Mit dem nächsten Fahrplanwechsel plant die Bahn, den Großteil der Verkehrshalte der ICE-Linie 50 am Bahnhof Riesa zu streichen. Ein Vorhaben, das schon vom Fahrgastverband PRO BAHN heftige Kritik erhielt, genauso wie aus der Linksfraktion im Sächsischen Landtag. Lässt sich Sachsens Regierung das einfach so gefallen? Oder interessiert sich dort niemand für die Umsteigeverflechtungen, die in Riesa – noch – möglich sind. Auch der Verkehrsclub Deutschland äußert sein Unverständnis für dieser kurzerhand angesetzte „Sparmaßnahme“.
„Die öffentlich gewordenen Fernverkehrspläne für Riesa sind nichts als ein schlechter Witz. Mit den geplanten Streichungen der ICE-Halte am Bahnhof Riesa wird der Industriebogen Meißen deutlich geschwächt“, erklärt Martin Schmidt, stellvertretender Vorsitzender des VCD Elbe-Saale.
„Dieser angedachte Schritt der DB Fernverkehr ein deutliches Zeichen, wie sehr auf Kante die Fernverkehrsfahrpläne der Deutschen Bahn genäht sind. Vor jeder Landtagswahl hören wir von den derzeitigen Regierungsparteien in Bund und im Freistaat die Bedeutung der ländlichen Regionen in Sachsen.“
Nur wenn es dann konkret wird, sind es zuerst die „kleineren Stationen“, die vom Netz genommen und das Angebot in der Fläche, wie es so schön heißt, ausdünnen. Der VCD fordert Ministerpräsident Michael Kretschmer und Infrastrukturministerin Regina Kraushaar deshalb unmissverständlich auf, mit der Deutschen Bahn in Verhandlungen zu gehen, damit die massiven Streichungen der Fernverkehrshalte in Riesa noch abgewendet werden.
Die Staatskanzlei ist gefragt
„Die Staatskanzlei muss jetzt Einsatz zeigen, wenn die Bekenntnisse von Ministerpräsident Kretschmer zur Verkehrsanbindung des ländlichen Raumes noch glaubwürdig sein sollen“, sagt Martin Schmidt.
„Aus Sicht des Verkehrsclubs Deutschland sollte das Fernverkehrskonzept der Deutschen Bahn robust ausgelegt sein, d.h. ein Taktkonzept umfassen, welches ein durchgehendes Angebot für die gesamte Strecke zwischen Wiesbaden bzw. Frankfurt am Main und Dresden vorhält. Das Auslassen von Fernverkehrshalten ist nicht nur kontraproduktiv, sondern schwächt auch den stark frequentierten Pendlerverkehr zwischen Leipzig und Dresden.“
Der Verkehrsclub Deutschland, Landesverband Elbe-Saale, schlägt daher ein Spitzengespräch zwischen Staatskanzlei, Infrastrukturministerium und dem Bevollmächtigten der Deutschen Bahn für den Freistaat Sachsen vor. In diesem Gespräch sollten Eckpunkte für einen robusten Fahrbetrieb vereinbart werden, so unter anderem die Absicherung des Systemhaltes Riesa der ICE-Linie 50, längere Wendezeiten am Endbahnhof Dresden Hauptbahnhof und den Einsatz von ICE-Zügen mit höheren Sitzplatzkapazitäten.
Ein Rückschlag für die ganze Region
Und auch Sebastian Walter, Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft Mobilität und Verkehr des Landesverbandes Bündnis 90 / Die Grünen Sachsen, hat kein Verständnis für die Entscheidung der Deutschen Bahn, den Großteil der ICE-Halte in Riesa einfach zu streichen.
„Die Ankündigung der Deutschen Bahn für den Fernverkehrsbahnhof Riesa ist ein enormer Rückschlag für Sachsen. Riesa ist ein wichtiger Bahn-Knotenpunkt für den Industriebogen und den Landkreis Meißen“, erklärt Walter. „Gerade Pendlerinnen und Pendler in den Morgen- und Nachmittagsstunden, Geschäftsreisende und Touristen nutzen den ICE-Halt in Riesa täglich. Das geplante Streichkonzert am Bahnhof Riesa schwächt die Anbindung der Bevölkerung zwischen den zwei großen sächsischen Ballungsräumen Dresden und Leipzig. Ich verstehe die Untätigkeit der Staatsregierung in dieser Sache nicht mehr.“
Besonders betroffen ist neben dem Landkreis Meißen vor allem auch der Altkreis Döbeln und das südliche Brandenburg.
„Gerade für die Menschen zwischen Döbeln und dem südlichen Brandenburg ist Riesa das Tor zum ICE-Verkehr der Deutschen Bahn“, betont Walter. „Wenn der ICE-Halt Riesa nahezu komplett von der Landkarte gestrichen wird, werden die Wege von Tausenden Menschen in den ländlicheren Regionen umständlicher, länger und die Anbindung an die Bahn unattraktiver.
Wir fordern Infrastrukturministerin Regina Kraushaar auf, sich für den Systemhalt Riesa im DB-Fernverkehr einzusetzen. Es braucht jetzt einen Riesaer Bahngipfel mit dem DB-Bevollmächtigten für den Sachsen, um weiteren Schaden für Riesa und den Landkreis Meißen abzuwenden. Die CDU muss jetzt zeigen, was ihre Bekenntnisse für den ländlichen Raum in der Wirklichkeit wert sind.“
Auch das drohende Missverhältnis von Riesa zu den anderen Fernverkehrshalten Elsterwerda und Doberlug-Kirchhain sorgt für Verwunderung.
„Die Pläne der Deutschen Bahn sorgen im Landkreis Meißen zu Recht für Kopfschütteln. Während der Fernverkehr an den deutlich kleineren Städten Elsterwerda und Doberlug-Kirchhain mit einem 2-Stunden-Grundtakt tagsüber gehalten wird, soll die Industriestadt Riesa in die Röhre schauen“, kritisiert Walter.
„Der Bahnhof Riesa ist ein zentraler Ort für die Mobilität vieler Menschen zwischen Mittelsachsen und Elbe-Elster-Kreis. Gerade angesichts der Zustände im Regionalexpress RE 50 zwischen Leipzig und Dresden braucht es einen schnellen Zugang zum Schienenfernverkehr zwischen Dresden-Neustadt und Leipzig.“
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