In dieser Woche lädt das GlobaLE Filmfestival am Mi und am Do die Leipziger/innen wieder zu Film und Diskussion ein. Am Mittwoch, 07. Oktober, dem ehemaligen „Tag der Republik“ in der DDR, findet um 18 Uhr im Felsenkeller (Karl-Heine-Straße 32) die Premiere einer weiteren Episode des Dokumentarfilms „Das Andere Leben“ (BRD 2020) statt. Im Film wird die Wirtschaft und das Arbeitsleben in der DDR beleuchtet.

Nach der Enteignung der Industrie und Landwirtschaft entstanden in der DDR völlig neue Arbeits- und Lebensverhältnisse. Der Betrieb wurde zum Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens. Sport, Kultur, soziale Probleme und vieles mehr werden im Betrieb unter Beteiligung der Kolleginnen und Kollegen und des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB) verhandelt.

Trotz immenser Reparationszahlungen schafft es die DDR aus einem vom Krieg völlig zerstörten Land eine produktive Wirtschaft zu errichten. Zuletzt stagniert die Entwicklung allerdings – auch wenn von einem Staatsbankrott keine Rede sein konnte. Diskussionen über Schwierigkeiten im Aufbau einer sozialistischen Planwirtschaft und mögliche Lösungen halten seit dem Ende der DDR an.

Der Film in vier thematischen Episoden ist ein Projekt eines Filmkollektivs der „Kommunistischen Organisation“, welches den Ansatz verfolgt durch Gespräche mit Bürgerinnen und Bürgern der DDR eine Versachlichung in der Diskussion über die Zeit des real existierenden Sozialismus herbeizuführen. (www.kommunistische.org). Im Anschluss Podiums- und Publikumsdiskussion mit Hans Bauer (Autor und ehem. stellvertretender Generalstaatsanwalt in der DDR), Max Roderrmund (Filmemacher) und Mike Nagler (GlobaLE).

Am Donnerstag, 08. Oktober ist die Reihe wieder in Grünau unterwegs und zeigt um 20 Uhr im Heizhaus (Alte Salzstraße 63) den Dokumentarfilm „Ende der Vertretung – Emmily und der Streik im Einzelhandel“ (BRD 2009) von Bärbel Schönafinger. Der Film dokumentiert die sich drastisch verschlechternden Bedingungen der Angestellten im Einzelhandel.

Während die Arbeitsbelastung immer näher an die Grenze des körperlich erträglichen geht, bleiben die Löhne immer weiter hinter den steigenden Lebenshaltungskosten zurück. Und das während die Gewinne der Unternehmen kontinuierlich ansteigen. Als die Arbeitgeber Ende 2006 die Zuschläge für Spät- und Nachtarbeit kürzen wollten, hatten sie im Empfinden vieler Beschäftigter eine Grenze überschritten: Die längste und härteste Tarifauseinandersetzung im deutschen Einzelhandel begann.

Der Film begleitet die Streikenden über mehrere Monate. Zu Wort kommen Frauen, die seit Jahrzehnten im Einzelhandel arbeiten. Viele streiken zum ersten mal in ihrem Leben. Oft sind sie allein erziehend, in Teilzeit und mit so wenig Lohn, dass sie sich ihr Essen „bei der Familie zusammensuchen“ müssen. Manchen wird ihr Engagement im Streik zum Verhängnis, Emmely zum Beispiel.

Nachdem sie in ihrer Kaiser’s Filiale den Streik organisiert hat, wird ihr unter einem Vorwand fristlos gekündigt. Als sie auf Wiedereinstellung klagt bekommt sie die ganze Wucht des einseitig an den Interessen der Unternehmen ausgerichteten deutschen Arbeitsrechts zu spüren. Der Film sucht nach Antworten auf die Frage, weshalb die Beschäftigten und ihre Organisationen oft nicht in der Lage sind, sich gegen die Arbeitgeber durchzusetzen.

Er erkundet das Engagement der Arbeiter/-innen im Streik und analysiert das Vorgehen der Streikleitung und die Rolle der Betriebsräte. Beschrieben werden auch die Interventionen linker Gruppen an der Seite der Streikenden. Im Anschluss an den Film wollen wir in der Diskussion mit Bärbel Schönafinger (Regisseurin, Labournet.TV) und Bernhard Krabiell (ver.di) u.a. einen Blick darauf werfen ob sich die Situation in den vergangenen zehn Jahren verändert hat.

Der Eintritt zu den Veranstaltungen ist jeweils frei. Die Reihe findet bereits seit 31.Juli statt und geht noch bis zum 7. November. Das komplette Programm mit den Filmbeschreibungen und weiteren Informationen findet sich auf der Webseite www.globale-leipzig.de.

Die neue „Leipziger Zeitung“ Nr. 83: Zwischen Ich und Wir

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