Für FreikäuferLEIPZIGER ZEITUNG/Auszug Ausg. 63Sie ist die aktuell erfolgreichste Leipziger Schwimmerin. Im vergangenen Jahr schaffte Marie Pietruschka den Durchbruch in die deutsche Spitze und damit den Sprung ins Nationalteam. Bei den Deutschen Meisterschaften im Juli in Berlin erkämpfte sie über 200 Meter Freistil und 200 Meter Lagen jeweils die Silbermedaille.

Mit der 4 x 200-Meter-Staffel der SSG Leipzig gewann sie im Freistil sogar Gold. Einen Monat später feierte die 23-Jährige bei der Europameisterschaft in Glasgow (Schottland) ihre Wettkampf-Premiere in der Nationalmannschaft.

Unter anderem war sie dabei Teil der 4 x 200-Meter-Staffel, die im Freistil Bronze erschwamm. Kleiner Wermutstropfen dabei: Pietruschka durfte nur im Vorlauf ran und musste im Finale zuschauen. Dafür kam die Psychologie-Studentin im Dezember bei der Kurzbahn-WM in Hangzhou (China) erneut zum Einsatz. Medaillen gab es diesmal nicht, dafür knackte sie mit der 4 x 100-Meter-Staffel Freistil gleich zweimal den bisher ältesten deutschen Frauen-Rekord (1997) und verbesserte die Marke auf nun 3:33,27 Minuten. Die LEIPZIGER ZEITUNG fragte bei Marie Pietruschka nach.

Wie fällt Ihr persönlicher Rückblick auf die Kurzbahn-Weltmeisterschaft aus?

Bei der Kurzbahn-WM in China habe ich wieder viel dazugelernt. Es war mein erster Langstreckenflug, und ich war das erste Mal außerhalb Europas. Sich mit dem Jetlag bzw. der Zeitverschiebung zu arrangieren, war neu für mich. Genauso wie die Abläufe, was z. B. Callrooms angeht. Dass man den Namen der internationalen Konkurrenz dann auch konkreten Personen zuordnen konnte, hat zusätzlich Spannung aufgebaut. Ich glaube aber, dass ich das insgesamt gut hinbekommen habe. Daher war ich mit den meisten Dingen sehr zufrieden.

Nicht ganz so zufrieden war ich mit dem Essen in China. Wir hatten leider nicht so viel Glück mit dem Caterer in unserem Hotel, welcher von der FINA (Weltschwimmverband) gestellt worden war. Es war sieben Tage lang – mittags und abends – immer dasselbe. Wir hatten das Gefühl, dass es uns dadurch immer etwas an Energie fehlte. Da man wegen des Risikos von Hormonrückständen im Fleisch in China aufpassen muss, durften wir auch nicht außerhalb essen.

Auf jeden Fall weiß ich nun, auf welche Schwerpunkte ich mich im nächsten halben Jahr konzentrieren muss. Das sind technische Details, die mir bei der WM von unseren Diagnostikern gesagt wurden und auf welche ich jetzt meinen Fokus richten werde. Es muss noch härter rangeklotzt werden, um weiter voranzukommen.

Welche Ziele und Entwicklungen streben Sie für 2019 an? Das Jahr hält ja unter anderem die WM in Südkorea bereit …

Ich werde in den nächsten Monaten versuchen, alles das umzusetzen, was mir an Verbesserungsvorschlägen mitgegeben wurde, mich weiterentwickeln und im Training weiterhin an meine Grenzen gehen. Dann werden wir sehen, was dabei rauskommt. Ich bin immer ein bisschen abergläubisch, was das Aussprechen von Zielsetzungen betrifft.

Im Kopf existiert natürlich immer ein Ziel, was auch visuell da ist. Aber das ist MEIN Ziel. Man muss beachten, dass rechts und links alle weitermachen und die Konkurrenz nicht schläft. Daher also noch mehr Gas geben, um mithalten zu können. Ich will mich auf jeden Fall auf der 200 Meter Lagenstrecke weiterentwickeln und wieder eine Bestzeit schwimmen.

SSG-Schwimmerin Marie Pietruschka. Foto: Jan Kaefer
SSG-Schwimmerin Marie Pietruschka. Foto: Jan Kaefer

Kurz vor Weihnachten sind erst die DSV-Präsidentin und dann auch noch der Bundestrainer zurückgetreten. Inwiefern bringen diese Entwicklungen Unruhe ins Nationalteam? Und inwieweit könnte Sie das in Ihrer sportlichen Entwicklung hemmen?

Ich habe nichts von Unruhe im Nationalteam gehört und glaube kaum, dass das jemanden in der sportlichen Entwicklung hemmen wird. Ich denke, die Entscheidung wurde eher für den nächsten Schritt getan und ich bin sehr zuversichtlich, dass der Deutsche Schwimmverband sich da in eine richtige Richtung bewegen wird.

Ich versuche, die Diskussionen hierüber von mir fernzuhalten und mich nicht zu sehr beeinflussen zu lassen. Es ist ein Zwiespalt: Man will natürlich wissen, was vor sich geht und will aufgeklärt sein. Doch die andere Seite sagt: „Lass mich damit in Ruhe, ich will das Ding einfach durchziehen, ich will trainieren.“ Wir haben in Leipzig perfekte Bedingungen, und auch mit meinem Trainer funktioniert alles. Ich bin mit der Situation hier sehr glücklich.

Neben dem Schwimmen studieren Sie ja auch noch – vermutlich mit ebenfalls hohen Ansprüchen an sich selbst. Wie läuft es aktuell im Studium, und wie bekommen Sie die beiden Herausforderungen miteinander vereinbart?

Es ist immer sehr schwer. Letzten Sommer hatte ich keine Pause. Während der EM in Glasgow wurde ich von der Universität Leipzig für die Erstprüfungstermine freigestellt, weil die direkt in der Vorbereitung bzw. während der Wettkämpfe lagen. Ich musste die Prüfungen dann am Zweittermin schreiben. Aber wenn man vom Wettkampf wiederkommt und drei Wochen Trainingspause hat – meist die einzigen Wochen, die man im Jahr überhaupt frei hat – ist es schwierig, sich hinzusetzen und zum Lernen zu motivieren. Zudem bin ich während der Prüfungsphase noch krank geworden. Das ist ein Stressfaktor.

Dennoch liege ich relativ gut im Plan. Auch hier denke ich in kleinen Schritten von Prüfung zu Prüfung, Semester zu Semester. Ganz klar liegt der Hauptfokus im Moment auf dem Sport. Von der Fakultät erhalte ich im Rahmen deren Möglichkeiten Unterstützung. Das Studium ist für mich ein mentaler Ausgleich zum Training. Es macht mir auf jeden Fall Spaß, aber es ist eine Herausforderung sich immer wieder aufzuraffen, z. B. wenn ich morgens nach dem Training sehr kaputt bin.

Liegt Ihnen abschließend noch etwas auf dem Herzen?

Wir suchen nach sport- oder schwimmbegeisterten Sponsoren und freuen uns über jeden Unterstützer. Wir können jede Hilfe gebrauchen. Was wir an Gegenleistung bieten können sind Präsenz in der Öffentlichkeit und bei Veranstaltungen sowie mediale Aufmerksamkeit im Sport bzw. Schwimmsport. Wir sind die Leistungsgruppe im Schwimmsport in Leipzig, und es wäre einfach schön, wenn wir die Aufmerksamkeit und auch das Ansehen des Schwimmsports in der Stadt und der Region erhöhen könnten.

Mehr Informationen:
Interview in der LEIPZIGER ZEITUNG, Ausgabe 56 (vom 22.06.2018/ Seite 21)
Interview in der LEIPZIGER ZEITUNG, Ausgabe 58 (vom 24.08.2018/ Seite 20)
Instagram: „mar.ypie“ (Account von Marie Pietruschka)
Instagram: „_leipziger_allerlei_“ (News der Leipziger Trainingsgruppe)

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Die neue Leipziger Zeitung Nr. 63: Protest, Vertrauen und eine gute Frage

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