachdem es zum sechsten Mal in Rückstand geraten war.

Mit dem ersten und lange Zeit einzigen Torschuss für die Gäste hatte Kapitän Karaszewski nach einer Viertelstunde zur Führung getroffen. Bei Derby-Held Zickert war für Wunderlich resolut Endstation gewesen, Latendresse-Levesque flog in das falsche Eck. Die mit „Derbysieger, Derbysieger“ empfangenen Lok-Kicker ließen sich von den Geschehnissen wenig beeindrucken und spielten ihren Stiefel weiter. Zahlreiche wütende Angriffe rollten auf das Tor der Gäste, der Ausgleich durch Becker fiel aber durch einen Standard.

Blick nach vorn und schwer zu halten: Nils Gottschick. Foto: Jan Kaefer
Blick nach vorn und schwer zu halten: Nils Gottschick. Foto: Jan Kaefer

Loks Regisseur streichelte einen 20-Meter-Freistoß über die Mauer ins Tor. Birnbaum im Fürstenwalder Tor reagierte gar nicht erst. Doch fortan tat sich Lok schwer. „Wir mussten das Spiel machen und Fürstenwald stand gut, da haben wir immer unsere Probleme. Das wissen wir.“ Immerhin: Lok unterband vor den Augen von Zoodirektor Dr. Jörg Junhold in der restlichen ersten Halbzeit alle Gäste-Konter fortan im Keim. „So liefen wir nur noch hinterher, anstatt auch mal einen Ball festzumachen“, kritisierte Gäste-Trainer Achim Hollerieth die Unkonzentriertheiten seines Teams.

Doch die Brandenburger waren auch nach Scholzens Gespräch mit dem Balljungen und Schinkes Elfmeter-Tor zum 2:1 nicht besiegt, hatten sogar klare Chancen. Latendresse-Levesque musste zweimal in höchster Not abtauchen. „Bis zu Beckers 3:1 war noch alles offen, es hätte auch 2:2 ausgehen können“, kommentierte Scholz den Spielverlauf. Sein Team hatte die Kontrolle verloren, Fürstenwalde hatte umgestellt.

Mit dem Kopf zur Stelle: Marcel Trojandt. Foto: Jan Kaefer
Mit dem Kopf zur Stelle: Marcel Trojandt. Foto: Jan Kaefer

„Alles was wir offensiv im Kader hatten, haben wir reingeschmissen und dann haste entweder das Quäntchen Glück und triffst oder kassierst eben wie wir das dritte.“ Daniel Becker hatte sich mit zwei Haken seiner Verfolger am Strafraum entledigt und abgezogen. Sein Ball flatterte ins lange Eck. Daniel Bittner, der nach 65 Minuten für den verletzten Oliver Birnbaum eingewechselt worden war, hatte hier wie auch beim Elfmeter keine Chance.

Heiko Scholz sprach nach seinem 101. Spiel für Lok und dem 54. Sieg von einem „Riesenschritt zum Klassenerhalt“. Kurios: Schiedsrichter Max Burda aus Berlin, pfiff sowohl beim ersten Heimsieg, als auch beim letzten Lok-Sieg in der Regionalliga am 18. September beim FC Schönberg. Die Prostheidaer haben nun vorerst neun Punkte Vorsprung auf mögliche Abstiegsplätze und vor allem gezeigt, dass es auch in der Regionalliga gemeinsam mit Becker und Schinke gehen kann, obgleich das mit einer Systemumstellung einhergeht.

Paul Maurer wird ausgebremst. Foto: Jan Kaefer
Paul Maurer wird ausgebremst. Foto: Jan Kaefer

Gegen Fürstenwalde funktionierte das in Oberliga-Zeiten bewährte 4:1:4:1 und ist gewiss auch eine Option beim Tabellenletzten Neustrelitz kommenden Sonntag. „Mir wäre es lieber gewesen, Neustrelitz hätte heute gewonnen, denn einfacher wird es nicht, wenn ein Club mit nur einem Punkt unten steht.“ Neustrelitz verlor aber 0:4 gegen Neugersdorf, die ihrerseits noch Lok überholten. Scholz wird mit seinem Team einen Tag vorher in Mecklenburg anreisen – und vielleicht ja auch wieder einen Balljungen zum quatschen brauchen…

Die Statistik zum Spiel:
www.fussball.de/spiel/1-fc-lokomotive-leipzig-fsv-union-fuerstenwalde/…

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