Die Leipziger Stadtwerke wollen ihre eigenen alternativen Erzeugerkapazitäten deutlich ausbauen. Dazu gehört jetzt auch ein Projekt, das auf einem Acker bei Lausen entstehen soll. Auf einer gegenwärtig konventionell landwirtschaftlich bewirtschafteten Fläche am südlichen Rand von Lausen-Grünau soll in Nachbarschaft zum vorhandenen Kraft- und Umspannwerk eine großflächige Solarthermieanlage entstehen und damit ein Energiestandort entwickelt werden.

Die Anlage ist ein weiterer wesentlicher Baustein zum Ziel, die Stadt Leipzig CO₂-frei zu versorgen. Sowohl die hierfür notwendige Änderung des bestehenden Flächennutzungsplans als auch den Entwurf zum Bebauungsplan Nr. 459 „Energiestandort Lausen“ hat die Stadtspitze jetzt auf Vorschlag von Baubürgermeister Thomas Dienberg auf den Weg gebracht.

Der Stadtrat muss freilich noch abschließend über die öffentliche Auslegung beider Pläne entscheiden. Mit diesem Schritt sollen Flächen für Solaranlagen planungsrechtlich gesichert werden. Dies diene perspektivisch der stadtweiten Energieversorgung, insbesondere durch regenerative Energien, betont die Stadt.

Die geplante Solarthermieanlage zur Warmwasserbereitung nördlich der Gerhardt-Ellroth-Straße wird eine Nennleistung von bis zu 37,5 Megawatt aufbringen können und wäre damit nach heutigem Kenntnisstand die größte derartige Anlage in Deutschland.

Solarwärme für die Stadt

Und sie soll eine zentrale Rolle in der künftigen Wärmeversorgung von Leipzig spielen, wie man im Planentwurf lesen kann. Denn Anstoß für das Projekt war der 2019 ausgerufene Klimanotstand in Leipzig.

„Hierbei soll zur Energieversorgung auf dem Leipziger Stadtgebiet ein sogenannter ‚Transaktionspfad der Wärmeerzeugung‘ mit einem Mix unterschiedlicher Maßnahmen verfolgt werden. Konkret bedeutet dies, dass mit Beendigung der Wärmelieferung aus dem Kohlekraftwerk Lippendorf voraussichtlich ab 2022 für die dann nicht mehr zur Verfügung stehende Energie zur Wärmeversorgung der Stadt Leipzig alternative Lösungen in Betrieb gehen müssen.

Für den Aufbau neuer Erzeugungskapazitäten von rund 250 MW zur Fernwärmeversorgung wird neben dem Neubau des Heizkraftwerks Leipzig Süd an der Bornaischen Straße u. a. auch die Errichtung alternativer, emissionsarmer Erzeugungsanlagen (z. B. Wärme und Strom) verfolgt, wobei Solarthermie im Sommerhalbjahr einen wichtigen Beitrag zur Steigerung des Anteils von erneuerbaren Energien im Fernwärmenetz beisteuern kann.“

Und dabei war bei der Wahl des Standorts auch ausschlaggebend, dass gleich neben dem Feld eine der großen Leipziger Fernwärmeleitungen liegt. Hier muss also nicht erst eine neue Leitung gelegt werden, um die erzeugte Wärme ins Leipziger Netz einspeisen zu können.

Ausschnitt aus dem Flächennutzungsplan der Stadt mit dem eingezeichneten Standort für die Solarthermieanlage. Karte: Stadt Leipzig
Ausschnitt aus dem Flächennutzungsplan der Stadt mit dem eingezeichneten Standort für die Solarthermieanlage. Karte: Stadt Leipzig

„Für den Standort spricht, dass mit dem hier vorhandenen Umspannwerk und dem neu errichteten Blockheizkraftwerk (BHKW) weitere Standortvorteile gegeben sind, welche insgesamt auf einen längerfristigen komplexen Energiestandort im Sinne des ‚Energiemix‘ schließen lassen“, heißt es weiter.

Für 49 Jahre gepachtet

Die planerische Herausforderung bestehe darin, die großflächige Anlage in die Leipziger Kultur- und Offenlandschaft einzufügen, betont die Stadtverwaltung. Deshalb seien sowohl im Bereich der Solarfelder als auch in den Randbereichen umfangreiche neue Grünmaßnahmen vorgesehen, die die Bodenfruchtbarkeit erhalten und die Biodiversität erhöhen sollen – etwa Unterpflanzungen für die Kollektorflächen. Darüber hinaus werden auch Flächen für eine ökologische Bewirtschaftung berücksichtigt.

Zusätzlich zielt die Planung darauf ab, dass nach Ablauf der Betriebsdauer der Anlage – etwa nach 50 Jahren – die landwirtschaftliche Nutzung wieder aufgenommen werden kann. Für die Zeit wird das Feld von einer Agrargenossenschaft gepachtet.

Zu Jahresbeginn wurden mit dem Vorentwurf bereits drei Varianten zur öffentlichen Diskussion gestellt. Im Ergebnis der eingegangenen Hinweise und Anregungen wurde daraus eine vierte Variante entwickelt, die nun Grundlage des vorliegenden Bebauungsplanentwurfs ist.

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