Die Corona-Pandemie hat ordentlich ins Kontor geschlagen. Und vor allem hat sie wirtschaftlich jene Branchen getroffen, die unter den diversen Allgemeinverfügungen ihre Häuser und Läden schließen mussten. Dazu kam dann noch die diffuse Angst vieler Konsumenten, die ihre Einkäufe dann lieber bei Online-Händlern tätigten. Das traf den Einzelhandel auch in Leipzig hart. Die Commerzbank hat jetzt die Ergebnisse einer Umfrage dazu vorgelegt.

Jeder zweite Einzelhändler in der Region Leipzig/Halle hat im Zuge der Coronakrise starke
Umsatzeinbußen hinnehmen müssen. Für 23 Prozent war oder ist die Krise sogar
existenzbedrohend. Die Mehrheit (75 Prozent) schaut aber trotz aller Herausforderungen optimistisch in die Zukunft.

Dies geht aus der achten Unternehmerkunden-Studie im Auftrag der Commerzbank hervor. Für diese wurden bundesweit 3.500 Einzelhandelsunternehmen mit einem Jahresumsatz von bis zu 15 Millionen Euro vom Meinungsforschungsinstitut Ipsos befragt, davon 100 in Mitteldeutschland.

„Der wiederholte Lockdown und der damit verbundene Kundenverlust haben knapp die Hälfte der Einzelhändler in der Region vor große Probleme gestellt“, berichtet Thomas Globig, Leiter Unternehmerkundenberatung der Commerzbank Niederlassung Leipzig. 42 Prozent der Unternehmen mussten auf vorhandenes Eigenkapital zurückgreifen, um Umsatzeinbußen auszugleichen. Ein Drittel nahm staatliche Hilfen in Anspruch, etwa jeder Achte einen Bankkredit.

„Wir haben alles getan, um unsere Kunden in der Krise schnell und unbürokratisch zu unterstützen und zu den verschiedenen Förderprogrammen zu beraten“, sagt Globig. 43 Prozent der mitteldeutschen Einzelhändler – und damit deutlich mehr als bundesweit – nutzten außerdem Kurzarbeit, um die Krise zu überbrücken. Bei gut der Hälfte der Unternehmen waren jedoch keine Personalmaßnahmen notwendig.

Das Einkaufsverhalten verändert sich

Die Coronakrise hat laut den befragten Unternehmen das Einkaufs- und Konsumverhalten ihrer Kunden verändert. Dabei zeigen sich zwei gegenläufige Trends: „Einerseits hat Corona im Einzelhandel einen Digitalisierungsschub ausgelöst, wie wir ihn auch als Commerzbank bei unseren Kunden feststellen“, erläutert Globig.

So berichtet jeder achte Einzelhändler in der Region Leipzig/Halle, dass Kunden nun vermehrt online einkaufen. „Auf der anderen Seite sehen wir aber auch einen Nachholbedarf beim Konsum vor Ort. Denn jeder vierte Einzelhändler bemerkt wieder mehr Bedarf an persönlicher Beratung. Die Studie zeigt daher, dass Kunden beide Kanäle nutzen wollen – digital und persönlich.“

Furcht vor verödeten Innenstädten. Grafik: Commerzbank
Furcht vor verödeten Innenstädten. Grafik: Commerzbank

„Auf diese Bedürfnisse der Kunden hat der Einzelhandel mit verschiedenen Maßnahmen reagiert“, erläutert Sylke Raßmann, Teamleiterin Unternehmerkundenberatung der Commerzbank Niederlassung Halle. So setzte jeder Dritte auf Angebote wie Click & Meet, jeder Sechste beriet Kunden auch online. 17 Prozent der mitteldeutschen Unternehmen investierten in den Auf- oder Ausbau einer Website bzw. App, weitere neun Prozent in einen Online-Shop.

„In jeder Krise steckt auch eine Chance“, erzählt Raßmann. „Immerhin 44 Prozent der hiesigen Einzelhändler sagen, dass der Teamgeist im Unternehmen stärker geworden ist. Ein Drittel gibt an, Kreativität und Innovationskraft im Zuge von Corona gesteigert zu haben.“

Furcht vor verwaister Innenstadt

Viele Einzelhändler zeigen sich jedoch auch besorgt um die Entwicklung der Innenstädte. „Zwei Drittel befürchten in den kommenden fünf Jahren eine Verödung des Stadtzentrums durch Geschäftsschließungen und auswärts gelegene Einkaufszentren“, berichtet Raßmann.

Um die Innenstadt attraktiver zu machen, wünschen sich 66 Prozent der Befragten eine Verbesserung des Parkplatzangebots inklusive Elektroladestationen. 57 Prozent würden sich zugleich über mehr Radwege und Grünflächen freuen.

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