Ganze drei Höhepunkte hatte das Heimspiel des 1. FC Lokomotive Leipzig gegen die FSV Budissa Bautzen zu bieten: Keinen gestaltete der 1. FC Lok selbst. Die Gäste donnerten zwei Foulelfmeter an die Latte, Torhüter Benjamin Kirsten musste nach einer halben Stunde mit Verdacht auf Muskelfaserriss raus. Mehr passierte nicht. Im 14. Aufeinandertreffen gegen Bautzen bleibt Lok damit zum 13. Mal sieglos, einen Heimsieg gab es immer noch nicht. Und vor 2.565 Zuschauern war Lok auch weit davon entfernt.

Erneut musste Lok-Trainer Heiko Scholz nach Spielende eingestehen, dass „das heute nicht unser Anspruch ist.“ Das hatte der 51-Jährige schon nach dem mageren 1:0-Sieg beim FSV Luckenwalde vor zwei Wochen verkündet. Genutzt hat es nicht viel, Lok tat sich vor eigenem Publikum gegen aggressive Bautzner sehr schwer. Ein tatsächliches Fußballspiel kam über weite Strecken der 90 Minuten nicht zustande, beide Teams erspielten sich keine einzige Tormöglichkeit.

Gäste-Trainer Torsten Gütschow lobte immerhin noch den Einsatz seiner Mannschaft, mit dem er „sehr zufrieden“ war. Drei Punkte hätte sein Team trotzdem zwingend mitnehmen müssen. Aus zwei Rückpässen des wackligen Christian Hanne entstanden zwei Foulelfmeter für die Senfstädter, der erste Strafstoß war allerdings unberechtigt.

Robert Berger (Lok) im Duell mit dem Bautzener Kapitän Franz Pfanne. Foto: Jan Kaefer
Robert Berger (Lok) im Duell mit dem Bautzener Kapitän Franz Pfanne. Foto: Jan Kaefer

Toni Schmidt hatte einen zu kurzen Kopfball von Hanne gen Kirsten erlaufen, aber anstatt Kirsten zu umkurven lief Schmidt in den Lok-Schlussmann hinein, der stehen geblieben war. Schiedsrichter Robert Wessel aus Berlin, bis dahin unauffällig leitend, zeigte sofort auf den Punkt und Kirsten Gelb. Doch der Gefoulte nagelte den Ball an die Lattenunterkante, das herausspringende Spielgerät landete schließlich doch noch im Tor. Doch Wessel hatte erneut gepfiffen und Kirsten sich verletzt.

Warum Wessel abgepfiffen hatte, blieb unklar. Für den mit Verdacht auf Muskelfaserriss im Oberschenkel ausgewechselten Benjamin Kirsten kam nach 26 Minuten Christopher Hanf ins Spiel. „Ausgerechnet Hanf“, stöhnten ein paar auf der Tribüne, denn Hanf stand bei der saftigen 0:3-Pokalpleite gegen Bautzen im November im Tor – bis ihn Scholz verletzt auswechselte und kurz vor Schluss Kirsten brachte.

Torwart Christopher Hanf (Lok) musste für den verletzten Benjamin Kirsten einspringen. Foto: Jan Kaefer
Torwart Christopher Hanf (Lok) musste für den verletzten Benjamin Kirsten einspringen. Foto: Jan Kaefer

Und auch Hanf sah wenige Minuten später Gelb, und wieder war Christian Hanne beteiligt. Der Lok-Innenverteidiger spielte diesmal einen flachen Rückpass auf seinen „neuen“ Torhüter, der diesen zu weit springen ließ. Wieder war Schmidt da, Hanf traf Schmidt statt Ball und Wessel zeigte berechtigterweise auf den Elfmeterpunkt. Diesmal nagelte Martin Hoßmang den Ball an die Latte. Wieder kein Tor für die Gäste, wieder Glück für Lok und ein Anlass für Sportphilsophie in beiden Kabinen.

„Ich haben meinem Co-Trainer zur Pause gesagt, dass ich Angst habe, dass das nun schiefgeht“, bekannte Gütschow, während sein alter Kumpel Scholz, der gegen Bautzen sein 150. Spiel als Lok-Trainer machte, seiner Mannschaft in der Kabine verkündete: „Wir werden mit so viel Glück heute nicht verlieren.“ Scholz sollte recht behalten, denn in der zweiten Halbzeit passierte genau gar nichts.

Auch Djamal Ziane (re./ Lok) gelang diesmal kein Treffer. Foto: Jan Kaefer
Auch Djamal Ziane (re./ Lok) gelang diesmal kein Treffer. Foto: Jan Kaefer

„Wir hatten heute einfach zu viele Ausfälle, auch von der Körpersprache her“, bemängelte Scholz nach dem Spiel. Wen er meinte? Möglicherweise Paul Schinke und Paul Maurer, Sascha Pfeffer und Christian Hanne. Auf jeden Fall nicht Hiromu Watahiki, den Scholz auf Nachfrage auf der Pressekonferenz zum Lok-Spieler des Spiels ernannte. „Hiro hat das heute auf jeden Fall noch ordentlich gemacht.“ Und das ist nach diesem Spiel unbedingt als großes Kompliment zu bewerten.

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