Irgendwie war die stündliche Verbindung auf der neu gebauten ICE-Strecke von München über Leipzig/Halle nach Berlin nur erst einmal der Testlauf. Die Nutzerzahlen stiegen schon im ersten Jahr deutlich über die von der Bahn zugrunde gelegte Prognose. Der Stundentakt war für das 10 Milliarden Euro teure Projekt viel zu wenig. Ab 2019 ändert sich das.

Am Dienstag, 9. Oktober, stellte die Deutsche Bahn die Neuerungen im Fahrplanangebot 2019 in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen vor. Und sogar der Fahrgastverband PRO Bahn freute sich.

Der Fahrplan 2019 gilt ab 9. Dezember dieses Jahres. Buchungsstart für alle Angebote ist der 16. Oktober.

Die ICE 4-Flotte der Bahn wächst auf insgesamt 25 Züge. Das neue Flaggschiff der DB im Fernverkehr wird auf weiteren Verbindungen eingesetzt. Und das betrifft auch direkt Leipzig, wo in den vergangenen Monaten ja extra das gesamte Gleisvorfeld neu zugeschnitten wurde.

Verbesserungen gibt es sowohl auf der Strecke Berlin–Leipzig–Erfurt–Frankfurt (Main)–Stuttgart–München (3 Zugpaare) als auch auf den Strecken Hamburg–Berlin–Leipzig–Erfurt–München und Berlin–Halle (Saale)–Erfurt–München.

Mit diesen verbesserten Angeboten im neuen Fahrplanjahr setzt die Bahn weiter auf steigende Fahrgastzahlen im Fernverkehr: Das Sitzplatzangebot wird mit den ICE 4 deutlich ausgeweitet. Außerdem können, nach vorheriger Reservierung, Fahrräder mitgenommen werden.

Künftig verbinden fünf Sprinterzüge pro Tag und Richtung die Metropolen Berlin und München unter vier Stunden miteinander und halten dabei in Halle (Saale) und Erfurt Hbf. Bislang waren es drei Zugpaare.

Neu ist ein ICE-Zugpaar zwischen Berlin und Wien, das beide Hauptstädte täglich umsteigefrei in weniger als acht Stunden miteinander verbindet. Damit wird erstmals eine internationale Verbindung über die im Dezember 2017 in Betrieb genommene Schnellfahrstrecke mit Halten in Halle (Saale) und Erfurt geführt.

Der im Bundesverkehrsministerium vorgestellte Fahrplan hat zum ersten Mal den Deutschland-Takt zur Grundlage und plant erstmalig in Deutschland den Nah- und Fernverkehr gemeinsam, freut sich der Fahrgastverband PRO Bahn.

Der Fahrplan soll die Grundlage für den Infrastrukturausbau in Deutschland darstellen. Dabei wird erstmals nicht nur der Fernverkehr geplant und der Nahverkehr muss nach dem Motto „Friss oder stirb“ auskommen. Stattdessen gibt es endlich eine gemeinsame Planung.

„Viele Relationen werden häufiger angeboten, Städte neu an den Fernverkehr angeschlossen, Fahrzeiten beschleunigt und zusätzliche Anschlüsse hergestellt“, freut sich Lukas Iffländer, stellvertretender Vorsitzender des Fahrgastverbands PRO Bahn.

Einen besonderen Fortschritt sieht er in dem erweiterten Angebot: „Statt entweder eine schnelle Verbindung zwischen Hamburg und Stuttgart anzubieten oder den Frankfurter Hauptbahnhof anzubinden, hat man sich entschieden, zusätzliche Züge zu fahren, sodass beide Ziele erreicht werden.“

Auch ist endlich Schluss mit der gefühlten Ressourcenverschwendung. Und damit meint PRO Bahn natürlich die gefragte Strecke von München nach Berlin.

„Auf einer knapp zehn Milliarden teuren Trasse zwischen Berlin und München nur einen Stundentakt anzubieten, ist kaum zu vermitteln. Der Deutschland-Takt bringt hier endlich halbstündliche Verbindungen“, ist Karl-Peter Naumann begeistert.

Der Fahrgastverband PRO Bahn fordert nun von Bund und Ländern, sich gemeinsam für die Umsetzung des Konzeptes zu engagieren. Nach der jetzt anschließenden Integration des Güterverkehrs muss die Finanzierung des Projekts „Deutschland-Takt“ geregelt und langfristig gesichert werden. Die Mittel für die Planung der Teilprojekte seien schnellstens freizugeben. „Nur wenn alle an einem Strang ziehen, kann der Deutschland-Takt zur Verkehrswende für die Schiene werden.“

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