So langsam aber sicher kommt das American Football-Team der Leipzig Lions in der GFL2 an. Vor zweieinhalb Wochen hatte der Aufsteiger nach zwei Auftaktniederlagen den ersten Sieg verbuchen können. Am vergangenen Wochenende folgte nun die Nagelprobe gegen den ungeschlagenen Tabellenführer aus Langenfeld. Und diese Partie blieb spannend bis ins letzte Quarter.

Es war wohl die Spielszene mit der größten Symbolkraft: Als die Uhr gerade noch eine Minute anzeigte und die Heimniederlage für die Lions bereits als besiegelt galt, gelang den Blau-Gelben ein kleiner Coup, der für einen intensiven kollektiven Jubel im Team sorgte.

Zunächst wühlte sich Quarterback Elliot Bodman zu einem Touchdown durch und verkürzte damit zumindest auf 19:35. Und dann entschieden sich die Leipziger, beim anschließenden Extra-Punktversuch nicht für den „handelsüblichen“ Kick, der nur einen zusätzlichen Zähler einbrächte, sondern setzten auf die schwierigere Two-Point Conversion, also einem Spielzug, durch den der Ball erneut in die Endzone transportiert werden muss.

Elliot Bodman (#1, QB, Leipzig Lions) lässt sich nicht schnappen. Foto: Jan Kaefer

Der Plan ging auf – und die Lions feierten es lautstark, auch wenn sie sich letztlich mit 21:35 geschlagen geben mussten. „Wenn wir hier zum Schluss eine Two-Point Conversion schaffen und die Mannschaft das feiert, als ob es der Sieg wäre, zeigt das, wie gut sie emotional gefestigt ist“, zollte Headcoach Carsten Kunz seinen Lions Respekt.

„Insgesamt bin ich mit der Performance unserer Mannschaft sehr zufrieden. Die Moral ist da, und die Emotionen sind da, auch wenn wir die noch ein bisschen in positive Energien kanalisieren müssen.“ Denn dass sein Team das zweite Heimspiel im Markkleeberger Ugi-Sportpark gegen den Spitzenreiter so lange offenhalten konnte, war – vor allem auch mit Blick auf dessen starke Offensive Line – nicht unbedingt zu erwarten gewesen.

Jonathan Sieveke (#23, DB, Leipzig Lions) stoppt Hayden Amis (#47, Langenfeld Longhorns). Foto: Jan Kaefer

Es war schon tief im ersten Quarter, bis die Langenfeld Longhorns überhaupt erstmals die Leipziger Reihen überwinden konnten und in Führung gingen. Das schockte die Lions nicht. Wenig später konnten sie per Pass von Elliot Bodman auf Jan Eisenbraun ausgleichen, sodass es auf Augenhöhe mit 7:7 ins zweite Viertel ging.

Hier legten die Longhorns schnell wieder vor, bevor erneut die Leipziger Punkte-Connection Bodman auf Eisenbraun zur Stelle war. Lediglich den Extrapunkt ließen die Gastgeber diesmal liegen (13:14). Allmählich strebte die Partie nun der Halbzeit entgegen. Für die Leipziger hatten sich gerade diese Minuten in ihren ersten Spielen als eine Art Achillesferse herausgestellt, waren also eine recht kritische Zeit.

Headcoach Carsten Kunz (Leipzig Lions). Foto: Jan Kaefer

„Bisher war es meist zum Ende des zweiten Quarter, wo die Gegner schnell einfache Punkte machen konnten“, erinnerte sich Headcoach Kunz ungern. Aber: „Das konnten wir diesmal verhindern.“ Zwar zauberte Langenfeld bis zum Pausentee doch noch einen Touchdown auf den Rasen, aber bei einem 13:21 war noch vieles möglich.

Entsprechend druckvoll kamen die Leipziger aus der Kabine, wollten mit starker Offensive wieder punkten. Doch Langenfeld kann eben nicht nur Angriff, sondern auch Verteidigung. Ihre Abwehr hielt das gesamte dritte Quarter über stand – und vorn gelang ihnen ein weiterer Touchdown. Das 13:28 war für den letzten Spielabschnitt schon eine harte Aufgabe für die Blau-Gelben, aber eben auch noch nicht völlig aussichtslos.

Doch als die Longhorns im vierten Quarter schließlich auf 13:35 stellten, rechnete wohl keiner der 750 Zuschauer noch ernsthaft mit der Sensation. Die letzten Punkte ernteten dennoch die Leipziger, mit dem eingangs beschriebenen Spektakel. So konnte das Team trotz 21:35-Niederlage mit erhobenem Kopf vom Spielfeld gehen.

Yannick Steger (#21, Langenfeld Longhorns) stört den Fangversuch von Jan Eisenbraun (#2, WR, Leipzig Lions). Foto: Jan Kaefer

„Wir haben leider ein, zwei Fehler zu viel gemacht“, analysierte Carsten Kunz. „Es sind die kleinen Dinge, an denen wir arbeiten müssen, damit wir auch erfolgreich sein können. Aber wir müssen uns tatsächlich nicht vor den Gegnern verstecken, die noch auf uns zukommen, das hat vor allem das heutige Spiel gezeigt. Ich bin sehr zuversichtlich.“

Bis zum nächsten Liga-Spiel bleibt noch etwas Zeit, um an den besagten kleinen Dingen zu feilen. Das Ergebnis können die Leipziger Footballfans dann am 28. Juni ab 16 Uhr begutachten, wenn die Lions wieder im Sportpark Camillo Ugi auf die Hamburg Pioneers treffen.

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