Es ist zwar keine detaillierte Umfrage, die die Umfragewerte auch für einzelne Kommunen ermittelt. Aber das Gesamtbild, das die jüngste Forsa-Umfrage im Auftrag des VCD für deutsche Städte und Gemeinden zeigt, ist deutlich: Die Deutschen empfinden Radverkehr und ÖPNV eindeutig als die Schmuddelkinder der Verkehrspolitik. Hier wird viel zu wenig getan.

Oder mit den Worten des Verkehrsclubs Deutschland: Städte und Gemeinden setzen sich aus Sicht der Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland zu wenig für den Radverkehr und den Öffentlichen Nahverkehr ein.

Das ergibt die repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag des ökologischen Verkehrsclub VCD anlässlich des Park(ing) Days am 21. September. Rund zwei Drittel der Befragten stellen fest, dass ihre Stadt zu wenig für Fahrradfahrer und Bus- und Bahnnutzer tut.

In Großstädten von mehr als 100.000 Einwohnern meint die Hälfte der Befragten, dass zu wenig für den Fußverkehr getan wird, im Bundesdurchschnitt sind 40 Prozent dieser Meinung. Nur ein Drittel der Befragten sagen, ihre Städte und Gemeinden müssten mehr für den Autoverkehr tun.

Wasilis von Rauch, Bundesvorsitzender des VCD: „Die Politik hinkt den Wünschen der Bürgerinnen und Bürger nach einer umweltfreundlichen Mobilität meilenweit hinterher. Wir fordern die Städte und Gemeinden auf, deutlich mehr zu tun, um den Radverkehr, die öffentlichen Verkehrsmittel und auch den Fußverkehr voranzubringen.“

Die Umfrage zur Verkehrssituation im Überblick. Grafik: VCD
Die Umfrage zur Verkehrssituation im Überblick. Grafik: VCD

Der Park(ing) Day erinnert daran, dass gerade der motorisierte Verkehr in unseren Städten jede Menge öffentlichen Raum verschlingt, der allen anderen Verkehrsarten oder einem attraktiveren Image der Straße fehlt.

Aber die Umfrage zeigt auch deutlich, wie unzufrieden die Deutschen mit der autofixierten Verkehrspolitik sind. Und die Unterschiede zwischen großen und kleinen Städten sind eher marginal – die jahrelange Sparpolitik gerade auf Kosten verlässlicher ÖPNV-Verbindungen und attraktiver Radwege wird von den Bürgern als riesige Legitimitätslücke empfunden.

Aber gerade so ein Beispiel wie die Innere Jahnallee in Leipzig zeigt auch, dass man sich darauf, dass Verwaltungen den riesigen Bedarf überhaupt erkennen und daraus Schlussfolgerungen ziehen, nicht verlassen kann. Fortschritte für eine bürgergerechtere Verkehrspolitik erreiche man nur, wenn die Bürger selbst aktiv werden, stellt der VCD fest: Menschen, die die autofixierte Verkehrspolitik in ihren Städten nicht länger hinnehmen wollen, können mit der neuen VCD-Toolbox #strassezurueckerobern selbst aktiv werden. In der Toolbox finden Interessierte das Werkzeug für die Verkehrswende vor Ort, so der VCD.

Sie enthält Anleitungen, wie man Parkplätze in Fahrradstellplätze umwandeln oder Tempo 30 in Straßen durchsetzen kann. Es gibt Tipps, wie Falschparker markiert oder Parkplätze temporär zu kleinen Stadt-Oasen umgewandelt werden können. Die neue VCD-Online-Plattform www.strasse-zurueckerobern.de inspiriert mit weiteren Anleitungen dazu, die eigene Stadt umzugestalten und erzählt Geschichten von Menschen, die dies bereits tun.

Von Rauch: „Immer mehr Menschen setzen sich vor Ort für die Verkehrswende ein. Das zeigen auch die Initiativen tausender Protestierender zum heutigen Park(ing) Day in ganz Deutschland. Mit unserer Toolbox und der Plattform geben wir den Menschen einen Werkzeugkasten, um die Straßen in ihren Städten aktiv mitzugestalten – weg vom Auto hin zu mehr Rad- und Fußverkehr.“

Die neue Leipziger Zeitung Nr. 59 ist da: Zwischen Überalterung und verschärftem Polizeigesetz: Der Ostdeutsche, das völlig unbegreifliche Wesen

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