Es war die bisher spannendste Vorstellung, die die Leipzig Lions in ihrer ersten GFL2-Saison abgeliefert haben. Und das ausgerechnet gegen den Tabellenführer Rostock Griffins. Mit der wirklich letzten Aktion – bei bereits abgelaufener Zeit – hätten die Leipziger am Samstag im Markkleeberger Camillo Ugi Sportpark noch für die Sensation sorgen können.

Dabei schien zunächst alles den erwarteten Verlauf zu nehmen. Zwar konnten die Leipziger, die bisher erst zwei Siege auf der Haben-Seite hatten, gegen den Favoriten aus Rostock – bisher sechs Siege – durch ein Field Goal in Führung gehen, zur Halbzeit lagen die Gastgeber jedoch mit 10:22 zurück. Das ist an sich noch keine unaufholbare Differenz, aber gegen den Spitzenreiter zumindest eine ehrgeizige Mission.

Doch die Lions nahmen diese Herausforderung eindrucksvoll an. Die Blau-Gelben überraschten ihren Gegner im dritten Quarter mit gleich drei Touchdowns und lagen plötzlich vorn! Damit startete der letzte Durchgang mit einer hauchdünnen 30:29-Führung. Aber die 750 Zuschauer im Ugi-Sportpark waren jetzt wach und pushten ihre Lions lautstark.

Jonathan Dietze (#3, DB, Leipzig Lions) am Ball. Foto: Jan Kaefer

Auch ein erneuter Führungswechsel durch einen Rostocker Pass-Touchdown, konnte die Löwen-Moral nicht brechen. Mit allem was er hat, warf sich Morten Runne nach einem gefangenen Pass in die Endzone. Touchdown Leipzig! Da auch der Extrapunkt mitgenommen werden konnte, hatte Blau-Gelb nun beim 38:35 wieder die Nase vorn. Anderthalb Minuten waren da noch zu spielen.

Es wurden lange anderthalb Minuten, die zudem von einem erneuten Nackenschlag begleitet wurden. Denn Rostocks Jonas Beumer war nicht rechtzeitig zu stellen und punktete seine Griffins mit 38:42 wieder nach vorn. Verbleibende Spielzeit: 20 Sekunden! Die mussten nun irgendwie ausreichen, um noch einen Leipziger Touchdown aus dem Ärmel zu zaubern.

Elliot Bodman (#1, QB, Leipzig Lions) mit einem Lauf. Foto: Jan Kaefer

Den Fans auf der Tribüne blieben die Münder offenstehen, als vier Sekunden vor Ultimo Lions-Quarterback Elliot Bodman einen lang und länger werdenden Pass nach vorne katapultierte, wo Jan Eisenbraun den Ball über Umwege tatsächlich zu fassen bekam. Keine zwei Meter vor der Ziellinie! Doch bevor er zum finalen Lauf ansetzen konnte, rannte ihn der heranstürmende Rostocker Dennis Wuchrer entschlossen über den Haufen.

Ein heftiger Zusammenprall, nach dem beide Sportler auf dem Rasen liegenblieben und bange Minuten lang behandelt werden mussten. Doch sie standen wieder auf. Die reguläre Spielzeit war zuvor zwar bereits abgelaufen. Doch da bei diesem letzten Spielzug auf Foul entschieden worden war, bekamen die Lions noch eine letzte Aktion. Würden sie es schaffen, das eine noch fehlende Yard zu überbrücken und durch den Touchdown im wirklich allerletzten Moment noch den Sieg an sich zu reißen?

Quarterback Bodman schickte seinen Pass auf die rechte Seite, wo sich Simon Braun in Position zu bringen versuchte. Doch der Ball war etwas zu schnell, so dass ihn der Leipziger nicht mehr zu fassen bekam. Das Spiel war vorbei, und Rostock konnte einen glücklichen Auswärtssieg feiern.

„Wir hatten es eigentlich verdient, mit einem Sieg hier rauszukommen“, schwang bei Lions-Headcoach Carsten Kunz zunächst etwas Enttäuschung mit. Letztlich überwog aber der Stolz auf die von seinem Team gezeigte Leistung. „Sie haben immer an sich geglaubt, auch wenn es mal hart war. Wir haben die Sachen super ausgeführt, und auch die Änderungen haben super gefruchtet. Leider hat es aber nicht gereicht. Das Spiel war von der Zeit her ein bisschen zu kurz, um nochmal zurückschlagen zu können.“

Nur einen Tag nach dieser knappen Niederlage, durften die Lions trotzdem jubeln. Da die Lübeck Cougars, mit denen Leipzig im Fernduell den Abstiegskampf austrug, ebenfalls verloren haben, ist der Klassenerhalt in der GFL2 bereits in trockenen Tüchern. In die abschließende Liga-Partie am 30. August bei den Hamburg Pioneers können die Leipzig Lions daher frei von jedem Druck gehen – und vielleicht auch diesem Favoriten das Fürchten lehren.

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