Anlässlich der vom 20. bis 29. November stattfindenden Europäischen Woche der Abfallvermeidung (EWAV) möchte die Leipziger Arbeitsgruppe Abfall mit einigen Gedanken zum Thema Kunststoffabfall informieren und mit Gedanken und Ideen motivieren, die Abfallflut gemeinsam zu verringern. In der Arbeitsgruppe haben sich Leipziger Ehrenamtliche zusammengetan, um für einen umweltbewussteren Umgang mit Abfall zu werben.

Und immerhin gibt es ja auch gute Neuigkeiten: Seit Juli 2021 treten in Deutschland schrittweise Gesetze in Kraft, die unter anderem den Plastikmüll reduzieren sollen – Umsetzungsmaßnahmen aus einer EU-Richtlinie. Dazu zählt das Verbot unter anderem von Einwegbesteck, „Strohhalmen“ und Rührstäbchen. Ab 2022 dürfen Händler keine leichten Tüten aus Kunststoff mehr ausgeben. Ab 2023 sind Caterer, Lieferdienste und Restaurants verpflichtet, auch Mehrwegbehälter als Alternative für das Essen „to-go“ anzubieten.

Klingt gut? Ist auch gut – aber leider nur zum Teil, denn es gibt viele Ausnahmen, stellt die Arbeitsgruppe fest.

Viele Ausnahmen und Schlupflöcher

Denn viele umweltbelastende Einweg-Kunststoffprodukte bleiben weiterhin uneingeschränkt erlaubt, z.B. Feuchttücher, die teilweise aus Kunststoff hergestellt sind. Auch das Mehrweggesetz kann nur ein gut gemeinter Anfang sein, denn Imbissbuden, Cafés und Gaststätten mit maximal 80m2 Gesamtfläche und bis zu fünf Angestellten sind von der Mehrwegpflicht ausgenommen.

Was an Einwegprodukten am Ende tatsächlich recycelt wird. Grafik: Greenpeace
Was an Einwegprodukten am Ende tatsächlich recycelt wird. Grafik: Greenpeace

Jeder, der ab und zu „Take-Away“-Essen, also Speisen zum Mitnehmen, in Anspruch nimmt, hat eine Reihe Läden vor Augen, die unter diese Ausnahme fallen. In diesen Läden wird aber das Mitbringen eigener Behälter erlaubt sein. Die großen Läden jenseits der 80m2 müssen auch nicht vollständig auf Mehrweg umstellen. Sie sind lediglich verpflichtet, eine Mehrwegalternative zur Einwegverpackung anzubieten.

„Wenn wir den Plastikmüll reduzieren wollen, müssen wir als Verbraucherinnen und Verbraucher dringend aktiv mitmachen, da Gesetze leider nicht alles regeln können“, stellt Juliane Dorn von der AG Abfall fest. „Wir müssen die Mehrwegvariante einfordern und bewusst einkaufen. Darüber hinaus haben wir die Möglichkeit, auf die Lokalpolitik Einfluss zu nehmen, um in der eigenen Kommune schneller voranzukommen.“

Einweg ist nicht alternativlos

Es gibt bereits mehrere deutsche Städte, die Mehrwegsysteme für Veranstaltungen etabliert haben. Landes- und kommunale Gesetzgebungen fordern abfallarme Konzepte und deren Durchführung.

„Wie schön wäre es, wenn wir in Leipzig bei Großveranstaltungen wie bspw. der Leipziger Buchmesse durchweg auf Einweg verzichten könnten“, sagt Dorn. „Es gibt erste Ansätze. Hoffen wir, dass bald große Schritte folgen.“

Vom 20. bis 28. November 2021 ist wieder Europäische Woche der Abfallvermeidung. Verschiedenste Akteure und Initiativen nutzen diesen Anlass, um Informations- und Mitmachaktionen zu veranstalten – auch hier in Leipzig

Die Aktivitäten des Leipziger Bündnisses Abfallvermeidung in Leipzig zur Europäischen Woche der Abfallvermeidung (EWAV) findet man direkt auf der Homepage der EWAV.

Wer ist die AG Abfall?

Die Leipziger AG Abfall ist eine ehrenamtliche Bildungsinitiative. „Wir beschäftigen uns mit den Themen Müllvermeidung und nachhaltiger Konsum“, erklärt Juliane Dorn. „Wir gehören zum Leipziger Bündnis Abfallvermeidung, einem aktiven Netzwerk vieler städtischer Vereine, Strukturen und Initiativen, die bessere Bedingungen schaffen wollen, um Müll zu vermeiden, Gegenstände länger zu gebrauchen und Mehrweg zu nutzen.“

Ziel ist natürlich am Ende die Herstellung einer richtigen Kreislaufwirtschaft.
„Die Kreislaufwirtschaft ist ein Modell der Produktion und des Verbrauchs, bei dem bestehende Materialien und Produkte so lange wie möglich geteilt, geleast, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt werden“, erläutert eine Website des Europaparlaments, wo man auch weitere Hintergrundinformationen bekommt: „Was bedeutet Kreislaufwirtschaft und welche Vorteile bringt sie für Umwelt, Wachstum und Bürger?“

In den nächsten Tagen werden wir an dieser Stelle einige gebündelte Hintergrundinformationen der AG Abfall veröffentlichen, die motivieren sollen, durch bewussten Konsum die Berge an Müll zu reduzieren. Denn wenn man weiß, wie es geht, kann man seine eigene Abfallbilanz nach und nach deutlich verbessern.

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