Mit einer Online-Übertragung aus München wurden am Donnerstag, 16. September, die diesjährigen Gewinner des Deutschen Lichtdesign-Preis, der zum elften Mal vergeben wurde, geehrt. Nominiert waren 35 Projekte in elf Kategorien. Etwa 140 Projekte wurden zum Wettbewerb eingereicht. Außerdem wurden der Sonderpreis Tageslicht und zwei Sonderpreise der Jury verliehen. Einer davon ging nach Leipzig.

Den feierlichen Höhepunkt bot am Ende des Events die Würdigung des Lichtdesigners des Jahres. Mit dieser begehrten Auszeichnung darf sich die Bartenbach GmbH aus Aldrans, Österreich, schmücken, bis im Sommer nächsten Jahres der Lichtdesigner des Jahres 2022 gekürt wird. Das Büro überzeugte mit sechs nominierten Projekten in fünf Kategorien, einem Siegerprojekt in der Kategorie Bildung sowie dem Sonderpreis Tageslicht.

Bei dem Bildungsbau handelt es sich um das von zwei Architekturbüros entworfene Gebäude-Ensemble der Hochschule Luzern am Suurstoffi Areal in Zug-Rotkreuz. „Das Hochschulgebäude, an dem ganzheitliches Bauen erforscht und gelehrt wird, ist konsequent auch selbst so ausgerichtet“, lautet ein Auszug aus der Jurybegründung. „Das Lichtdesign geht neue Wege und bringt mit Lösungen jenseits der Normen neue Ansätze, die für den Nutzer bessere Bedingungen bieten.“

Mit dem Sonderpreis Tageslicht zeichnete die Jury Bartenbach gleich zwei Gebäude auf dem Adidas Campus in Herzogenraurach aus. Unternehmensgründer Christian Bartenbach, dem beim Deutschen Lichtdesign-Preis 2018 bereits der Ehrenpreis für sein Lebenswerk verliehen worden war, gilt als Pionier der Tageslichtplanung. Bei der Adidas Arena lobten die Juroren die Entwicklung eines feststehenden Fassadensonnenschutzsystems (Behnisch Architekten, Transsolar und Bartenbach), das in der Umsetzung alle Anforderungen wie selbstverständlich abdeckt.

Durch die teilperforierten und je nach Himmelsrichtung verschobenen Rauten sind alle Fassadenausrichtungen für die Mitarbeiter gleichwertig in Durchsicht, Verschattung  und Belichtung. Für die Nutzer ergibt sich daraus auch eine maximale Flexibilität in der Raumbelegungsplanung. Das Adidas Halftime des dänischen Architekturbüros COBE ist das zentrale Mitarbeitergebäude mit Betriebsrestaurant, Multifunktionsräumen und individueller Raumgestaltung.

Dort überzeugte die von Bartenbach geplante Tageslichtlenkung. Die dynamische Bewegung des Tageslichtes im Inneren wird durch Betonrippen und deren Glaseindeckung mit lichtlenkendem Material realisiert und für die Mitarbeiter und Besucher spürbar gemacht. Das perfekt eingelenkte Tageslicht optimiert die Arbeitsmöglichkeiten im Großraum bis hin zu den Konferenzräumen.

Sonderpreise der Jury für den Stadtgarten Chur und die Oscar Niemeyer Sphere in Leipzig

Beim Deutschen Lichtdesign-Preis 2021wurden zwei Projekte für den Sonderpreis der Jury ausgewählt: die Oscar Niemeyer Sphere und der Stadtgarten Chur.

Blick aus der Oscar Niemeyer Sphere. Foto: Margret Hoppe / Sebastian Stumpf
Blick aus der Oscar Niemeyer Sphere. Foto: Margret Hoppe / Sebastian Stumpf

Oscar Niemeyer ist ein Meister der Kurven, welche die Lichtplaner von Licht Kunst Licht im Inneren und Äußeren der 2011 entworfenen und nun in Leipzig realisierten Oscar Niemeyer Sphere nachzeichnen.

Überirdisch wirkt die weiß-schwarze Kugel mit der Perfektion ihrer Form und Oberflächen, mit ihrer unwahrscheinlichen Statik und der stolzen Kompromisslosigkeit, die sich nicht erklären muss. Das Licht unterstützt die skulpturale Architektur ganzheitlich und schafft es auch in den schwierigsten Bereichen, das passende Licht in die Kugel zu bringen. Das Licht gibt der Architektur zusätzliche Kraft und Präsenz.

Die Oscar Niemeyer Sphere entstand bis 2020 als Umsetzung eines Entwurfs des brasilianischen Architekten in den Kirow Werken in Leipzig-Plagwitz und gilt auch als architektonische Attraktion, die Freunde der modernen Architektur nach Plagwitz pilgern lässt.

Im Rahmen einer Sanierung des Stadtgartens in Chur wurde über die Bedeutung des Parks nachgedacht und entschieden, diese wichtige Grünfläche der Stadt, die nachts zu einem sozialen Brennpunkt wurde, dennoch auch bei Dunkelheit wieder nutzbar zu machen. Diese Aufgabe hat die Lichtplanung von Michael Josef Heusi bravourös gelöst.

Die Beleuchtung der beiden Denkmale und die eingeleuchteten Bodenflächen geben dem Besucher an den Enden der Längsachse des zentralen Wegkreuzes visuellen Halt. Es soll der Eindruck entstehen, als würde der Mond durch die Blätter der mächtigen Bäume Schatten werfen.

Mit einem relativ geringen Budget konnte man die Aspekte nächtliche Sicherheit und Aufenthaltsqualität zusammenbringen und den sozialen Brennpunkt ohne behördlichen Zwang entschärfen. Ein Miteinander der verschiedenen sozialen Gruppen ist jetzt möglich. Der Stadtgarten gehört heute wieder zum selbstverständlichen nächtlichen Lebensraum und trägt zur Lebensqualität der Bewohner bei.

Projekte für den Deutschen Lichtdesign-Preis 2022 können bis zum 31. Oktober 2021 eingereicht werden.

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