Die Dokumentation von ZDFinfo/3sat zur Überwachung jüdischer Gemeinden in der DDR wird als Vorpremiere am Montag, den 20. Januar 2020 um 19 Uhr im Ariowitsch-Haus Leipzig gezeigt. Nach dem Holocaust schien es 1945 kaum denkbar, dass es in Deutschland wieder jüdisches Leben geben könnte. Einige Jüdinnen und Juden kehrten dennoch nach Deutschland zurück, um ihre Gemeinden wiederaufzubauen. Die Gemeinden waren allesamt zerstört, und die neugegründete DDR lehnte Entschädigungszahlungen ab.

Einer der Rückkehrer war Justin Sonder. Er will sich in Chemnitz für ein neues, demokratisches Deutschland einsetzen und es mitgestalten. Seine Biographie ist eine von dreien, die Nina Rothermundt und Stefan Mathias von ZDFinfo/3sat exemplarisch für die Situation ostdeutscher Juden in der DDR im Dokumentarfilm „Schalom, Genossen“ nachgezeichnet haben.

Stasiakten belegen, dass Juden in der DDR intensiv bespitzelt wurden, ähnlich wie in christlichen Gemeinden. Sie standen unter dem Verdacht zionistischer Aktivitäten, die das sozialistische Projekt untergraben würden. Der neu gegründete Staat Israel wurde schnell zum Feindbild der DDR.

In dem vom fernsehkombinat Leipzig produzierten Dokumentationsprojekt werden auch zwei weitere ostdeutsche Biographien exemplarisch vorgestellt: Die in Dresden aufgewachsene Renate Aris sollte mit ihrer Familie am 16. Februar 1945 in ein Vernichtungslager deportiert werden, entkam aber im Chaos der Bombardierung von Dresden. Nach dem Krieg blieb sie ebenso wie Siegmund Rotstein im Osten Deutschlands. Rotstein kehrte nach seiner Befreiung aus dem KZ Theresienstadt zurück nach Chemnitz und bemühte sich, die dortige jüdische Gemeinde wiederaufzubauen.

Die 3sat-Dokumentation wird vor ihrer ersten Ausstrahlung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen im Ariowitsch-Haus Vorpremiere feiern. Nach der Filmvorführung werden der Ehrenvorsitzende der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig, Rolf Isaacsohn, die verantwortliche Redakteurin der Dokumentation, Nina Rothermundt, und der leitende Redakteur von 3sat, Wolfgang Aull, auf dem Podium Fragen zur Dokumentation beantworten.

Montag, 20. Januar 2020, 19 Uhr
Saal, Eintritt kostenfrei

Das Ariowitsch-Haus ist das größte Zentrum für jüdische Kultur in Sachsen. Die Begegnungsstätte bildet mit zahlreichen Konzerten, Lesungen, Ausstellungen, Seminaren und Vorträgen sowie dem Mehrgenerationenhaus ein buntes Zentrum in der Nachbarschaft des Leipziger Waldstraßenviertels.

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