Gestrandet im Flüchtlingslager Moria, auf der griechischen Insel Lesbos, kämpft Nasim, eine junge Afghanin, entgegen aller Widerstände ihrer Community, ihres Ehemannes und ihrer eigenen Ängste, für ein selbstbestimmtes Leben. 

„Ich bin geflüchtet um mein Leben zu leben, aber in Moria konnte ich nur überleben“, beschreibt Nasim ihren Aufenthalt auf der Insel Lesbos.

Sie ist eine unter tausenden Menschen, die in Europas größtem Lager für Flüchtende auf ihre Zukunft wartet. Errichtet für rund 3000 Menschen, lebten zeitweise über 20.000 Menschen dort. Es herrschen Unterversorgung, Mangel an medizinischer Versorgung und Hygiene, sowie Gewalt und Elend.

„Moria, mit all seinem Elend, den Menschenrechtsbrüchen, den Hütten aus Holz und Plastik im Olivenhain, dem Asylgefängnis, den kranken Kindern – all das ist Europa und ein direktes Ergebnis der verfehlten Migrationspolitik der Europäischen Union.“, so Ole Jacobs.

Die beiden Filmemacher lernen Nasim im März 2020 kennen. Im Zusammenhang mit der Flucht nach Europa wird Nasim mit ihren Vorstellungen vom Leben konfrontiert: Für sie bedeutet das, eigene Entscheidungen fällen zu müssen – und zu können.

„Beeindruckt von ihrer starken Persönlichkeit und der damit verbundenen Suche nach ihrer neuen Identität im Kontext einer Fluchtgeschichte, begannen wir mit ihr zu filmen. Drei Menschen, die aus ganz unterschiedlichen Teilen der Erde kommen und gänzlich verschiedene Leben führen. Wir waren neugierig, diese scheinbaren Trennlinien zu überwinden und entwickelten eine tiefe Freundschaft. Hierdurch gelang es uns, behutsam, langsam und sehr nah mit Nasim zu drehen. Acht Monate begleiteten wir sie und ihre Familie und hielten intime Momente in dieser Zeit des Umbruchs fest.“, so beschreibt Arne Büttner ihre Begegnung.

Das Lager wird für Nasim gezwungenermaßen zu einem Ort, an dem Fragen über ihr Leben, ihre Ängste und Sorgen nicht abbrechen. Als Mutter und Ehefrau versucht sie unter widrigsten Umständen ihr Leben selbstbestimmt zu leben. Als das Lager im September 2020 in Flammen aufgeht, stehen Nasim und ihre Familie vor dem Nichts.

Entstanden ist ein sehr naher Film, der den Alltag und die Zumutungen, denen die Menschen in Europas größtem Flüchtlingslager ausgesetzt waren, sehr einfühlsam und mit einer ungewohnten Ruhe einfängt. Ein Film über die Emanzipation einer Frau auf der Flucht, die sich unter widrigsten Bedingungen selbst befreien will.

Ein intimes Plädoyer für ein anderes, offeneres Europa.

„Unser Film spricht auch aus einer Widerstandshaltung gegen das westliche Klischeebild von muslimischen Frauen. Sie sind nicht die stummen Opfer, auf die sie oft reduziert werden. Nasim ist eine Frau voller Kraft, Enthusiasmus und Humor, die für ihre Rechte, ihre eigene Zukunft und die ihrer Kinder kämpft. Menschen, die in Lagern wie Moria eingesperrt werden, haben Namen, Wünsche und Bedürfnisse. Nasim ist eine von ihnen.“ Arne Büttner und Ole Jacobs

Nasim / 2021 / 120 Min / English Subtitle 

Weltpremiere: DOK Leipzig

Dienstag 26.10, 15:00// Cinestar 2, Petersstraße 44 Leipzig
Mittwoch 27.10, 17:30// Schaubühne Lindenfels, Karl-Heine-Straße 50, Leipzig
Samstag 30.10, 19:30// Cinestar 5, Petersstraße 44, Leipzig

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar