Anfang 2022 begann die Stadt Leipzig mit dem Abbau einiger Grünpfeile im Leipziger Stadtgebiet. Was sofort sehr hohe Wellen schlug, denn der Grüne Pfeil aus DDR-Zeiten ist vielen Autofahrern ans Herz gewachsen. Weshalb die CDU-Fraktion das Thema postwendend auf die Tagesordnung der Ratsversammlung brachte, mit der Hoffnung, die Verwaltung würde die Anbringung neuer Grünpfeile prüfen. Aber das wird wohl nicht geschehen.

Schon aus Sicherheitsaspekten nicht. Was das Verkehrs- und Tiefbauamt (VTA) schon 2022 auf eine Nachfrage der CDU-Fraktion hin noch einmal begründete: „Die Grünpfeilregelung wird stets im Rahmen der Planung von Lichtsignalanlagen geprüft. Lediglich bei Gesetzesänderungen muss die Grünpfeilregelung daher an den einzelnen Lichtsignalanlagen überprüft werden. Dies ist mit dem Erlass der neuen Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrs-Ordnung (VwV-StVO) im November 2021 erfolgt. Neue Grünpfeile können nicht montiert werden, da die Ausschlusskriterien gemäß § 37 VwV-StVO nicht reduziert, sondern erhöht wurden.“

Nun hat die CDU-Fraktion noch einmal nachgefragt, irgendwie wohl doch in der Hoffnung, dass in der Leipziger Verkehrsverwaltung ein Umdenken stattgefunden haben könnte.

Die CDU wollte es etwas genauer wissen

Immerhin gibt es jede Menge Ampelkreuzungen in Leipzig. Ist da die Wahrscheinlichkeit, dass sich einzelne Anlagen zur Anbringung eines Grünpfeils eignen können, nicht sehr hoch?

Die Zahl, die das VTA nennt, ist tatsächlich erstaunlich: „Im Stadtgebiet befinden sich insgesamt 454 Signalanlagen, das sind 31 mehr als zum 1.1.2013. 345 Anlagen signalisieren Knotenpunkte, Einmündungen oder Zeitinseln (2013: 326); bei den übrigen handelt es sich um Fußgängersignalanlagen.“

Aber die Fußgängerampeln interessieren ja aus Autofahrersicht nicht so sehr. Und diese Perspektive nahm ja die CDU-Fraktion ein, als sie fragte: „An wie vielen Lichtsignalanlagen befinden sich gegenwärtig Grünpfeile? Und wie hat sich die Anzahl in den letzten 10 Jahren entwickelt?“

Und siehe da: Es gibt tatsächlich noch eine Menge Grünpfeile in Leipzig, wie das VTA bestätigt: „Zum 1. Januar 2023 sind 177 Grünpfeile an 111 Lichtsignalanlagen montiert. 2013 waren 222 Grünpfeile an 125 Lichtsignalanlagen vorhanden. Es ist zu erwarten, dass sich die Anzahl der Grünpfeile aufgrund von Unfallgeschehen oder Änderungen in der Signalisierung weiter reduzieren wird (z. B. separate Signalisierung des Rechtsabbiegers oder des entgegenkommenden Linksabbiegers – beides Ausschlusskriterien nach § 37 VwV-StVO).“

Amt beruft sich auf Gesetzeslage

Es werden also auch künftig weniger und nicht mehr Grünpfeile. Weshalb auch die nächsten Fragen der CDU-Fraktion kein anderes Ergebnis bringen. Gefragt hatte sie „Wie viele Lichtsignalanlagen wurden auf die Eignung für Grünpfeile infolge des Antrags A-06948 in Tatsache überprüft?“ und „An wie vielen dieser Anlagen wäre die Anbringung eines Grünpfeils theoretisch möglich?“

Aber die Bundesgesetzgebung setzt inzwischen sehr enge Grenzen, wie das VTA betont: „Die Prüfung der Grünpfeile ist bei jeder Errichtung bzw. Überarbeitung von Lichtsignalanlagen Bestandteil der verkehrstechnischen Unterlagen. Wie bereits in der Antwort zur Anfrage VII-F-07794 ausgeführt, muss die Grünpfeilregelung für alle Lichtsignalanlagen daher nur bei Gesetzesänderungen überprüft werden. Dies ist zuletzt im November 2021 mit der Änderung der VwV-StVO erfolgt.“

Fazit: Comeback des Grünen Pfeils so gut wie chancenlos

Es gibt also kaum Chancen, auf ein Comeback des Grünen Pfeils zu rechnen. Dazu hat sich der Verkehr auf Leipzigs Straßen auch viel zu sehr verdichtet. Mit der geringen Pkw-Dichte in DDR-Zeiten hatte diese Vereinfachung des Abbiegens mit grünem Pfeil noch einen Sinn. Aber gerade das Wachstum des Pkw-Bestandes seit 1990 hat die Rahmenbedingungen drastisch verändert und die Situation gerade an Kreuzungen wesentlich unübersichtlicher gemacht.

Und eben auch zum Ergebnis gehabt, dass immer mehr Kreuzungen mit Lichtsignalanlagen ausgestattet werden mussten, um auch die Situation für schwächere Verkehrsteilnehmer wie Radfahrer zu entschärfen.

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Einspruch zum letzten Satz: Ja, LSA erhöhen die Sicherheit für Fuß- und Radverkehr. Der Preis ist aber hoch: die Kapazität sinkt, die Wartezeiten sind v.a. für Rad- und Fußverkehr oft erheblich.

Einerseits können LSA viel viel besser (genauer: intelligenter oder dynamischer) gestaltet werden. Ich meine, wir sind im 21. Jahrhundert. Ein paar Ideen aus unseren Nachbarländern:

– Ampeln, die die Grünphase vorzeitig beenden, wenn nichts mehr aus der Richtung kommt. Letzens am Westplatz: Alle Verkehrsteilnehmer an der Ampel haben rot. Grün ist nur dort, wo grad niemand fährt. 30 Sekunden lang stehen alle, bis die Ampelphase endlich wechselt. Aber hat bestimmt diverse Personentage gekostet, die Ampelphasen so zu programmieren.
– Induktionsschleifen nicht nur direkt vor der Ampel, sondern schon deutlich vorher, um zu erkennen, dass von dort Verkehr kommt und wenn möglich diesem gleich grün zu geben, ohne dass dieser anhalten muss.
– Infraroterkennung statt Bettelampel von Radfahrenden und Fußverkehr, dann geht obiges auch für diese Verkehrsarten
– Grünphasenlänge abhängig von aktuellem Bedarf statt umständlich programmiert.
– Kommunikation zwischen benachbarten LSA. LSA1 weiß, wann das letzte Auto über die Induktionsschleife gefahren ist, wie lange also LSA 2 die Grünphase schalten muss.
– LSA so priorisieren, dass möglichst viele Menschen bewegt werden.

Andererseits gibt es Alternativen zu LSA, die je nach Umständen oft besser sind.
– Kreisverkehre. Wirtschaftlicher, bewegen den Verkehr effizienter, sicherer für alle Verkehrsarten (wenn ordentlich gebaut. Der Am Sportforum/ Leutzscher Allee ist es nicht, der am Herzliyaplatz auch nicht).
– Turbokreisverkehre für mehr Kapazität.
– Verkehrsberuhigung + Querungsinseln (+ Zebrastreifen). Je geringer die Geschwindigkeiten und je übersichtlicher, konfliktärmer und vorhersagbarer die Kreuzung für alle Verkehrsteilnehmer ist, desto weniger muss über LSA geregelt werden.

Ich weiß nicht wie oft ich schon lesen musste, dass das VTA irgendwas nicht schafft, weil sie zu wenig Menschen haben, die die LSA umprogrammieren können. Warum müssen die Dinger überhaupt programmiert werden, warum können oder lernen die das nicht selbst?

Und was ist eigentlich aus dem Pilotprojekt grüner Pfeil für Radverkehr geworden?

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