Die deutschen Autobauer haben zwar gründlich die Zeit verpennt und immer noch auf immer neue Verbrenner gesetzt, wo selbst der Hauptabnehmermarkt China längst von E-Autos dominiert wird. Die Entwicklung ist längst nicht mehr aufzuhalten. Und das trifft auch das Taxigewerbe, wo in den nächsten Jahren eine komplette Umstellung des Wagenparks von Verbrennern auf E-Motor zu erwarten ist. Aber dafür braucht es eine wichtige Voraussetzung: genügend Ladestationen für Taxis.
Noch scheint das Leipziger Taxigewerbe nicht auf dieser Schiene zu sein. Vielleicht warten einige Anbieter auch darauf, dass es den verschlafenen deutschen Autobauern doch noch gelingt, das Verbrenner-Aus für das Jahr 2035 zu kippen. Aber echte Zukunftspolitik ist das nicht. Gut beratene Taxifahrer steigen auf E-Fahrzeuge um.
Und wie eine Stadt dafür schon vorsorgen kann, haben sich die Leipziger Grünen in Hamburg abgeschaut. Ihren Antrag zu mehr E-Ladestationen für das Taxigewerbe begründete in der Ratsversammlung am 29. Oktober Stadträtin Sylvia Herbst-Weckel.
„Das Taxigewerbe spielt als wichtiger Bestandteil des öffentlichen Personennahverkehrs eine bedeutende Rolle im städtischen Verkehrssystem. Durch die hohen täglichen Fahrleistungen von Taxis bietet die Umstellung auf Elektromobilität ein erhebliches Potenzial zur Reduzierung von CO₂-Emissionen und Luftschadstoffen in unserer Stadt“, stellten die Grünen in ihrem Antrag fest.
„Ein wesentliches Hindernis für die Umstellung auf Elektro-Taxis ist bislang die unzureichende Ladeinfrastruktur, insbesondere an den Standorten, an denen Taxis regulär warten. Die Installation von Ladesäulen direkt an Taxiständen würde es den Fahrer*innen ermöglichen, ihre Fahrzeuge während der Wartezeiten aufzuladen, ohne zusätzliche Wege in Kauf nehmen zu müssen. Dies erhöht die Attraktivität von Elektrofahrzeugen für das Taxigewerbe erheblich.“
Mehrere Städte in Deutschland, darunter Hamburg und München, hätten bereits ähnliche Projekte erfolgreich umgesetzt und konnten dadurch den Anteil von Elektro-Taxis deutlich steigern.
„In Hamburg wurde im Rahmen des Projekts ‚Zukunftstaxi‘ eine spezielle Ladeinfrastruktur für E-Taxis geschaffen. Vattenfall hat an 13 Standorten Schnelllader speziell für Elektro-Taxis installiert, wodurch Hamburg zum größten Anbieter von Schnellladeinfrastruktur für Taxis wurde. Die Landeshauptstadt München fördert E-Taxis mit einem eigenen Programm, das von Januar 2024 bis Dezember 2025 läuft und die Umstellung der Taxiflotte auf emissionsfreie Fahrzeuge unterstützt.
Leipzig sollte diesen Beispielen folgen und die notwendige Infrastruktur schaffen, um den Umstieg auf emissionsfreie Taxis zu erleichtern. Die Beteiligung des Taxigewerbes an der Finanzierung und der Druck über die Konzessionsvergabe stellen sicher, dass die Umstellung nicht allein auf freiwilliger Basis erfolgt, sondern systematisch vorangetrieben wird.
Gleichzeitig wird durch die enge Einbindung des Gewerbes in die Konzeptentwicklung gewährleistet, dass die spezifischen Bedürfnisse der Taxiunternehmen berücksichtigt werden. Für die Finanzierung können außerdem Förderprogramme wie die der KfW genutzt werden, die Zuschüsse für den ‚Erwerb und die Errichtung von Ladeinfrastruktur an Stellplätzen von Unternehmen‘ bereitstellt.“
Warum einfach, wenn’s auch kompliziert geht
Eigentlich alles ganz einfach. Aber nicht in Leipzig. Wie kompliziert es tatsächlich ist, in Leipzig eine eigene Ladeinfrastruktur für Taxis zu installieren, listete das Amt für Wirtschaftsförderung in seiner Stellungnahme sehr akribisch auf. So akribisch, dass man stellenweise das Gefühl bekommt, dass es praktisch unmöglich ist, besondere Ladeinfrastruktur für Taxis in Leipzig zu schaffen.
„An Taxihaltestellen dürfen keine privaten Fahrzeuge halten oder gar für einen Ladevorgang länger stehen. Die Ladesäulen wären daher wenig ausgelastet und damit unwirtschaftlich. Ein Investor wird sich kaum finden.
Für Taxifahrer ist das Laden zu Hause bzw. in der Taxizentrale deutlich günstiger als an öffentlichen Ladestationen mit höheren Tarifen“, stellte das Amt in seiner Stellungnahme ziemlich trocken fest. Es ist wirklich erstaunlich, wie entmutigend manche Ämter sein können, wenn sie vor allem Gründe suchen, warum bestimmte Dinge gar nicht gehen.
Aber zumindest rang man sich im Amt zu einem Sonderfall durch: „Ein Sonderfall könnten Schnellladestationen in der Nähe von Taxi-Hotspots sein, an denen täglich viele Taxen zusammenkommen, beispielsweise am Bahnhof. An diesen Orten wird die Reservierung einer Ladestation mit Taxihalteplatz geprüft, sobald mehr E-Taxen im Umlauf sind und kann bei festgestelltem Bedarf von einem Investor errichtet werden.“
Das ist wieder amtliche Verzögerung. Statt den Schnellladepunkt einfach zeitnah zu installieren, damit der Anreiz für Taxifahrer da ist, aufs E-Auto umzusteigen.
Das Problem mit Henne und Ei sehen Rathausmitarbeiter augenscheinlich anders als gewöhnliche Leute.
Mehr Ladepunkte an Mobilitätsstationen
Aber zumindest sieht das Amt für Wirtschaftsförderung noch einen zweiten Weg, die Taxifahrer hin zur E-Mobilität zu bewegen: „Die Stadtverwaltung schlägt vor, die Verfügbarkeit der Einzelelemente Taxihalteplatz und öffentliche Ladestation an den Mobilitätsstationen weiter auszubauen – und so der Stadtgesellschaft – aber auch den Taxis Ladeoptionen zu bieten.“ Und: „Das Amt für Wirtschaftsförderung unterstützt Taxiunternehmen gern bei der Akquise von Fördermitteln für den Aufbau einer Ladeinfrastruktur auf dem Betriebshof, sobald sich Möglichkeiten hierzu bieten.“
Mehr ist nicht drin, könnte man formulieren. Immerhin – so Herbst-Weckel – gibt es schon 1.300 Ladepunkte an 350 Stationen in Leipzig. Das Ladenetz wächst mit der zunehmenden Zahl von E-Fahrzeugen. Wenn man nun die Taxifahrer auch noch zum schnellen Umstieg animiert, indem man ihnen bei einer vernünftigen Ladeinfrastruktur hilft, ist schon viel gewonnen.
Weshalb Sylvia Herbst -Weckel auch lieber gleich den Verwaltungsstandpunkt zur Abstimmung stellte, der dann 42:12 Stimmen bei vier Enthaltungen bekam. Da die Stadt zuvor mit den Stadtwerken gesprochen hat, dürfte das vorgestellte Konzept mit dem Ausbau der Mobilitätsstationen in den nächsten Jahren wohl auch umgesetzt werden.
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Keine Kommentare bisher
Eigentlich eine prima Idee, aber hier “regelt der Markt ab”.
Dazu gab es am 27.10. einen Artikel in der LVZ.
* E-Autos zu teuer; teurer als Verbrenner.
* Reichweite zu gering (durch Taxinutzung effektiv nur ca. 70% des Akkus zum Fahren nutzbar)
* Schnellladesäulen erforderlich, da Zeit = Arbeitszeit
* Strom an Ladesäulen zu teuer
* keinerlei Fördermittel
Hamburg und München unterstützen den Kauf eines E-Autos mit bis zu 10.000Euro.