Die Eröffnung des S-Bahn-Netzes und des Citytunnels im Dezember 2013 gab dem ÖPNV in Leipzig einen großen Schub. Aber je länger das System in Betrieb ist, umso stärker wird sichtbar, was alles noch fehlt, wo falsch gespart wurde und das Potenzial wichtiger Haltepunkte einfach nicht begriffen wurde. Das Jugendparlament machte das im März mal zum Thema eines Antrages, der tatsächlich auch das Interesse der Stadtverwaltung trifft. Doch der sind irgendwie die Hände gebunden.

„Die Stadtverwaltung wird beauftragt, gemeinsam mit allen ihr zur Seite stehenden Partnern innerhalb Leipzigs und Umgebung, bei der DB Regio AG dafür zu werben, dass sowohl die Linie S5 als auch die Linie S5X der S-Bahn Mitteldeutschland an den S-Bahnhöfen Leipzig-Nord (Berliner Brücke) und Essener Straße anhalten. Nach einer abschließenden Entscheidung ist ein Bericht vorzulegen“, hatte das Jugendparlament als Beschlussvorschlag formuliert.

Nur zur Konkretisierung: Das Jugendparlament kann nichts beschließen und auch keine Anträge machen. Aus seinen Beschlussvorschlägen wird erst dann ein Stadtratsantrag, wenn der Stadtrat selbst den Vorschlag übernimmt.

Aber in diesem Fall gibt es auch deutliche Zustimmung aus der Verwaltung.

Denn das Problem beschäftigt auch alle Menschen, die im Leipziger Norden wohnen und nur zu gern auch mit der S-Bahn fahren würden, wenn die wenigstens an den beiden S-Bahn-Stationen halten würde.

Das Jugendparlament dazu: „Die genannten S-Bahn-Linien sind sicherlich die wichtigsten Verbindungen in der Metropolregion Leipzig-Halle, denn sie verknüpfen im wesentlichen die ,Hauptstädte‘ der Region miteinander. Das Ziel der S-Bahn ist es, möglichst unkompliziert die Region miteinander zu vernetzen. Wir sehen daher keinen Grund dafür, dass die S-Bahnlinien S5 und S5X die zwei B-Bahnhöfe nicht bedient, zumal beide Linien im Süden der Stadt auch außerhalb des Citytunnels die beiden Leipziger Halte bedient (MDR, Völkerschlachtdenkmal).

Das Problem wurde über die ,Ideenplattform der S-Bahn Mitteldeutschland‘ bereits mehrfach durch Bürger angesprochen, jedoch lassen inhaltsbezogene Reaktionen teilweise seit Jahren auf sich warten. Insbesondere in den Stoßzeiten für Pendler sorgt der Umstand, dass diese aus dem Norden kommend wahlweise einen Zubringer zur Messe oder zum Hauptbahnhof benötigen, für eine unnötige Mehrbelastung dieser Stationen. Uns ist bekannt, dass die Strecken 6396-201 und -202 als -301 (Bft Leipzig Nordkopf) und -302 (Höhe Esso-Tankstelle) nur auf die 6411 stoßen und somit eine bauliche Anbindung an die 5919 idealerweise hinter der Messe stattfindet. Wir erachten diese Maßnahme jedoch als unausweichlich für einen zukunftsfähigen ÖPNV.“

Das Dezernat Stadtentwicklung und Bau stimmt dem Antrag der Jugendparlamentarier inhaltlich zu, besteht aber auf der Einhaltung einiger Formalien, denn Kommunen können der Bahn keine Aufträge erteilen. Denn im Antrag steckt eigentlich auch ein Bauantrag.

„Im Ursprungsantrag wird die Stadtverwaltung aufgefordert, bei DB Regio dafür zu werben, in Leipzig-Nord und Leipzig Essener Straße mit der S 5 bzw. S5X zu halten. Dieses Ziel verfolgt auch die Stadt Leipzig und auch DB Regio würde gern mit ihren Zügen an diesen beiden Punkten halten, wenn es die entsprechende Gleisverbindung gäbe. Insofern wird ein alternativer Beschluss vorgeschlagen, der sich an DB Netz und das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur wendet, da hier letztendlich die Entscheidungen für die Erstellung der Eisenbahninfrastruktur getroffen werden“, beschreibt das Planungsdezernat das Problem.

„Die Maßnahme ist sinnvoll und war auch in den ersten Plänen für die Einbindung der Neubaustrecke vom Flughafen Leipzig/Halle in den Leipziger Hauptbahnhof enthalten. Sie wurde im weiteren Verfahren dann allerdings aus Kostengründen im Rahmen dieses Projektes gestrichen.“

Damit sind wir nämlich wieder in jener heißen Debatte zwischen 2009 und 2013, als sich auch Leipzigs Lokalpolitiker gewaltig davor fürchteten, dass der Citytunnel mal 1 Milliarde Euro kosten könnte. Da wurden gleich mehrere wichtige Haltepunkte im S-Bahn-Netz vorläufig erst einmal gestrichen und vertagt. Dass das die Nutzbarkeit des Netzes freilich auf Jahre deutlich einschränken würde, war eigentlich damals schon klar.

Und Leipzig will diese Anbindung der beiden S-Bahn-Haltepunkte unbedingt: „Die Maßnahme ist Bestandteil des Nahverkehrsplans des Zweckverbandes für den Nahverkehrsraum Leipzig und im Rahmenplan zur Umsetzung der Mobilitätsstrategie 2030 enthalten.“

Neue Zugbehandlungsanlage und neuer Haltepunkt Essener Straße sind fertig

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Keine Kommentare bisher

Nur aus reinem Interesse:
Wäre das nicht ein Punkt für die Förderung im Rahmen des Kohleausstiegs gewesen?
Hat die Verwaltung/der OB sich dafür stark gemacht und welche Schritte wurden unternommen?
Ist sicher allemal sinnvoller als den Elster-Saale —Kanal zu vollenden….

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