Am 12. August hat Sachsens Umweltminister Thomas Schmidt die Journalisten mal zum Waldbesuch eingeladen. Er wollte auch öffentlich um Verständnis für die Waldbewirtschaftung werben, die aus den schönen romantischen Wäldern manchmal regelrechte Schlachtfelder macht. Aber so nebenbei mahnte er auch, wie dringend der Waldumbau in Sachsen ist. Ein Thema, bei dem er beim NABU Sachsen sofort Zustimmung findet.

Der Waldbesuch passt auch in die Zeit, weil über den meisten sächsischen Wäldern derzeit eine hohe Waldbrandstufe hängt. Nach wochenlanger Trockenheit sind vor allem die großen Monokulturen bedroht. Aus Sicht des NABU kann ein konsequenter Waldumbau dazu beitragen, langfristig die Gefahr von Waldbränden zu reduzieren. In sächsischen Wäldern gehören Fichten und Kiefern zu den häufigsten Baumarten, über 70 Prozent der Wälder sind von Nadelbaumarten geprägt.

Steigendes Waldbrandrisiko

“Laut Umweltbundesamt sagen Risikountersuchungen für die kommenden Jahrzehnte ein steigendes Waldbrandrisiko für Deutschland voraus. Dies liegt im Wesentlichen an erhöhten Temperaturen und rückläufigen Niederschlägen im Frühjahr, Sommer und Herbst”, stellt Bernd Heinitz, Landesvorsitzender des NABU Sachsen, fest. Und ergänzt: Naturnahe Wälder sind gegenüber Extremwetterereignissen wie Dürreperioden, Stürmen und Starkregen insgesamt widerstandsfähiger. Außerdem vermögen sie große Wassermengen viel länger als Nadelwälder zu speichern, beispielsweise nach Dauerregen, und sie wirken als biologische Filteranlagen. Im Wald versickertes und durch den Waldboden gefiltertes Wasser ist sauber, reich an Sauerstoff und es besitzt Trinkwasserqualität.

Ganz ähnlich hatte es Thomas Schmidt am 12. August formuliert: “Das rechtzeitige Begründen stabiler, struktur- und artenreicher sowie leistungsfähiger Mischwälder ist angesichts des fortschreitenden Klimawandels von enormer Bedeutung.”

Besonders anfällig für Waldbrände sind Kiefernmonokulturen, da die Kronen von Kiefern im Vergleich mit anderen Baumarten sehr lichtdurchlässig sind. Deshalb ist es im Kiefernwald wesentlich wärmer als im Laubwald. Da sich Kiefernadeln nur langsam zersetzen, bilden sie dichte Streuauflagen am Waldboden, die leicht entzündlich sind, benennt der NABU das Problem der vorherrschenden Monokulturen, die noch aus einer Zeit stammen, als es vorrangig darum ging, schnell wachsendes Holz für die industrielle Nutzung zu bekommen.

Die häufigsten Baumarten in Sachsens Wäldern sind nach wie vor die Fichte mit 35 % und die Kiefer mit 31 % Anteil. Insgesamt sind die Wälder zu 70 % von Nadelbaumarten geprägt. Häufige Laubbaumarten in Sachsen sind Birke mit 7 %, Eiche mit 6 % und Buche mit 3 %. Laubbaumarten mit geringer Lebensdauer wie zum Beispiel Birke, Erle, Eberesche, Pappel und Aspe haben einen Anteil von insgesamt 16 %.

Monokulturen sind viel anfälliger für Schädlingsbefall

Doch die zunehmende Erwärmung hat auch noch andere Probleme dieser Monokulturen sichtbar gemacht: Sie sind wesentlich anfälliger für Schädlingsbefall und oft gehen die Bäume hektarweise verloren, wenn sich ein spezialisierter Schädling erst einmal eingenistet hat. Oder es wird mit enormem Pestizideinsatz gegengehalten. Und – auch das eine Erfahrung der letzten Jahre: Bei Stürmen und Orkanen knicken gerade diese monolithischen Wälder weg wie Streichhölzer und es gibt so viel Holzbruch, dass die Holzpreise in den Keller stürzen. Die verantwortlichen Forstbetriebe sind also selbst aus Eigeninteresse gut beraten, den Umbau der Wälder zu einer stabilen Durchmischung voranzutreiben.

Und dazu kommt Thema Nummer 4, das nun einmal auch bei sächsischen Hochwassern eine Rolle spielt: Nur artenreiche und gut verwurzelte Wälder sind auch gute Wasserspeicher und können bei Starkregen größere Wassermengen zurückhalten. Und damit werden solche Wälder auch wieder zum Klimaregulator, was die Monokulturen in der Regel nicht sind.

“In jedem Kubikmeter Holz stecken gut 500 Liter Wasser. Auch deshalb müssen unsere Wälder reicher an lebenden und abgestorbenen Bäumen werden. Je höher der Holzvorrat im Wald, desto mehr Wasser kann bei Hitzeereignissen verdunstet werden. So kann sich der Wald selbst besser schützen”, stellt der NABU dazu fest.

Ein flächendeckender Waldumbau hat also insgesamt viele Vorteile.

Laubmischwälder sind von Insektenkalamitäten selten betroffen, so dass auch der notwendige Pestizideinsatz sinkt. Verschiedene Baumarten und die damit verbundenen vielen kleinen Nischen machen den Laubmischwald zu einem wertvollen Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Aber auch Wanderer, Reiter und Radfahrer wissen die kühlen Laubwälder im Sommer zu schätzen.

Der NABU appelliert auch an die Jäger, ihren Beitrag zum erfolgreichen Waldumbau zu leisten. Was übrigens auch Thomas Schmidt am 12. August getan hat: Es geht tatsächlich darum, mehr Wild zu schießen. Keine Wölfe, aber Rotwild. Der NABU: “Durch die viel zu großen Bestände an Reh- und Rotwild wird die Verjüngung von heimischen Laubbäumen verhindert, weil diese in hohem Maße Knospen und Triebe fressen.”

Bernd Heinitz, Landesvorsitzender des NABU Sachsen, begrüßt die Worte des Ministers zum Waldumbau. „Unsere Wälder sind wertvolle Naturschätze. Sie liefern Gratisleistungen wie saubere Luft und Wasser. Gleichzeitig sind sie bedeutende Lebensräume für Tiere und Pflanzen und wichtige Erholungsräume.”

Das ist also die Grußbotschaft. Dazu noch ein bisschen Nachdruck: “Angesichts der zunehmenden Wetterextreme sollte der Waldumbau konsequent umgesetzt werden, das nützt Mensch und Natur.”

Die Zeit drängt. Denn Wälder brauchen in der Regel ihre 50 bis 70 Jahre, um zu ganzer Pracht heranzuwachsen. Und manches davon muss sogar waldwirtwschaftlich in Ruhe gelassen werden. Darauf weist der NABU wenigstens auf seiner Website hin, denn um Rückzugsräume für bedrohte Tierarten zu schaffen, braucht es auch neue Urwälder. Wobei man beim Thema der sächsischen Naturschutzgebiete wäre. Ein genauso aktuelles Thema, bei dem es in Sachsen auch noch nicht wirklich schnell genug vorangeht.

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