Im zweiten Heimspiel in Folge ist der 1. FC Lok Leipzig trotz Führung nicht über ein 2:2 (1:1) hinausgekommen. Vor 2.820 Zuschauern gegen den SV Lichtenberg 47 glich Djamal Ziane 20 Minuten vor Ende zum 2:2 aus. Die Gäste hatten das Spiel mit den bis dato einzigen beiden eigenen Torschüssen gedreht. Lok war die erste Halbzeit sehr gut im Spiel und nach zehn Minuten durch Ziane in Führung gegangen. Lichtenberg monierte Handspiel, Ziane hatte allerdings „mit dem linken Ei“ getroffen.

Nach Spielende war das größte Problem der Lichtenberger Gäste der Bierpreis. „Was, 60 Euro hat das gekostet?“, fragte der Mannschaftsbetreuer seinen Kollegen, der mit 15 Bierbechern Richtung Kabinentrakt marschierte. Luxusprobleme für den Aufsteiger, der bereits die Spitzenteams Altglienicke, Hertha und auch Nordhausen teils deutlich geschlagen hatte.

Gegen Lok reichte es „nur“ für ein 2:2. „Ich habe die ganze Woche über mit meiner Mannschaft über die Standards von Lok geredet, und wir haben soviel trainiert. Jetzt kassieren wir zwei Tore per Standard. Da frage ich mich doch, warum ich Standards trainiert habe“, sorgte Trainer Uwe Lehmann nach dem Spiel für Erheiterung auf der Pressekonferenz.

Lok-Kapitän Robert Zickert klärt vor Sebastian Reiniger (Lichtenberg). Foto: Jan Kaefer
Lok-Kapitän Robert Zickert klärt vor Sebastian Reiniger (Lichtenberg). Foto: Jan Kaefer

Sein Team hat nachgewiesen, dass es nicht zufällig ein Favoritenschreck ist. „Die machen aus drei Torschüssen zwei Tore, und wir brechen uns vorn einen ab. Ich habe selten einen unverdienteren Punkt gesehen“, sagte Doppeltorschütze Djamal Ziane nach dem Spiel. Sein viertes Saisontor erzielte „Mali“ nach zehn Minuten.

Nach kurzer Rücksprache zwischen Schiedsrichter-Assistent Chris Rauschenberg und Schiedsrichter Eugen Ostrin, der schon gestern das Duell VfB Auerbach gegen Union Fürstenwalde gepfiffen hatte, zählte das Tor. Ein Handspiel stand im Raum. Ziane gab aber freimütig zu: „Ich hab das Tor mit dem linken Ei erzielt.“

Es war die vorläufige Krönung eines Offensivfeuerwerks des 1. FC Lok. „Wir wussten, dass die Außenverteidiger von Lichtenberg langsam sind, daher haben wir immer wieder Diagonalbälle gespielt“, so Matthias Steinborn. Doch während Ziane traf, versagten Steinborn vor dem Tor die Sinne und die Beine.

Matthias Steinborn (Lok) ließ direkt nach Wiederanpfiff die riesen Chance zur Führung liegen. Foto: Jan Kaefer
Matthias Steinborn (Lok) ließ direkt nach Wiederanpfiff die riesen Chance zur Führung liegen. Foto: Jan Kaefer

30 Sekunden nach Wiederanpfiff war „Steini“ allein auf Torhüter Niklas Wollert zugelaufen und dann ging „einfach alles schief.“ Wollert hielt, und dies zeigte den Unterschied zwischen beiden Teams. Während sich Leipzig schon in der ersten halben Stunde mindestens zweiminütlich in den Strafraum der Lichtenberger spielte und zig Standards und Torabschlüsse generierte, reichte Lichtenberg ein Torschuss in der ersten Halbzeit zum Ausgleich und ein zweiter in der zweiten Hälfte zur Führung nach rund einer Stunde.

„Da müssen wir enger dranstehen und dann geht der Ball auch noch ins Torwarteck. Da kam alles zusammen“, so Lok-Trainer Wolfgang Wolf, der zudem kritisierte, dass sein Team nach dem Ausgleich durch Ziane in der 70. Minute zu hektisch agierte. „Wir haben dann zu viele hohe Bälle gespielt, auch wenn das die ersten 50 bis 60 Minuten überragend geklappt hat“, so Wolf.

Paul Schinke (Lok) wird hier von Nils Fiegen (Lichtenberg) verfolgt. Foto: Jan Kaefer
Paul Schinke (Lok) wird hier von Nils Fiegen (Lichtenberg) verfolgt. Foto: Jan Kaefer

Nach dem 2:2 hatte Lok das Momentum bei sich, Lichtenberg verlegte sich darauf, das Tempo zu verschleppen. Eine Torchance kreierten die Hausherren nicht mehr. Verlorene Punkte, ein Patzer? „Ich denke nicht, dass es ein Patzer ist, wenn man remis spielt. Die Gegner haben schon Qualität und wir nutzen unsere Chancen nicht“, so Wolf.

Doppeltorschütze Ziane war da im Interview mit dem vereinseigenen Internet-Fernsehen etwas deutlicher. „Wir sind irgendwie zu dumm, wenn man sieht wie der Gegner Tore macht. Wir hatten acht gute Chancen und vier waren so, dass man treffen kann.“

Am Ende floss das Bier allerdings nur in der Kabine der Lichtenberger. Diese können kommende Woche den nächsten Großen ärgern, empfangen Energie Cottbus. Lok kann bei Schützenhilfe Lichtenbergs mit einem Sieg bei der VSG Altglienicke, derzeit Tabellenführer, Herbstmeister werden.

Die Statistik zum Spiel:
http://www.fussball.de/spiel/1-fc-lokomotive-leipzig-lichtenberg-47/…

Djamal Ziane (mitte) zeigte beim 1:0, dass man Tore nicht nur mit dem Fuß oder Kopf erzielen kann ... Foto: Jan Kaefer
Djamal Ziane (mitte) zeigte beim 1:0, dass man Tore nicht nur mit dem Fuß oder Kopf erzielen kann … Foto: Jan Kaefer

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