Am Donnerstag, dem 30. März, tagte der Aufsichtsrat der Leipziger Stadtwerke. Er hatte zwei wichtige Tagesordnungspunkte. Der eine war die Neuwahl des Aufsichtsratsvorsitzenden, das andere die Zustimmung zum Bau für die große Solarthermieanlage bei Lausen, mit der künftig 100.000 Haushalte durch Sonnenkraft beheizt werden sollen.

Leipzigs Wirtschaftsbürgermeister Clemens Schülke wird neuer Vorsitzender des Aufsichtsrates der Leipziger Stadtwerke. Dies beschloss das Gremium in seiner Sitzung am Donnerstag. Er löst damit Frank Tornau, Fraktionsvorsitzender der CDU, im Leipziger Stadtrat, ab. Tornau stand seit 2020 dem Gremium vor. Er bleibt den Stadtwerken als Aufsichtsrat weiter erhalten.

Wirtschaftsbürgermeister als Aufsichtsratsvorsitzender

Mit Schülke übernimmt – wie in der Leipziger Gruppe geübte Praxis – wieder ein Bürgermeister die Leitung des Gremiums. Finanzbürgermeister Torsten Bonew ist Aufsichtsratsvorsitzender der Verkehrsbetriebe. Heiko Rosenthal, Bürgermeister für Umwelt, Ordnung und Sport, leitet dieses höchste Gremium bei den Wasserwerken. Oberbürgermeister Burkhard Jung hat dieselbe Position bei der Managementholding Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (LVV) inne.

Damit verantworten diese vier Gesellschaftervertreter den Vorsitz der Aufsichtsgremien in der Leipziger Gruppe.

Clemens Schülke, 1975 in Magdeburg geboren, studierte Rechtswissenschaften an der Universität Leipzig und Management an der HHL. Nach einer Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Rechtsanwalt arbeitete er von 2005 bis 2006 als Fachreferent im Dezernat für Wirtschaft und Arbeit im Dienst der Stadt Leipzig. Danach wurde er bei der LVV als Spezialist für Recht und Strategie tätig. Ab 2011 verantwortete Schülke den Bereich Konzernentwicklung/Recht bei der LVV.

2013 wurde er Geschäftsführer der Verbundnetz Gas Verwaltungs- und Beteiligungsgesellschaft, welche die Anteile von acht ostdeutschen Stadtwerken an der Leipziger VNG bündelt. Im April 2019 kam er als Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung zur Stadtverwaltung. Schülke führte das Dezernat Wirtschaft, Arbeit und Digitales ab September 2020 als kommissarischer Leiter und ist seit 1. November 2022 Bürgermeister und Beigeordneter des Dezernates Wirtschaft, Arbeit und Digitales.

„Ich danke meinem Vorgänger, Frank Tornau, der in einer sehr schwierigen Phase die Leipziger Stadtwerke mit großem persönlichen Engagement als Aufsichtsratsvorsitzender, aber auch Ideengeber unterstützt hat“, sagt Schülke.

„Die Energiekrise hat nun hoffentlich ihren Höhepunkt überschritten, ist aber noch nicht überstanden. Nun heißt es, mit Augenmaß und klugen Entscheidungen alle Kräfte zu bündeln, für eine CO₂-neutrale Zukunft und Versorgungssicherheit, die bezahlbar für Bürger und Industrie ist. Im Bewusstsein der Bedeutung dieses Unternehmens für unsere Stadt sehe ich es daher als Ehre, einstimmig in dieses Amt gewählt worden zu sein.“

Schülke übernimmt die Funktion am 1. April 2023.

Deutschlands größte Solarthermieanlage soll 2025 ans Netz gehen

In der Sitzung am Donnerstag beschloss der Aufsichtsrat auch den Bau der Solarthermieanlage in Leipzig-Lausen. Als Teil des städtischen Fernwärme-Transformationsplans werden die Leipziger Stadtwerke jetzt im Stadtteil Lausen-Grünau die größte Solarthermieanlage Deutschlands auf einem etwa 14 Hektar großen Feld errichten. Optimale Rahmenbedingungen dafür bieten günstige Netzanschlüsse an der Fernwärmetransportleitung neben dem Gelände des Blockheizkraftwerks Leipzig-West.

Der Baubeginn soll noch in diesem Jahr erfolgen. Die Inbetriebnahme der Anlage ist für 2025 geplant.

Das Projekt ist für die Stadtwerke Leipzig ein weiterer Meilenstein auf ihrem Weg in Richtung Klimaneutralität. Denn vor allem in den Sommermonaten ermöglicht die neue Anlage, den Einsatz fossiler Rohstoffe bei der Fernwärmeversorgung zu reduzieren. So trägt sie zur Minimierung der Emission von Treibhausgasen bei. Auch die Fläche selbst soll nachhaltig gestaltet werden: Geplant ist die Pflanzung von Obstbäumen, Hecken und weiteren Grünanlagen.

Neben der Nutzung für erneuerbare Wärme entstehen so am Standort auch artenreiche Blühwiesen und Lebensräume für Kleinsäuger, Insekten und Vögel. Auf ökologisch bearbeiteten Ackerflächen soll weiterhin der landwirtschaftliche Charakter der Umgebung beibehalten werden.

„Nach dem Bau des Heizkraftwerkes Leipzig Süd, welches für eine wasserstoffbetriebene Zukunft vorbereitet ist, wird die derzeit größte Solarthermieanlage Deutschlands ein weiterer bedeutender Schritt hin zur CO₂-neutralen Energieversorgung Leipzigs sein“, sagt Projektleiter Thomas Brandenburg. „Mein Team hat dafür alles vorbereitet, sodass wir nach dem positiven Votum unseres Aufsichtsrates nun zügig mit der Umsetzung beginnen können.“

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