Aus sportlicher Sicht hat RB Leipzig am vergangenen Wochenende die Kurve bekommen. Nach zwei Niederlagen in Folge, darunter das schwache 0:3 daheim gegen den HSV, gelang in Gladbach ein umkämpfter 2:1-Erfolg. Stattdessen sorgen nun jedoch erneut Schlagzeilen abseits des Spielgeschehens für Aufregung. Laut Medienberichten könnte wegen enger Verflechtungen mit Salzburg die Teilnahme der Leipziger an der Champions League in Gefahr sein. Zudem befeuert ein „11 Freunde“-Artikel die anhaltende Diskussion über mögliche Security-Gewalt im Gäste-Fanblock der Red-Bull-Arena.

Am Mittwochnachmittag titelten die „Salzburger Nachrichten“ auf ihrer Homepage: „RB Leipzig droht das Verbot für die Champions League“. Hintergrund ist eine Regelung des Europäischen Fußballverbandes UEFA, wonach nicht zwei Vereine, die „vom selben Geldgeber oder von den gleichen Personen gesteuert werden“, gleichzeitig international spielen dürften, wie es in dem Artikel heißt. Jener Geldgeber wäre Red Bull.

Die Diskussionen über diesen möglichen Konflikt gibt es schon seit Jahren. Nun dürften sie jedoch erstmals richtig an Fahrt aufnehmen. Zum einen scheint mittlerweile ausgeschlossen, dass einer der beiden Clubs die Qualifikation für Champions oder zumindest Europa League noch verpasst. Die Leipziger haben 13 Spieltage vor Schluss bereits zwölf Punkte Vorsprung vor dem relevanten siebten Platz. In Österreich stehen noch 14 Spieltage auf dem Programm; hier beträgt der Vorsprung von Salzburg auf einen Nicht-Europacupplatz zwar nur sieben Punkte. Allerdings ist die Mannschaft von Trainer Óscar García in bestechender Form: Die jüngsten sechs Ligaspiele wurden gewonnen, unter anderem gegen den derzeit Zweit-, Dritt- und Viertplatzierten der Tabelle. Es scheint somit sicher, dass erstmals beide Teams gemeinsam international spielen werden – für die Leipziger wäre es sowieso die Premiere.

Zum anderen soll die UEFA laut „Salzburger Nachrichten“ deutliche Signale ausgesendet haben, dass nur einer der beiden Clubs in der kommenden Saison international spielberechtigt wäre. In dem Fall dürfte die Mannschaft starten, die sich für den „höheren“ Wettbewerb, also die Champions League, qualifiziert hätte. Nächstes Kriterium wäre dann die bessere Platzierung in der nationalen Liga.

RBL-Vorstandschef Oliver Mintzlaff sagte laut „kicker“ einer Nachrichtenagentur: „Es gibt bei RB Leipzig keine Nervosität und auch die vermeintlichen Signale der UEFA gibt es nicht.“ In Salzburg verweist man zudem darauf, dass die enge Verknüpfung beider Vereine nicht mehr bestehen würde.

Das in offener Feindschaft zu RB Leipzig stehende Fußballmagazin „11 Freunde“ veröffentlichte anlässlich der laufenden Diskussion online einen Artikel aus seiner Dezemberausgabe. Darin vertritt der Autor die These, dass Leipzig gegen das sogenannte Financial Fairplay der UEFA verstößt und deshalb nicht international starten dürfte.

Vor Anpfiff zeigten die RBL-Fans als Reaktion auf die Ereignisse in Dortmund zahlreiche Banner. Foto: GEPA pictures/Sven Sonntag
Die Choreo vor dem HSV-Spiel haben einige Ordner womöglich verpasst. Foto: GEPA Pictures

Ebenfalls auf der Homepage der „11 Freunde“ erschien am am Mittwoch ein Artikel zu den angeblichen Übergriffen von Security-Mitarbeitern in der Red-Bull-Arena auf Fans des HSV am vorletzten Wochenende. Im Anschluss an die Partie, vor deren Anpfiff es im Gästeblock zum Abbrennen von Pyrotechnik gekommen war, sollen diese beiden Gruppen beim Verlassen des Stadions aneinandergeraten sein. Laut HSV-Fanprojekt haben teils vermummte Ordner auf Hamburger Fans eingeschlagen; einer davon sei sogar bewusstlos geworden.

Polizei und Sicherheitsdienst stellen das Geschehen anders dar: Zwei HSV-Ultras seien aus der Masse herausgezogen worden, weil diese für den Pyro-Einsatz verantwortlich gewesen sein sollen. Anschließend hätten sich andere Fans solidarisiert und auf die Ordner eingeschlagen.

In dem „11 Freunde“-Artikel, der unter anderem auf Sichtung eines nicht veröffentlichten Videos beruht, heißt es: „Es ist einzigartiges Material, in dem zu sehen ist, wie die Stadionangestellten innerhalb kürzester Zeit die Auswärtsfans zurückdrängen. Es ist kein gleichwertiger Kampf, sondern ein rücksichtsloses Zusammenschlagen.“ Ordner hätten mit Aussagen wie „Wir sind hier in Ostdeutschland“ provoziert. Einer von ihnen hätte irgendwann gerufen: „Es reicht. Wir haben gewonnen.“ Die Polizei sei laut „11 Freunde“ weitgehend untätig geblieben.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Gästefans über die harte Gangart der Security in der Red-Bull-Arena beschweren. Selbst Fans von RB Leipzig sehen den Sicherheitsdienst kritisch und verweisen unter anderem darauf, dass dieser aus Hooligans, Neonazis sowie Anhängern anderer lokaler und regionaler Vereine bestehe.

Nach den Vorfällen in Dortmund, die mittlerweile weitgehend aus dem Fokus der Öffentlichkeit verschwunden sind, hat RB Leipzig nun also mit zwei neuen Themen zu kämpfen, die mit den Spielen an sich wenig zu tun haben.

Für positive Schlagzeilen sorgt hingegen die seit einigen Tagen andauernde Unterstützung für den Handballverein HCL. Nachdem bekannt geworden war, dass dieser einen Schuldenberg von fast einer Million Euro mit sich herumschleppt und in seiner Existenz gefährdet ist, zeigte sich RB Leipzig solidarisch und ruft seitdem seine Anhänger zum Spenden auf. Zu diesem Zweck laufen auf den sozialen Kanälen auch entsprechende Videos. Zudem sollen versteigerte Trikots von RBL-Spielern den Handballerinnen zugute kommen.

Aus sportlicher Sicht wird es am kommenden Samstag wieder interessant. Dann möchten die Rasenballer Wiedergutmachung für die 0:3-Heimpleite gegen den HSV betreiben. Gegner Köln ist jener siebtplatzierte Club, von dem die Leipziger zwölf Punkte entfernt sind.

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