Mit einer Gedenkveranstaltung an die ehemaligen jüdischen Sportvereine in Leipzig wurde am Freitag das internationale Fußballbegegnungsfest des Tüpfelhausen e.V. eröffnet. Am Sonntag spielt eine internationale Besetzung in der Sportschule Egidius Braun um den Max & Leo Bartfeld-Pokal. Daneben finden noch weitere Veranstaltungen statt.

Am Freitagabend hat sich eine kleine Menschenmenge am Brühl 45 versammelt. Es sind vielleicht um die 40 Personen. Gut die Hälfte davon sind Kinder und Jugendliche. Es ist eine Kundgebung in Gedenken an die jüdischen Sportvereine, die das Bild von Leipzig vor dem Zweiten Weltkrieg prägten.

Der Brühl 45 ist heute eine Lücke, in Gestalt eines Parkplatzes. Er war die letzte selbst gewählte Stätte des Sportvereins Bar Kochba vor der Auflösung 1938 durch die Nazis. Der Verein war in Leipzig der größte jüdische Sportverein und engagierte sich auf mehreren Gebieten wie Turnen, Schach oder Fußball.

Neben zwei Nachfahren der Bartfelds beteiligte sich u.a. der amerikanische Generalkonsul Scott A. Riedmann, diverse Leipziger Stadträte und Schirmherr Thomas Feist (MdB, CDU). Foto: Alexander Böhm
Neben zwei Nachfahren der Bartfelds beteiligte sich u.a. der amerikanische Generalkonsul Scott A. Riedmann, diverse Leipziger Stadträte und Schirmherr Thomas Feist (MdB, CDU). Foto: Alexander Böhm

Anlässlich des am Wochenende stattfindenden Max und Leo Bartfeld-Pokals hat Christoph David Schumacher vom ausrichtenden Tüpfelhausen e.V. mehrere Ehrengäste zu verkünden. Neben einer israelischen Delegation, die zwei Mannschaften stellt, sind unter anderem Nachfahren von zwei Gründungsmitgliedern, Max und Leo Bartfeld, gekommen.

Juliette Richter (81), Tochter von Leo Bartfeld, hat sich auf die 17-stündige Reise von den USA auf nach Leipzig gemacht. Neben ihr ist ebenfalls Amir Bar (50), ein Enkel von Max, aus den Niederlanden gekommen.

Der Schirmherr des Festes, Thomas Feist (MdB, CDU), muss gestehen, dass es um sein hebräisch nicht gut bestellt ist, um den israelischen Gästen ein paar einführende Worte zu verkünden. Englisch reicht zur Verständigung allerdings aus. „Ein Jude zu sein, war etwas Besonders im Dritten Reich“, versucht er den angereisten Kindern und Jugendlichen die damalige Zeit zu erklären. Man hatte die Juden aus vielen öffentlichen Lebensbereichen gedrängt, beispielsweise sich in Sportvereinen zu organisieren. Sein Großvater überlebte das Konzentrationslager Theresienstadt und kam nach dem Zweiten Weltkrieg nach Leipzig zurück, um die jüdische Gemeinde wieder aufzubauen.

Die Nachfahren der Bartfelds: Amir Bar und Juliette Richter. Foto: Alexander Böhm
Die Nachfahren der Bartfelds: Amir Bar und Juliette Richter. Foto: Alexander Böhm

„It’s very emotional“ („Es ist sehr rührend“), richtet Amir Bar ein paar Worte an die Teilnehmer. „My family is spread over the world.“ („Meine Familie ist über die ganze Welt verteilt.“) Auch Richter spricht ein paar Worte nach einem kurzen Zögern.

„It was a very strange world“, versucht sie den Teilnehmern ihre Kindheit und Verfolgung zu beschreiben. Um sich vor den Nazis zu verstecken, gingen sie regelmäßig in die Kirche. Ihre Schwester erfuhr erst später, dass sie eine Jüdin ist. „I don’t want to be a jew“ („Ich möchte keine Jüdin sein“), war die erschreckende Reaktion nach der Offenbarung ihrer Herkunft. Ihr Vater starb sechs Wochen vor der Befreiung von Auschwitz.

Für Sonntag ist im Rahmen des Begegnungsfestes ein Fußballturnier in der Sportschule Egidius Braun in Abtnaundorf geplant. Geboten werden neben dem Sport auch eine Kinderbetreuung und ein Vortrag zum Thema jüdischer Sport in Leipzig bis 1938 durch die Leiterin des Sportmuseums Leipzig Dr. Gelinde Rohr.

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