Am 8. Januar 2025 wurde nun durch die Stadtverwaltung der Fahrplan für die Leipziger Wärmeplanung vorgestellt. Das eigentliche Wärmeplanungskonzept soll bis Ende 2026 vorgelegt werden. Derzeitig werden ca. 30 % der Haushalte und Firmen in der Stadt mit Fernwärme versorgt. Der vorgestellte Fahrplan der Stadt orientiert darauf, dass zukünftig 50 bis 60 Prozent des Leipziger Wärmebedarfes über das Fernwärmenetz gedeckt werden sollen, also eine Verdoppelung der Versorgungsleistung.

Das Thema ist wichtig und spannend, da es alle Bürger, Firmen und Institutionen in Leipzig betrifft. Denn eine Heizung wird im Winter für jedes Gebäude oder für bauliche Anlagen gebraucht. Und Energie, in welcher Form auch immer, wird nicht preiswerter. Bisher haben in Leipzig jede Firma, jeder Großbetrieb, jeder Verkaufsmarkt, jede Verwaltung und die Besitzer von Ein- und Mehrfamilienhäusern jeweils eigene Heizkonzepte und Heizanlagen.

Diese stadtweite Wärmeplanung und die Bauausführung sollten von einem, von den Stadtwerken unabhängigen Firmenkonstrukt, bearbeitet werden, um Interessenkonflikte zu vermeiden. Diese Festschreibungen zu den Heizungsmöglichkeiten sind für die Planungen in den jeweiligen Stadtteilen, heruntergebrochen für jede Straße bis zu jedem Gebäude, außerordentlich wichtig, dringend erforderlich und kosten viel Geld für den Umbau und Bauleistungen.

Für die Erweiterung der Fernwärmeversorgung wollen die Stadtwerke in den nächsten Jahren

a) die Abwärme aus dem Industriekomplex Leuna, die aber weitestgehend aus fossilen Quellen stammt, zur Wärmeversorgung nach Leipzig bringen (bis ca. 2030/32).

b) Die Stadtwerke haben 2023/24 im OT Lausen eine solarthermische Anlage, als bisher größte in Deutschland, aufgebaut zur Ergänzung der Fernwärmeversorgung ab 2025.

c) In den nächsten Jahren soll in Leuna grüner Wasserstoff hergestellt und über eine Pipeline zukünftig nach Leipzig transportiert werden, zur Versorgung vom Gaskraftwerk Süd in Connewitz und somit zur Erzeugung von Fernwärme für die Stadt (bis ca. 2032/35). Die Erzeugung von Wasserstoff oder Derivate ist aber noch in der Anlaufphase und noch lange Zeit teuer.

d) Im Portfolio der Stadtwerke Leipzig ist noch der Aufbau eines Holzheizkraftwerkes West vorgesehen. Die Verbrennung von Holz ist aber abzulehnen, da es nicht nachhaltig ist. Bei der Verbrennung wird das gespeicherte CO₂ wieder freigesetzt. Zudem: Es gibt im Umland viel zu wenig Wald zur Holzgewinnung und das Holz müsste demzufolge von weit her antransportiert werden, mit den daraus entstehenden zusätzlichen verkehrlichen Problemen und den CO₂-Belastungen.

e) In Planung der Wasserwerke Leipzig wäre zudem die Nutzung der Abwärme aus dem Abwasser im Klärwerk Rosental mittels einer Großwärmepumpe zum Einspeisen in das FW-Netz.

Im vorläufigen Fahrplan zur Wärmeplanung liegen vorrangig Maßnahmen der Stadtwerke vor, es fehlen bisher noch Aussagen für weitere Heizquellen, die geprüft und erschlossen werden sollten:

– Es gibt keine Aussage zur Abwärmenutzung aus industriellen Produktionszyklen im Stadtgebiet (außer der Planung zur AW-Nutzung vom Industriekomplex Leuna), aus Trocknungs-, Koch- und Waschprozessen. Es liegt keine Aussage zur Nutzung der Abwärme von Serverstationen in Leipzig von Institutionen, Verwaltungen oder der Universität vor.

– Der Einsatz von Großwärmepumpen zur Versorgung von Mehrfamilienhäusern wird nicht beschrieben. Die Betreibung dieser Wärmepumpen (WP) würde mittels Strom erfolgen zur Komprimierung von Luftwärme, Wasserwärme oder Erdwärme. Der Betrieb von WP ist aber abhängig von der Leistungsfähigkeit des Stromnetzes. Für den wachsenden Strombedarf für WP und Elektrofahrzeuge muss außerdem dringend das Stromnetz ausgebaut werden. Zur Sicherung der Nachhaltigkeit sollte dann umweltverträglich erzeugter Strom eingesetzt werden.

– Es gibt keine Aussage zur Einbeziehung oder dem Aufbau von kalten Nahwärmenetzen für die Nutzung der Temperaturunterschiede der Flüsse in Leipzig oder der Nutzung von geothermischen Bohrungen im Stadtgebiet (wenn das in der Stadt sinnvoll wäre).

– Zum Betrieb von Biogasanlagen im Stadtgebiet von Leipzig gibt es keine Aussage.

Mit dem Wärmeplanungsgesetz von 2023 wurden die Kommunen in der Bundesrepublik dazu verpflichtet, ihre Bürger bis Ende 2026 darüber zu informieren, in welchem Wohngebieten zukünftig welche Wärmeversorgung Vorrang haben soll. Leipzig hat sich bereits 2021 den Auftrag erteilt, ein Konzept für die Wärmebereitstellung zu erarbeiten.

Die LZ kommentierte diesen Fahrplan und informierte auch zu den unterschiedlichen Positionen der Fraktionen zur Wärmeplanung am 11.01.2025 und am 16.01.2025 zu den Vorstellungen der Klimagruppen, die den Vorrang auf erneuerbare Energien setzen.

Der weitere Ausbau der Fernwärmeversorgung (FW) wird im og. Fahrplan als nachhaltig eingeordnet und ist für die Bürger wünschenswert, aber nur unter bestimmten Voraussetzungen: Bisher gibt es für die FW-Versorgung für die Stadt nur einen Anbieter – die Stadtwerke Leipzig im Verbund der L-Gruppe als Tochterfirma der Stadt Leipzig.

Im festgelegten FW-Versorgungsgebiet wird seitens der Stadt ein Vorrang für die Heizungsversorgung über FW vorgesehen. Damit besteht also eine Monopolstellung durch die Stadtwerke in den im Wärmeplan ausgewiesenen FW-Vorranggebieten. Um das Anschlussinteresse der Eigentümer und Bürgerschaft zu sichern und die Information zu den ortsüblichen Heizungskosten zu gewährleisten, sollte die Stadt ein öffentlich einsehbares Internet-Portal einrichten zur Vergleichbarkeit der Kosten für die unterschiedlichen Heizungsangebote, bemessen in kWh.

Die Stadtverwaltung sollte sich beim Land/Bund mit einsetzen für die Wahlmöglichkeit der FW-Kunden bei der Lieferung von Fernwärme: Bei der Abnahme von FW gibt es bundesweit recht unterschiedliche Kostenberechnungen. Damit die Kosten für die FW bundesweit nicht aus dem Ruder laufen und die Kunden im Fernwärmevorranggebiet nicht nur an einen Anbieter gebunden sind, wäre eine Regelung wünschenswert, sodass der Nutzer, wie beim Strom, einen FW-Tarif aus dem Bundesgebiet auswählen kann, aber die Versorgung über den regionalen Anbieter erfolgt.

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