Der ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad Club) Leipzig spricht von einer Trendwende. Zwar steigt die Zahl der Pkw in Leipzig seit Jahren immer weiter an. Aber wenn man die Zahl mit der der Einwohner vergleicht, dann sinkt die Zahl der Pkw pro Kopf seit 2012. Leipzig wird zur Radfahrerstadt.

“Das Fahrrad wird für die Leipzigerinnen und Leipziger ein immer wichtigeres Verkehrsmittel“, fasst Dr. Christoph Waack, Vorsitzender des ADFC Leipzig, die allgemeine Entwicklung zusammen.

Ende Mai wurde der Quartalsbericht I/2015 vorgelegt. In diesem werden die Zahlen für die ÖPNV-Nutzung 2014 und auch die Zahlen zum PKW-Bestand aufgeführt. Ende 2014 waren zwar so viele Personenkraftwagen gemeldet wie noch nie. Die Gegenüberstellung von Bevölkerungszahl und PKW-Bestand bestätigt jedoch einen erfreulichen Trend: Seit 2012 nimmt der PKW-Besatz (auf 1.000 Einwohner gerechnet) ab. Von 2013 zu 2014 sogar sehr deutlich und heute erreicht er wieder das Niveau von 2009. Mit 386,3 Pkw je 1.000 Einwohner war 2011 der Spitzenwert erreicht worden.

„Im Bereich des PKW-Besitzes scheint Leipzig die Trendwende geschafft zu haben. Immer mehr Leipzigerinnen und Leipziger sowie Unternehmen haben gar kein eigenes Auto“, versucht Dr. Christoph Waack das Phänomen zu beschreiben, das sich in den öffentlichen Diskussionen um den “Modal Split” und eine bessere Politik für umweltfreundliche Verkehrsmittel schon länger abzeichnet.

Nicht alle Zahlen in den statistischen Berichten beschreiben tatsächlich die Vorgänge. So weist der ADFC auch darauf hin, dass die Nutzung der LVB 2013 einen Höchststand erreicht hatte und im Jahr 2014 leicht rückläufig war. Im Gegenzug konnte die DB mit dem Mitteldeutschen S-Bahnnetz jedoch deutlich an Fahrgästen gewinnen und kommt teils an ihre Kapazitätsgrenzen. Während die Zahl der Fahrgäste der LVB von 142 Millionen auf 136 Millionen abnahm, befördert die DB heute täglich mehr als 50.000 Fahrgäste im Mitteldeutschen S-Bahnnetz.

Die Abnahme der LVB-Fahrgastzahlen hat aber nur zum Teil mit dem neuen S-Bahn-Netz zu tun. Spürbar ist auch der Effekt der Abgabe von Buslinien der LVB ins Leipziger Umland, die 2014 vollzogen wurde an die Busgesellschaft im Landkreis Leipzig, die damalige PVM, die jetzt RegionalBus Leipzig heißt. Dadurch reduzierte sich das Busangebot der LVB statistisch und die beförderten Fahrgäste im Millionenbereich werden nicht mehr für die LVB gezählt.

Insgesamt steigen also auch die Zahlen im ÖPNV weiter. Die Leipziger nutzen das Angebot, auch wenn es Jahr für Jahr teurer wird.

Natürlich zählt niemand die Radfahrer, die täglich unterwegs sind. Die Entwicklung im Radverkehr machen nur die diversen Bürgerumfragen sichtbar, in denen die Leipziger auch nach ihrer Verkehrsmittelwahl gefragt werden.

“Insgesamt ist Leipzig auf einem guten Weg”, schätzt Dr. Christoph Waack  ein. “Es gibt allerdings noch viel Potential für den Fuß- und Radverkehr, aber auch für die öffentlichen Verkehrsmittel. Hier ist auch die Politik gefordert, den positiven Trend hin zu einer klimafreundlichen Verkehrsmittelwahl weiter zu stärken. Nicht zuletzt um auch die selbstgesteckten Klimaschutzziele der Stadt tatsächlich zu erreichen.“

209.137 Pkw waren 2014 in Leipzig registriert, auf die im Melderegister gezählten 551.562 Einwohner gerechnet waren das 379,2 Pkw je 1.000 Einwohner. Das waren sogar ein bisschen weniger als 2009, als es 379,7 waren. Zunehmend können also Leipziger auf den eigenen Kraftwagen verzichten. Die Mahnung an die Politik ist durchaus begründet: Auch beim Ausbau des Radwegenetzes klemmt es noch an vielen Stellen. Und wo es Fortschritte gibt – wie seit 2012 in der Georg-Schumann-Straße – wird sofort sichtbar, wie allein schon die Existenz von Radfahrstreifen dafür sorgt, dass mehr Leipziger sich trauen, hier Rad zu fahren.

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