Etwa 2.000 Menschen zogen am späten Dienstagabend mit Bannern und lautstarken Parolen durch den Leipziger Süden. Sie reagierten damit innerhalb eines Tages auf die Zerstörungen in der Connewitzer Wolfgang-Heinze-Straße durch rechte Hooligans. Auf der Online-Plattform Indymedia kündigte ein User namens "Hoolizei" noch am selben Abend einen erneuten rechten Besuch im Kiez innerhalb der nächsten drei Tage an.

Nicht einmal 24 Stunden hat es gedauert, bis die Bewohner von Connewitz eine erste Antwort auf die Randale rechter Hooligans in ihrem Viertel gefunden haben. Am späten Dienstagabend versammelten sich zunächst mehrere hundert Menschen am Herderpark in der Wolfgang-Heinze-Straße zu einer kurzfristig angemeldeten Demonstration durch den Leipziger Süden. Im weiteren Verlauf wuchs die Teilnehmerzahl noch deutlich an – die Forschungsgruppe „Durchgezählt“ geht von 1.900 bis 2.200 Personen aus.

Zu Beginn der Veranstaltung fasste ein Redner die Ereignisse am Montagabend zusammen: „Die Angreifer zerstörten wahnhaft alles, was auf ihrem Weg lag. Diese Aktion hatte das Ziel, den Mythos Connewitz zu brechen.“ Aufgabe der Bewohner dürfe es nun jedoch nicht sein, nur den eigenen Kiez zu verteidigen, sondern weiterhin vor allem das Wohlergehen von Geflüchteten im Blick zu behalten. Kritik wurde an den sächsischen Sicherheitsbehörden laut, die die Gefahr durch Rechtsextreme verharmlosen würden und am Tatort mögliche Beweismittel übersehen hätten: unter anderem ein Messer und Sturmhauben.

Die Demonstration war geprägt von zahlreichen lautstarken Parolen, darunter auch Aufrufe, „Banden zu bilden“ und „Nazis platt“ zu machen. Immer wieder explodierten Böller, was einige Anwohner irrtümlich einen weiteren Angriff durch rechte Hooligans vermuten ließ. In direkter Nähe zum Demozug zeigte die Polizei wenig Präsenz. Die zehn vorangehenden Beamten waren jedoch behelmt und trugen teilweise Schutzschilder. Einzelne Demonstranten bedrängten Journalisten und bedrohten fotografierende Passanten. Andere sammelten Spenden für die von den Zerstörungen betroffenen Geschäfte.

Die Karl-Liebknecht-Straße war voll mit Demonstranten. Foto: Alexander Böhm
Die Karl-Liebknecht-Straße, gefüllt mit 2.000 Demonstranten. Foto: Alexander Böhm

Zum Abschluss kündigte ein Redner an, dass diese Demo nicht die letzte Reaktion auf die Angriffe durch Neonazis bleiben werde und es beispielsweise offene Diskussionsrunden geben könnte. Konkretes sei aber noch nicht geplant. Auf der normalerweise vor allem von Personen aus dem linken Spektrum genutzten Plattform Indymedia veröffentlichte am Abend ein User namens „Hoolizei“ einen „Veranstaltungstipp“. Darin heißt es: „In einer der drei nächsten Nächte werden wir bei euch vorbei schauen, und wehe ihr seid dann nicht bereit!“ Dies solle als Revanche-Angebot an die Connewitzer Antifa-Bewegung verstanden werden.

Die Gurke des Abends präsentierte jedoch der Twitteraccount von „Mopo 24“. Er legte jeweils ein Foto der Antifa-Demonstration und der gefesselten Neonazis nebeneinander und kommentierte: „Die vermummten Linken heute sehen genauso aus wie die vermummten Rechten gestern.“ Der journalistische Mehrwert dieser Information erschloss sich vielen Twitter-Usern nicht.

Zusammenfassung des Demo-Geschehens mit Auszügen aus Redebeiträgen:

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