Der Bestand an Kraftfahrzeugen ist in Leipzig auch 2024 weiter gewachsen – von 272.737 auf 274.540. Und auch der darin enthaltene Bestand an Pkw stieg das zweite Jahr in Folge wieder an – von 233.901 auf 234.947 Stück. Aber im Detail beginnt sich so langsam eine Verschiebung abzuzeichnen, die auch die motorisierte Mobilität in Leipzig spürbar verändert. Aus Sicht der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen ist das sogar ein „bedeutender Meilenstein auf dem Weg zur nachhaltigen Mobilität“, was die jüngsten Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes für Leipzig sichtbar machen.
„Leipzig erlebt nicht nur in den neuesten Modal Split-Erhebungen einen Rückgang der per eigenem PKW zurückgelegten Wege, sondern zugleich auch einen Aufschwung in der Elektromobilität, während konventionelle Antriebe erstmals an Boden verlieren“, stellt die Grünen-Fraktion mit Hinweis auf die jüngst veröffentlichten Zahlen zum Mobilitätsverhalten der Leipziger fest.
Der Anteil der Elektrofahrzeuge wächst
Der Wandel in der Antriebstechnologie zeigt sich in den jüngsten Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes durch einen Anstieg an reinen Elektrofahrzeugen um 19 % auf 6.571 (von 5.534 im Jahr 2023) und um 22 % bei Hybridfahrzeugen, deren Bestand innerhalb eines Jahres auf 19.503 Fahrzeuge (2023 waren es noch 16.037) angewachsen ist.
Auch wenn dies bei knapp 234.000 in Leipzig zugelassenen PKW weiterhin ein sehr niedriges Niveau an elektrifizierten Antrieben bedeute, so die Grünen, verzeichnen Benziner und Dieselmotoren erstmals einen Rückgang.
Der Bestand an benzingetriebenen Fahrzeugen geht schon seit Jahren Stück um Stück zurück. Waren im Jahre 2020 noch 166.585 Fahrzeuge mit Benzinmotor in Leipzig registriert, so waren es 2024 nur noch 156.094. Und der Bestand der Diesel-Fahrzeuge sank im selben Zeitraum von 76.958 auf 73.426.
Dieser Trend spiegelt sich auch bundesweit wider: In diesem Jahr liegt der Anteil alternativ angetriebener Fahrzeuge bei über 55 % der Neuzulassungen, wobei Elektroautos (BEV) einen Zuwachs von über 41 % im Vergleich zum Vorjahr erzielten. Dieser Schwung sollte die Trendumkehr somit auch in den nächsten Jahren nicht nur bestätigen, sondern auch beschleunigen, so die Grünen.
Die Ladeinfrastruktur muss mitwachsen
„Die Zahlen belegen, dass wir uns in Leipzig auf einem wichtigen Transformationspfad hin zur Elektromobilität befinden, den es fortzusetzen und zu beschleunigen gilt. Leipziger/-innen, die auch künftig auf einen eigenen PKW angewiesen sind, spüren zunehmend die Anreize zum Umstieg auf vollelektrische oder wenigstens Hybridantriebe“, kommentiert Sylvia Herbst-Weckel, Sprecherin für Elektromobilität der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Leipziger Stadtrat, die Zahlen.
„Die systematische Erweiterung der Ladeinfrastruktur ist dabei ein nicht zu unterschätzender Teil einer erfolgreichen Verkehrs- und Energiewende in Leipzig, der vor allem der Luftreinhaltung dient – sie ist Grundvoraussetzung. Unsere Fraktion hat deshalb bereits vor Jahren größere Anstrengungen in den großen Wohngebieten gefordert, um allen Bürger/-innen einen niedrigschwelligen Zugang zur Elektromobilität und damit den Schritt weg vom Verbrenner zu ermöglichen.
Nicht nur in den dicht besiedelten Vierteln ist in den vergangenen Jahren merklich etwas passiert, auch vor kommunalen Einrichtungen wie etwa den Leipziger Schwimmhallen wurden Ladepunkte eingerichtet, vor allem dank des Engagements unserer Stadtwerke als wichtigstem Player der Ladeinfrastruktur in Leipzig.
Auch das mittlerweile bestehende Netz von 21 Ladepunkten für E-Bikes in der Region Leipzig ist ein Vorbild für die ganzheitliche Betrachtung der Elektromobilität. Die Verbindung von E-Auto-Ladepunkten und E-Bike-Stationen zeigt, dass die Stadt die multimodale Mobilität der Zukunft bereits heute aktiv gestaltet.“
Hatten elektrisch betriebene Fahrzeuge 2020 in Leipzig noch einen Anteil von gerade einmal 2,7 Prozent, so ist ihr Anteil 2024 auf 9,5 Prozent gestiegen. Mittlerweile ist also fast jedes zehnte Kraftfahrzeug auf Leipzigs Straßen mit einem Elektro-Antrieb ausgestattet. Und entsprechend wächst der Druck auf die Stadtwerke, weitere Ladepunkte im Stadtgebiet zu installieren.
Entsprechend der Umsetzung des Ladeinfrastrukturkonzepts der Stadt Leipzig sollen bis 2030 950 Gleichstrom-Schnellladepunkte und 2.150 Wechselstrom-Ladepunkte eine flächendeckende Versorgung sicherstellen.
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Es gibt 16 Kommentare
Ob die Autos auch öfter als 4x/Woche genutzt werden, darf bezweifelt werden.
Das SrV 2023 hat für Leipzig ergeben, dass nur noch 31% der Wege mit dem Auto zurückgelegt werden. Zu Fuß sind es nun mit 33% sogar etwas mehr. Noch im Jahr 2003 haben die Leipzigerinnen und Leipziger 43% ihrer Wege mit dem Auto zurückgelegt.
Wo die zusätzlichen Autos stehen? In Tiefgaragen. Nahezu jeder Neubau hat eine Tiefgarage und das schlägt sich auf die Baukosten nieder. In den letzten 5 Jahren sind jährlich ca. 2.500 Wohnungen entstanden und für fast jede gab es einen PKW-Stellplatz.
Alles verständlich, aber ohne vernünftige Alternative (ÖPNV) geht es sehr schwer die Anzahl zu verringern. Radfahren ist halt nichts für alle. Da ist es schon witzig, das bei der S-Bahn aller Jahre mal wieder alles neu gemischt wird. Die die vom Süden der Stadt zu den Gewerbegebieten im Bereich Torgauerstraße wollen dürfen ab 2026 umsteigen. 2 S-Bahnen ab Markkleeberg-Gaschwitz fahren nur noch von Connewitz, ab 2027 wahrscheinlich doch wieder. Da gewinnt einer der wichtigsten Gründe für ein Auto wieder an Gewicht, die ständige und zuverlässige Verfügbarkeit.
Hallo Sebastian, da sind wir fast beieinander. Das Wachstum wird so nicht weitergehen können, s.a. “Die Grenzen des Wachstums“ vom Club of Rome
Verlagerung mag eine temporäre Lösung sein, irgendwann wird es aber einen Schwund geben (müssen). Die Geburtenrate spricht da ihre eigene Sprache. Die damit assoziierten Probleme (Pflege, Betreuung, Fachkräftemangel, Aufrechterhaltung der täglichen Services und Dinge) sind sicher noch etwas herausfordernder als die durch die Autos verursachten.
Aber die Frage stellt sich schon: Warum nicht auch im Kleinen umsteuern und dem Crash mit der Wand aus dem Weg gehen?
Hallo Christoph,
sie diskutieren hier mit jemandem, der relativ fatalistisch denkt. Sich vorzustellen, dass ÖPNV oder Radverkehr “nachhaltig” wären, gibt nur eine Illusion vor, die von der Agrargesellschaft ablenkt. Die vielen Millionen, die zum Beispiel (nur eins) Schienenverkehr kostet, egal ob auf Fahrzeug- oder Streckenseite, sind der Gegenwert zu Stahl und Kupfer, der als Erz gefördert und mit riesigen Äquivalenten an Energie zum Endprodukt (gewalzte Schiene, gewickelter Motor, gefrästes Getriebe) gefertigt wird.
Auch voll besetzt (und das ist sie selten) verbraucht diese Bahn Ressourcen der Gesellschaft. Ja, mit Bahn/Bus/Rad statt Outo geht das alles langsamer mit dem Verbrauch, völlig unstrittig. Aber es ist überhaupt nicht nachhaltig, weil weg ist weg, und der Weg geht weiter Richtung Erschöpfung der Ressourcen.
Ein Mensch weniger, DAS wäre nachhaltig. Weniger Wachstum in der Wirtschaft, oder gar Schrumpfung, DAS wäre nachhaltig. Nicht immer mehr Technik, die Probleme anderer Technik löst, ist nachhaltig. Die KI, die mit Solarzellen und Windkraft “nachhaltig” betrieben wird, ist das nachhaltig? Wir wollen Freizeit, Mobilität und Bequemlichkeit, und nicht großen Verzicht. Der eng getaktete Schienenverkehr, egal ob nah oder fern, ist in Wahrheit nicht der große Verzicht in Punkto Ressourcen, sondern einfach eine andere Bequemlichkeit, um nicht auf Bedürfnisse á la “kann ich mit dem neuen IC an einem Tag nach Warnemünde und zurück fahren” verzichten zu müssen. Ich denke so ehrlich kann man sein.
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Der Plattenbau in Grünau, der aufgrund Bevölkerungsrückgang vor 20 Jahren abgerissen wurde, machte Platz für eine Wiese. Die Fläche ist entsiegelt, sie produziert Sauerstoff und bietet Platz für ein bißchen Raupe, Wurm und Blume. Es wäre damit deutlich mehr damit geleistet (wenn man das Kriterium “nachhaltig” anlegen würde), als wenn ich in den Elektrobus steige, auf dem plakatiert ist, dass ich mit ihm den Klimawandel aufhalte.
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Ich will Ihnen den gewählten Begriff “nachhaltig” gar nicht so sehr unter die Nase reiben, weil Sie in Ihrem grundsätzlichen Punkt ja genauso denken wie ich: Immer mehr Autos, die zudem noch immer größer werden (SUV), das geht nicht. Klar verstehe ich Ihre gestellte Rechenaufgabe, ich hatte auch mal lineare Gleichungssysteme im Unterricht. Aber woher die Annahme, dass es unendlich steigen wird? Meinen Sie nicht, dass der Leidensdruck durch Abschleppen / Einhaltung der Regeln irgendwann steigen wird?
Für mich ist klar, dass ich bei meiner aktuellen Wohnungssuche nie in Gegenden wie Stötteritz oder Schleußig ziehen werde, außer es gibt einen Innenhof oder Tiefgarage zum Parken. Ich denke, dass auch andere Leute darüber nachdenken, notfalls über Alternativen zur Stadt (siehe Eigenheimbestrebungen). Ein Garagenhof in laufbarer Entfernung wäre auch eine gute Sache, finde ich.
Hallo Sebastian,
Ich bin selbst PKW Besitzer, kenne also die Situation zur Genüge.
Voll ist Voll – zusätzliche Fahrzeuge lassen sich ab da nicht mehr unterbringen. Ob der Zeitpunkt bereits erreicht ist, muss jeder selbst einschätzen.
Sie können ja mal eine Zeitreihe für die nächsten 5 Jahre aufstellen und das Problem mit einer sehr moderaten Wachstumsrate von 1000 PKW p.a. neu betrachten.
Solange die absolute Zahl der PKW wächst, wird der (nichtvorhandene) Platz immer knapper.
Schon deswegen sind nachhaltige Lösungen gefragt. Stimmen Sie da nicht zu?
Hallo Christoph,
> “Ein individuelles Recht auf einen PKW Stellplatz im öffentlichen Raum direkt vor der Haustür besteht meines Wissens nicht.”
Ich kenne dieses Argument nur von “Autogegnern”, um es verkürzt auszudrücken. Von den Leuten, die das gemäßigter sehen, hab ich die Worte “Grundrecht” oder ähnliche bisher nicht gehört. Weder “Jeder” noch “direkt vor der Tür”.
Reden wir hier wieder über ein Problem, was nicht alle stellen?
Um bei Ihrer volles-Glas-Metapher zu bleiben: Ein halber Tropfen mehr ändert nichts. Wenn das Glas 0,2 L hat, sehen 0,2008 Liter nicht anders aus. Und auch, wenn Wörter wie “quetschen”, “restlos voll” und so weiter das suggerieren, sieht die Realität doch gar nicht so aus. Und ja, es gibt Brennpunktgebiete in Leipzig.
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Aus dem Artikel:
“Der Bestand an benzingetriebenen Fahrzeugen geht schon seit Jahren Stück um Stück zurück. Waren im Jahre 2020 noch 166.585 Fahrzeuge mit Benzinmotor in Leipzig registriert, so waren es 2024 nur noch 156.094. Und der Bestand der Diesel-Fahrzeuge sank im selben Zeitraum von 76.958 auf 73.426”
Danke Radograph, das unterstützt meine Argumentation.
Es sollte übrigens Substituten heißen…
Hallo Sebastian,
Laut Artikel handelt es sich um zusätzliche PKW und nicht um Sustituten, daher auch der zusätzliche Platzbedarf.
Wenn die Stadt voll ist, bedarf es anderer Lösungen: Quartiergaragen, Stellplatznachweis bzw. Anwohnerparken oder sogar Zulassungsbeschränkungen.
Immer mehr Autos reinzuquetschen bis alles restlos voll ist, ist auch nicht die Lösung. Von den in Mitleidenschaft gezogenen Rechten der Fußgänger und Radfahrer ganz abgesehen.
Ein individuelles Recht auf einen PKW Stellplatz im öffentlichen Raum direkt vor der Haustür besteht meines Wissens nicht.
Vielleicht einfach mal sacken lassen, in ein volles Glas kann man auch nichts mehr einfüllen. Das ist vielleicht nicht angenehm, aber so ist es nun mal.
Personenkraftwagen 187 618, 203 572, 220 026, 232 677, 234 947
Auf https://statistik.leipzig.de/statcity/table.aspx?cat=10&rub=2 leicht nachzulesen. Beispielsweise PKW aller 4 Jahre (2008, 2012, 2016, 2020, 2024).
Personenkraftwagen 187 618 203 572 220 026 232 677 234 947
Im Trend langsamer, aber immer noch wachsend, in etwa parallel zur Bevölkerungsentwicklung.
Hallo Christoph,
wenn ich den Artikel richtig gelesen habe, gibt es bei Benzinern und Dieseln einen Rückgang, so dass nicht von “zusätzlichen” PKW auszugehen ist. Die Traktionsart bei den verkauften Neuwagen wandelt sich hin von klassischen Verbrennern über die vielen Mild- und Vollhybriden hin zum komplett elektrischen Fahrzeug.
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Eine andere Antwort auf die von Ihnen gestellte Problemstellung ist, dass bei zugelassenen 234.947 PKW weitere 1.000 Stück nicht ins Gewicht fallen würden. Wie gesagt, FALLS sie “oben drauf”, also zusätzlich kommen. Das wären 0,4 %, das würde niemand merken.
Hallo Sebastian,
Das Problem ist: Wo sollen die zusätzlichen Autos hin?
Hallo Christoph,
die Lösung für welches Problem genau hätten Sie gern? Ich glaube, in der Definition des Problems werden die eigentlichen Unterschiede liegen, die bei diesen Diskussionen so oft zutage treten.
Hallo Seastian,
Ohne Bürger keine Gastro, keine Geschäfte, keine Autos…, das vorneweg.
Tatsache ist, dass der Platz nicht unbegrenzt zur Verfügung steht und entsprechend priorisiert werden muss. Was wäre denn ihr Vorschlag zur Lösung? Bin gespannt!
Hallo Christoph,
> “die Stadt ist doch in erster Linie für die Bürger und nicht für die Autos”
Die Autos sind ebenfalls für die Bürger, so wie die Geschäfte, die Wohnhäuser, die Haustiere oder die (außen-)Gastronomie.
Nur eine kurze Frage: woher soll der Platz für die etwa 1000 zusätzlichen PKW gefunden werden? Diese benötigen als Stellplatz ungefähr eine Fläche von 10.000 m². In einer Stadt wie Leipzig. Wo Platz knapp ist, wird das sicherlich zum Problem. Zumal sich das Wachstum bei PKW vielleicht abschwächt, aber nicht aufhört beziehungsweise der Bestand sich nicht verringert.
Welche Maßnahmen werden von den zuständigen Dezernat drei und fünf geplant und auch umgesetzt, ohne dass dafür wieder neue Stellen geschaffen werden müssen. Die Stadt ist doch in erster Linie für die Bürger und nicht für die Autos da ein Gang ins Stadtarchiv lohnt da sicherlich, um zu sehen, wie viel Platz es auch in der Vergangenheit in Leipzig noch gab. Instruktiv ist auch der Videoclip unter folgendem Link: https://youtu.be/CETIdLkJM4k