Kaum zu glauben, aber wahr: Was zunächst nur für ein Jahr geplant war, dauert nun bereits zehn Jahren an – und ein Ende ist nicht abzusehen! Und nun: Die hundertste Folge der Seifenoper-Improschau ADOLF SÜDKNECHT! Wie immer wird es heißen: Pächter Adolf Südknecht gibt mit den Seinen Epochales: die Geschichte(n) ihrer Zeit, mal historisch verbürgt, mal halb wahr, mal völlig erfunden.

Mit wechselnden Bühnengästen, kühner theatraler Improvisationskunst und begleitet von Livemusik laden die Südknechts zu ihrer folgenreichen Seifenoper ein in ihr „Wohnzimmer der Weltgeschichte“.

Das THEATER ADOLF SÜDKNECHT begibt sich in der aktuellen Staffel in die freiheitlichste Zeit der DDR, die mit der „Leipziger Beatdemo“ enden wird: Den Anfang der 1960er Jahre. Mit der erzählerischen Figur eines Leipziger Autors lautet das Motto: „Mit Bräunig, Blauhemd und Beatmusik!“

Nun aber richtig, denken sich die selbsternannten Helden der DDR. Eine Beatparty soll das Horns zum Kochen bringen, und es wird gefeiert auf Teufel komm’ raus. Dass dieser sich wirklich anbahnen könnte, will so richtig niemand wahrhaben, doch die Mühlen der SED mahlen unaufhaltsam.

Neigt sich der Tanz auf dem Vulkan dem jähen Ende?

Mit: Armin Zarbock, August Geyler, Claudius Bruns, Frank Berger, Brian Völkner, Elena Lorenzon, Björn Harras, Raschid D. Sidgi, Ingolf Thiele.

Datum und Uhrzeit: 
Freitag, 07. Mai 2022
Beginn 20:00 Uhr

Ort:
Horns Erben, Arndtstraße 33, 04275 Leipzig
www.horns-erben.de

Karten:

Karten kaufen an der Abendkasse für 15 € und für 10 € (Stammgäste erhalten zu jeder vierten Vorstellung 50% Rabatt).

Karten sofort kaufen online über TixforGigs für den pauschalen Einheitspreis von jeweils 14,30 €.

Karten kaufen vor Ort im Ticketbüro über CULTON Tickets im Peterssteinweg 9 für den pauschalen Einheitspreis von jeweils 14,30 €.

Karten reservieren und weitere Infos online über www.AdolfSüdknecht.de.

Hintergrundinformationen:

Menschen, die die DDR nicht kennengelernt haben, verbinden sie oft ausschließlich mit Tristesse, Mangelwirtschaft und staatlicher Überwachung. Zu zeigen, dass es in der Wirklichkeit differenzierter und lebenswert zuging, und diese Wirklichkeit mit gestalterischen Mitteln der Theaterkunst atmosphärisch darstellbar und nacherlebbar zu machen, soll ein Anliegen des Projektes sein. Vor allem auf die Verbindung von Unterhaltung, Information, historischer Vermittlung, städtischer und landesweiter Erinnerungskultur und der Suche nach theatralischen Formen wird dabei Wert gelegt.
 
Es soll ein Stimmungs- und Lagebild der DDR-Gesellschaft in Jahren eines Aufbruchs gezeichnet werden, in dem Freiräume in Meinung, Kultur, Wissenschaft und Bildung in einem Maße zugelassen wurden, wie sie in den Jahren davor und danach nie möglich waren.
 
Nach dem Berliner Mauerbau 1961 war in der DDR nichts mehr so wie zuvor, denn es fand ein kulturelles Tauwetter statt: Infolge eines Jugendkommuniqués wurde der „Gitarrenbeat“ von der FDJ gefördert. Die Macht der SED-Partei durfte zwar nicht infrage gestellt werden, aber Kritik war erwünscht. Leipzig erlebte eine Blütezeit der inneren Öffnung mit Raum für Einfälle, Haltungen und Kritik.

Der Twist-Tanz durfte gespielt werden, die Beatles eroberten die Welt, und das Verhältnis der SED zu deren Musik war in der DDR ein politischer Seismograf. Beatmusik wurde in den Folgejahren toleriert. Leipzig und seine Umgebung wurden Zentren der Beatbewegung.

Deutlich gemacht werden sollen die Ereignisse in der Figur eines Autors, welcher tatsächlich viele Jahre in Sachsen und speziell an der Universität in Leipzig tätig war und der im damaligen Milieu der Offenheit engagiert mitwirkte. So arbeitete der ehemalige Wismut-Kumpel, Heizer und Papiermacher Werner Bräunig an seinem „Jahrhundertroman“ „Rummelplatz“.

Als Oberassistent am Literaturwissenschaftlichen Seminar in Leipzig verfolgte er das Ansinnen, den „sozialistischen Realismus“ darzustellen – auch wenn dabei negative Seiten zur Sprache kamen. Erwünscht waren selbstständig denkende, verantwortungsbewusst handelnde Menschen, die sich einbringen sollten. Intellektuelle, Wissenschaftler und Künstler wurden zu einer Stimme mit Gewicht.
 
Mit großer Offenheit wurde über bis dahin tabuisierte Bereiche der Gesellschaft, wie Justiz, Strafvollzug, Wehrdienst, Meinungs- und Pressefreiheit sowie brennende politische Fragen, die sich aus dem Mauerbau oder dem Passierscheinabkommen ergaben, diskutiert.
 
Irritiert mussten die Politstrategen der Partei im Verlauf feststellen, wie Viele die DDR-Realität von einem sozialistischen Standpunkt aus kritisierten. Mit der Beatgeneration entstand eine erste Kultur des Protestes – sehr zum Unmut der SED. Sie endete jäh am 31. Oktober 1965 mit der „Leipziger Beatdemo“: Die größte nichtgenehmigte Demonstration in der DDR nach den Ereignissen vom 17. Juni 1953. Sie blieb neben den Geschehnissen am 07. Oktober 1977 auf dem Alexanderplatz bis zum Herbst 1989 in dieser Form einmalig.

Die erste Hälfte der DDR-1960er war ein West-1968 en miniature: zwar unblutig im Ablauf, aber nicht weniger als ein Meilenstein in der auf 1989 zulaufenden Krisengeschichte der DDR. Jahre, in denen Vieles möglich schien. In dem Vieles, was seit Jahren keimte, Blütenträume wachsen ließ. Und in deren Verlauf dann doch klar wurde, dass der Mahlstrom der DDR-Geschichte nicht viel mehr übrig lassen sollte als die Erinnerung an einen der aufregendsten Zeitabschnitte der DDR.

Das Projekt steht in Fortführung und Entwicklung des Langzeittheaterprojektes ADOLF SÜDKNECHT – DIE SEIFENOPER-IMPROSCHAU. Die preisgekrönte Historien-Theatergeschichte wird seit 2012 ununterbrochen in bisher über neunzig Episoden gespielt und thematisierte zu Beginn die 1920er Jahre, setzte sich dann ausführlich mit der Zeit des Nationalsozialismus auseinander, knüpfte nach den Nachkriegsjahren zeitlich nahtlos an die Geschehnisse um den 17. Juni 1953 an, um sich dann den Anfängen der Staatssicheit zu widmen.

Nach einem Verwandtsschaftsbesuch in Westberlin, der die unterschiedlichen Lebensbedingungen von BRD und DDR thematisierte, geriet die Titelfigur vor dem Hintergrund der heraufziehenden deutsch-deutschen Teilung  vor die Zerreißprobe „Flucht versus Zukunftslosigkeit“ und endete beim Berliner Mauerbau.

Dabei sollen die bisher gewonnenen Erfahrungen des einzigartigen Theaterformates weiter ausgebaut und vertieft werden. Vor allem in Bezug auf die Verbindung von Unterhaltung, Information, historischer Vermittlung, städtischer und landesweiter Erinnerungskultur und der Suche nach theatralischen Formen wird dabei Wert gelegt.

Neben der Hauptbesetzung mit zwei Schauspielern und einem Musiker spielen pro Episode weitere Schauspieler und Dauergastmusiker Frank Berger mit. Jede Episode baut zeitlich und inhaltlich aufeinander auf, wird aber dennoch dramaturgisch in sich abgeschlossen sein. So ist für die Zuschauer ein Ein- und Ausstieg in die Theater-Reihe jederzeit möglich.

Die Schauspieler erschaffen dadurch, dass sie sich lediglich einen dramaturgischen Rahmen vorgeben und alle Texte improvisieren, eine unikate und in ihren Emotionen authentische Aufführung. Sie recherchieren vorher sorgfältig die historischen Ereignisse, um sie im Augenblick des Spiels abrufen zu können.

Das Theater ADOLF SÜDKNECHT macht mit der Aufarbeitung historischer Ereignisse und deren Folgen auf das persönliche Umfeld einer Familie Geschichte sinnlich erfahrbar und schlägt so eine Brücke in die Gegenwart. Zielgruppe ist ein Publikum ab dem jugendlichen Alter.

Durch die kontinuierliche Arbeit sind inzwischen ein großer inhaltlicher, historischer und künstlerischer Erfahrungsschatz und ein großes Netzwerk an bundesweiten Künstlern entstanden.

Des Weiteren wird, wie immer in den vergangenen Jahren, jeder Abend filmisch aufgezeichnet und zum Abruf auf dem Adolf-Südknecht-YutTube-Kanal kostenlos zum Nachschauen bereitgestellt.

So hält das Theater ADOLF SÜDKNECHT an der bewährten Konzeption des Kneipentheaters fest und entwickelt es in behutsamen Schritten in die Zukunft weiter: „Zeitreisen aus dem Wohnzimmer der Weltgeschichte!“

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